Franck Ribéry: "Habe die Zeit meines Lebens"
Franck Ribéry ist Sportler des Jahres 2012! Hier freut sich Franck Ribéry über die AZ-Wahl und dass er so beliebt ist. Er schwärmt vom FC Bayern und wie gut München ihm und seiner Familie tut. „Eigentlich ist es zu perfekt – das ist unglaublich“.
AZ: Monsieur Ribéry, die AZ-Leser haben Sie zu Münchens Sportler des Jahres 2012 gewählt. Ein echter Münchner wird ausgezeichnet. Passt?
FRANCK RIBÉRY (lacht): Ja, dankeschön. Das ist super, ein tolles Gefühl. Das macht mich sehr glücklich – auch wenn ich es natürlich der Mannschaft zu verdanken habe, Fußball ist ein Teamsport, ohne meine Mitspieler wäre ich ein Niemand. Und das mit dem Münchner stimmt mittlerweile auch.
Ein Stück Heimat? Weit entfernt von Ihrem Geburtsort Boulogne-sur-Mer. Haben Sie noch Heimweh?
Kaum. Natürlich bin ich gerne dort, bei meiner Familie und meinen Freunden. Aber München ist eine Super-Stadt, schön und sauber. Die Menschen sind sehr herzlich, aber auch zurückhaltend und respektvoll. Wenn ich in der Öffentlichkeit mit meiner Familie bin, respektieren die Leute meine Privatsphäre. Das finde ich sehr angenehm.
Sie sind 2007 von Marseille zum FC Bayern gewechselt. Hätten Sie sich gedacht, so lange zu bleiben? Ihr Vertrag läuft sogar bis 2015.
Ich habe noch nie in meinem Leben so ein gutes Gefühl gehabt wie hier in dieser Stadt, in diesem Verein. Es ist meine zweite Heimat. Die ganzen Leute, die Mitspieler, alle Mitarbeiter des Vereins, die Fans - alle geben mir so ein gutes Gefühl. Ich fühle mich fit und frei im Kopf. Für mich ist es perfekt. Nein, das stimmt nicht.
Was meinen Sie?
Eigentlich ist es zu perfekt, wirklich. Das ist unglaublich. Auch für meine Familie. Meine beiden Töchter sind in München aufgewachsen, meine große (Hiziya, d.Red.) ist jetzt sieben, Shahinez fünf Jahre alt. Und mein Sohn Salif ist im September im Harlachinger Krankenhaus zur Welt gekommen. Es ist die beste Zeit meines Lebens.
Sie wollen am liebsten Ihre Karriere beim FC Bayern beenden. Richtig?
Ja, und das ist nicht nur so ein Spruch, das meine ich so. Passen Sie auf! (Ribéry nimmt die Hand und beginnt, mit den Fingern zu zählen, d.Red.): Ich bin beim besten Klub, mit der besten Struktur, der besten Organisation, den besten Leuten, dieses Stadion, Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge. Ich bin seit fast sechs Jahren hier. Alle kennen mich, ich kenne alle. Ich spüre, wie ich geliebt werde. Was will ich mehr?
Sie haben richtig gut Deutsch gelernt. Das hat nicht jeder Franzose geschafft, der bei Bayern gespielt hat.
Ja, es ist ganz gut. Dankeschön. Meine Frau (Wahiba, d.Red.) hat noch Nachholbedarf, sie muss noch ein bisschen lernen. Aber meine beiden Töchter haben es schon ganz gut drauf. Das macht mir als Papa sehr große Freude, ich bin richtig stolz. Sie lernen sehr schnell – unkompliziert, spielerisch. Zum Beispiel durchs Fernsehen. Das habe ich am Anfang meiner Münchner Zeit auch gemacht. Ich habe einfach versucht, das Programm zu verstehen.
Sprechen Sie mit Ihren Töchtern zu Hause auch manchmal etwas Deutsch?
Oh ja! Und das macht uns richtig Spaß, wir reden drauf los. Vor allem, weil wir meine Frau ärgern können, die dann nicht alles versteht (lacht).
Spielen Sie selbst ab und zu den Lehrer?
Ab und zu helfe ich bei den Hausaufgaben. Aber ich bin so selten zu Hause, weil wir mit der Mannschaft und der Nationalelf so viel auf Reisen sind, dass ich dann lieber mit den Kindern spiele oder im Garten herumtolle. Aber ich bin auch sonst für sie da, so gut es geht. Meine Töchter sind auf einer deutsch-französischen Schule, wann immer es geht, bringe ich sie vor unserem Training noch mit dem Auto hin.
Stichwort Säbener Straße. Eigentlich hat doch jeder Spieler auf Weltklasse-Niveau das Ziel, einmal für Madrid oder Barcelona aufzulaufen.
Das ist vorbei, das ist kein Traum mehr. Wir sind der FC Bayern! Natürlich sind das tolle, besondere Klubs in Madrid oder Barcelona. Doch du weißt nie. Ein anderer Verein wäre auch ein Risiko gewesen. Man weiß nie, wie man dann vor Ort zurechtkommt, wie es einem und der Familie gefällt, ob man wirklich glücklich wird. Und wenn wir so spielen wie in dieser Saison, können wir mit allen mithalten.
Um endlich Ihr großes Ziel, den Gewinn des Champions-League-Pokals, zu erreichen.
Wenn man beim FC Bayern spielt, muss man lernen, die Dinge vergessen zu können. Auch wenn es sehr schwer fällt. Denn es tut immer noch weh, wenn ich an das Finale 2012 gegen Chelsea denke. Das war schlimm. Ich werde das wohl nie ganz vergessen können. Aber wir sollten nur noch an die Zukunft denken: Wir haben eine andere Saison, wir stehen in allen Wettbewerben gut da, sind überall dabei. Wir greifen an, wollen so viele Titel wie möglich gewinnen.