Franz Felix Jupp Jürgen van Trap und Hitzfeld

MÜNCHEN - Vor dem Gipfeltreffen gegen Magaths Schalker tut sich der neue Chefcoach Louis van Gaal noch immer sehr schwer – wie so viele an der Säbener Straße. Die AZ analysiert anhand seiner Vorgänger, welche Eigenschaften der ideale Bayern-Trainer bräuchte
Das Ergebnis seines letzten Spiels liest Louis van Gaal immer an der Anzahl der Reporter für die Presserunden ab. Als wäre es für den Trainer, der Ajax Amsterdam, den FC Barcelona und die holländische Nationalelf betreut hat, etwas Neues, etwas Überraschendes. „Wir haben wieder verloren, denke ich“, sagte van Gaal, als er in viele Gesichter blickte nach dem 0:2 gegen Bordeaux, dem Tiefpunkt der bisherigen Bayern-Saison.
Etwas mehr als vier Monate ist der 58-Jährige nun im Amt. Seine Bilanz in Zahlen: 18 Pflichtspiele – 50 Prozent davon gewonnen, also neun Siege, fünf Remis und vier Niederlagen. Die entlarvendste war die Dienstags-Pleite in der Champions League gegen den französischen Meister. „Es ist mir ein bisschen zu viel Ball halten“, lästerte Präsident Franz Beckenbauer, „vor 20 Jahren hat man das gemacht.“
Unter Pal Csernai, dem sturen Sicherheitsfanatiker. Später unter Giovanni Trapattoni, der taktisch wertvolle 0:0-Duelle liebte. Am Samstag messen sich die Bayern in der Allianz Arena ausgerechnet mit dem FC Schalke (15.30 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de) – also van Gaal mit Felix Magath, der die Schalker wiederbelebt hat. Ein pikantes Duell. Magath könnte den Bossen wie letzte Saison mit Wolfsburg – erst ein vernichtendes 5:1 im April, einen Monat später die Meisterschaft – beweisen, was sie an ihm weiter hätten haben können.
Beim Holländer wissen die Bayern noch nicht, woran sie sind. Van Gaal ist erfahren, man kann ihm taktisch nichts vormachen – keine Frage. Er hat seine Prinzipien, seine Philosophie, seinen Kopf. Einen Sturkopf. Der „kicker“ fragte, ob seine Übungseinheiten „nicht zu sehr Jugendtraining“ ähneln, nannte seine Menschenführung „gleichmacherisch und stur“. Von seinen sechs Vorgängern könnte er sich trotz seiner Maxime („Ich bin 58, ich ändere mich nicht mehr“) jeweils eine Scheibe abschneiden. Zusammengesetzt ergäbe dies vielleicht den idealen Bayern-Coach.
Die Fachkompetenz von Jupp Heynckes
Im Frühjahr half der Hoeneß-Freund für fünf Spiele aus, rettete im Endspurt die direkte Teilnahme an der Champions-League. In seiner ersten Amtszeit (Juli 1987-Oktober 1991) hatte Heynckes den direkten Draht zum Manager entwickelt, der es „als größten Fehler seiner Karriere“ bezeichnet, Heynckes entlassen zu haben.
Der Eifer von Jürgen Klinsmann
Es blieb wenig Gutes in Erinnerung von der Episode Klinsmann an der Säbener Straße, die nur von Juli 2008 bis April 2009 dauerte. Doch eines konnte man dem Vereinstrainernovizen nicht vorwerfen: Mangelnden Ehrgeiz und Fleiß. Klinsmann wurde von Hoeneß sogar aufgefordert, mal länger auszuschlafen.
Die Menschlichkeit von Ottmar Hitzfeld
Ob in den ersten sechs Jahren ab 1998 oder bei seinem Feuerwehrmann-Intermezzo (Februar 2007 bis Juni 2008) – Hitzfeld stand immer für das direkte, offene Gespräch mit dem Spieler. Es herrschte ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis, selbst die auf die Bank oder Tribüne versetzten Spieler murrten selten auf. Ex-Kapitän Stefan Effenberg: „Ottmar hatte einfach ein überragendes Fingerspitzengefühl.“
Die Coolness von Felix Magath
Der Mann lässt einfach nichts an sich herankommen, glaubt an sich und seinen Weg. Mit Bayern holte er in den ersten beiden Spielzeiten ab Sommer 2004 jeweils das Double, auch von den Bossen ließ sich der teils kautzige, eigensinnige Typ nicht reinreden. Die Entlassung im Januar 2007 führte nicht zu einem Karriereknick, er wurde 2009 Meister mit Wolfsburg und fordert als Schalke-Coach am Samstag die Bayern.
Der Charme von Giovanni Trapattoni
Der Italiener war ähnlich besessen von Taktik und Ordnung auf dem Platz, ließ bestimmte Spielformen stundenlang monoton einstudieren. Der Erfolg blieb in seiner ersten Saison 1994/95 aus, dennoch holten ihn die Bosse 1996 für zwei weitere Jahre zurück. Seine Sprachschwierigkeiten überspielte er mit seinem Lächeln und Augenzwinkern.
Die Autorität von Franz Beckenbauer
Zwei Mal sprang der Funktionär widerwillig als Trainer ein, zwei Mal gewann er nach wenigen Wochen einen Titel: 1994 die Meisterschaft, 1996 den Uefa-Pokal. Vor dem „Franz“ hatte jeder Respekt. Da war das „Mia san mia“ Programm – und musste nicht erst wie von van Gaal beschworen werden.
Patrick Strasser