Franck Ribéry im Pech: „Er ist verletzungsanfälliger“

Wieder mal hat es Franck Ribéry erwischt, auch aufgrund seiner Spielweise, meint Franz Beckenbauer. Der Franzose ist kein Einzelfall: Profisportler sind generell auf grenzwertigem Niveau unterwegs.
von  Abendzeitung
Franck Ribéry läuft mal wieder an Krücken.
Franck Ribéry läuft mal wieder an Krücken. © AP

MÜNCHEN - Wieder mal hat es Franck Ribéry erwischt, auch aufgrund seiner Spielweise, meint Franz Beckenbauer. Der Franzose ist kein Einzelfall: Profisportler sind generell auf grenzwertigem Niveau unterwegs.

Franck Ribéry und das Knie: eine lange Geschichte, meist auch noch ohne Happy End. Vor allem das linke Gelenk des Franzosen hat im Laufe seiner Profi-Jahre schon so einiges abbekommen: Mal war es eine Schleimbeutelentzündung, mal eine entzündete Patellasehne und nun nach dem unschönen Einsteigen des Wolfsburgers Josue am vergangenen Samstag eine Zerrung des Kapselbandapparates: fünf Tage Pause, Comeback vielleicht schon wieder in zwei Wochen. Doch ausgerechnet zum Auftakt der geplanten Aufholjagd auf Spitzenreiter Borussia Dortmund kam diese Verletzung nun natürlich äußerst ungelegen.

Aus der Aufholjagd wird erst mal nichts, weder für Franck Ribéry noch für seine Mannschaftskameraden. Hinzu kommt, dass der Flügelstürmer als Wiederholungsopfer gelten muss. Ehrenpräsident Franz Beckenbauer sprach schon mal sein Mitgefühl aus („Es gibt manchmal so Phasen, da erwischt es dich pausenlos“), jedoch nicht ohne zu bedenken zu geben, dass „Franck natürlich auch einer ist, der das herausfordert. Wenn er zwei, drei Gegenspieler vor sich hat, versucht er die zwei, drei auszuspielen - und das lassen sich die Gegner nicht immer gefallen“, meinte der Kaiser am Sonntagabend beim Sender „Sky“. Beckenbauer weiter: „Beim dritten oder vierten Mal treten sie halt mal, und manchmal erwischen die dich.“

Bayern-Fans erinnern sich sicher auch noch an einen gewissen Stefan Effenberg, der vor vielen Jahren einem gewissen David Beckham gleich zu Spielbeginn auf die seine ihm eigene Weise klar machte, was der Engländer in dieser Partie zu erwarten hatte. Ähnliches trifft laut Beckenbauer auch auf Ribéry zu: „Durch seine Spielweise ist er eben verletzungsanfälliger als andere.“

Doch da ist Ribéry natürlich nicht alleine. „Leistungssportler oder Fußballprofis wie Ribéry treiben generell Sport mit einem immensen Pensum und auf einem grenzwertigen Niveau, sind folglich extrem anfällig“, erklärt Tobias Pylypiw, Münchner Diplom-Sportwissenschaftler Rehabilitation/Prävention, „das sieht man auch zum Beispiel bei Olympia, wo Athleten sofort isoliert werden, wenn irgendein Virus umgeht. Die Körper dieser Sportler sind komplett ausgelastet. Sie sind zwar besser versorgt als „normale“ Sportler, aber bei denen ist die Biologie auch nicht anders. Vielleicht gelingt es mit dieser besseren medizinischen Versorgung die Kompensationsmechanismen, die jeder Körper in sich trägt, früher hervorzulocken. Aber das geht natürlich auf die Substanz.“

Ob Ribérys an vielen Stellen geschundener Fußballerkörper besonders anfällig ist, sei schwer bewertbar, so Pylypiw: „Es kommt zunächst darauf an, wie der Verletzungshergang war, welche mechanischen Kräfte auf den Körper gewirkt haben. Es ist natürlich spekulativ zu sagen, ein Anderer hätte diese Belastung ausgehalten. Aber Sportler wie Franck Ribéry wissen halt, sie müssen noch fünf Jahre durchhalten und gehen dann womöglich das Risiko von Folgeschäden ein, irgendwann später ein künstliches Kniegelenk oder ähnliches zu brauchen. Es ist auf jeden Fall eine harte Belastung auf höchstem Niveau – und das über viele Jahre hinweg.“

Hinzu komme der mentale Aspekt, nach einer überstandenen Verletzung wieder ins Wettkampfgeschehen einzugreifen „Es bedarf immensen Selbstbewusstseins und mentaler Stärke, um wieder volle Leistung abzurufen“, meint Pylypiw, „wieder genau so mit Schneid in die Zweikämpfe zu gehen und wieder voll zu belasten.“

Th. Becker

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.