Frank Zander: "Die Hertha-Hymne ist wie ein Gebet"

"Nur nach Hause" - Frank Zander spricht in der AZ über seinen Stadion-Hit und das Duell zwischen Hertha BSC Berlin und dem FC Bayern München am Samstag.
von  Maximilian Koch
"Vielleicht ist ja ein 0:0 für uns drin“, sagt Hertha-Hymnen Komponist Frank Zander.
"Vielleicht ist ja ein 0:0 für uns drin“, sagt Hertha-Hymnen Komponist Frank Zander. © dpa/Soeren Stache

München/Berlin - Tabellenführer FC Bayern München tritt am Samstag bei der Hertha in Berlin an (15:30 Uhr, Liveticker auf az-muenchen.de). Im Vorfeld hat die AZ mit Frank Zander gesprochen. Der 75-jährige Berliner ist einer der bekanntesten deutschen Schlagersänger und schrieb die Hertha-Hymne "Nur nach Hause".

AZ: Herr Zander, am Samstag empfängt Hertha BSC den FC Bayern. Was empfinden Sie eigentlich, wenn kurz vor dem Anpfiff Ihre Hymne "Nur nach Hause" erklingt?
FRANK ZANDER: Ich bin wirklich stolz, wenn da 70.000 Menschen mitsingen. Es ist ja eine der ältesten Hymnen, die es in Deutschland gibt, mehr als 20 Jahre wird das Lied jetzt schon im Stadion gespielt. Jedes Mal wieder stellen sich dann die Haare bei mir hoch. Diese Hymne wird nicht vergehen. Die Ostkurve steht wirklich wie ein Mann dahinter. Aber was viele gar nicht wissen: Wir verdienen rein gar nichts mit dem Lied. Die Rechte an "I Am Sailing" gehören den Sutherland Brothers.

Sie haben den Klassiker umgeschrieben und zum Hertha-Lied "Nur nach Hause" gemacht. Wie ist die Hymne entstanden?
Das war eines Abends auf Ibiza. Es gab Stromsperre, was damals ja üblich war, und dann habe ich auf der Gitarre gespielt. Lieder von den Everly Brothers, den Beatles und auch "I am Sailing". Irgendwie kam mir dann die Idee: "Nur nach Hause gehen wir nicht..." Weil es so schön war am Strand.

Im Stadion haben Sie das Lied zum ersten Mal 1993 gespielt. Und den Fans hat es direkt gefallen.
Ich war noch heiser, hatte Schnupfen, deshalb habe ich das Lied auf Playback gesungen. Aber ich habe sofort gemerkt, dass die Fans mitgehen. Sie haben ihre Schals hochgenommen. Seitdem ist "Nur nach Hause" wie ein Gebet. Dabei hat das Lied an sich mit Fußball gar nichts zu tun.

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Wenn man ein bisschen gemein ist, vielleicht doch. Das Lied handelt von Sehnsucht – und Sehnsucht nach einem Titel gibt es bei Hertha durchaus. Die einzigen beiden Meisterschaften wurden 1930 und 1931 gewonnen.
Das stimmt. Die Sehnsucht, dass wir das mal schaffen, ist groß. Und ich habe gehört, dass die Bayern gerade nicht die beste Phase haben, dass sie mental nicht gut drauf sind. Vielleicht ist ja ein Unentschieden für uns drin, ein 0:0.

Wie kommt die Hymne eigentlich bei den Hertha-Spielern und Trainer Pal Dardai an?
Ich glaube, es gibt keine Hymne, die solche Emotionen weckt. Die Spieler spüren das auf dem Rasen. Ich habe Pal Dardai neulich getroffen, er sagte mir: Wir Freude uns jedes Mal, wenn wir rauskommen und das Lied hören.

Kennen Sie den Bayern-Song "Stern des Südens"?
Ja, den habe ich schon mal gehört. Aber das ist nicht ganz vergleichbar. "I am Sailing" ist bei den Leuten eher in den Köpfen drin.

Welche Beziehung haben Sie zu Bayern, zu München?
Wir haben die "Plattenküche" damals in München produziert. Deshalb habe ich noch eine starke Bindung. Wir waren damals jede Nacht unterwegs im P1 oder im Lenbachpalast, da sind wir oft mit anderen Musikern hängengeblieben. Ich habe sehr positive Erinnerungen an München.

Sind Sie am Samstag im Stadion?
Ich habe noch eine Karte bekommen, das Spiel ist ja ausverkauft. Ich werde bangen und mich nicht ganz so ärgern, wenn Bayern gewinnt. Bayern hat die besten Spieler, einer verdient so viel wie alle Hertha-Spieler. Aber meine Hymne bleibt die beste!

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