Franck Ribéry: Bald der König von Europa?
28 Spiele in Folge ungeschlagen, 81 Prozent Ballbesitz: Franck Ribéry ist der Held beim 2:0 im Derby gegen den 1. FC Nürnberg – und am kommenden Donnerstag auch endlich Europas Fußballer des Jahres?
München - Bis zum Schlusspfiff waren es satte 99,9 Prozent Trikotbesitz. Nur einmal verzichtete Franck Ribéry des Jahres.
Die Gelbe Karte für seinen Jubel-Exzess war schlicht ein notwendiges Übel. "Das war Francks längster Sprint im ganzen Spiel", witzelte Arjen Robben über Francks Feierminute. Ansonsten gab es nur Lobeshymnen für den Liga-Rekordmann.
Voilà: Ribéry ist nach 50 Jahren nun der erste Spieler, der 18 Partien nacheinander gewonnen hat. Chapeau! So einer muss doch am Donnerstag in Monaco, im Rahmen der Zeremonie Auslosung der Gruppenphase in der Champions League, gekrönt werden. Zur Wahl stehen neben Ribéry: Lionel Messi (FC Barcelona) und Cristiano Ronaldo (Real Madrid). "Ich wünsche Franck, dass er verdient Europas Fußballer des Jahres wird", sagt Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, "man hat wieder gesehen, dass er wirklich Extraklasse darstellt. Wäre schön, wenn das auch europaweit so gesehen werden würde."
Erst das Triple – nun die persönliche Thronbesteigung. Der 30-Jährige sehnt sich wie kein anderer nach dieser Bestätigung. Nach dem 2:0 gegen Nürnberg inklusive seines 54. Ligatores sagte Ribéry: "Ich habe alles dafür gemacht. Privat, individuell, im Kollektiv mit der Mannschaft. Ich hoffe, ich gewinne diesen Titel."
Die Mannschaft hat er komplett hinter sich. "Wenn Ribéry mit Barcelona oder Real das Triple geholt hätte, gäbe es gar keine Diskussion", meinte Dante und Schweinsteiger sagte: "Ich würde es ihm wünschen. Er hat eine sehr, sehr gute Saison gespielt, wir haben viele Titel geholt."
Thomas Müller war schon einen Schritt weiter, fragte in die Runde: "Ich drücke ihm die Daumen. Wen muss man da bestechen?"
Ganz andere Frage: Warum ist eigentlich Arjen Robben nicht unter den Top Drei? Der Wembley-Siegtorschütze brillierte gegen Nürnberg als Slalomspezialist, erzielte das 2:0 in vollendeter Tor-des-Monats-Manier.
Spätestens in Minute 78 war klar: Das alte Bayern hatte obsiegt. Auch wenn diese mühsamen Pass-Staffetten nach ganz, ganz alten (van Gaal!) Zeiten aussahen. Das neue Bayern hatte sich zuvor eine Stunde abgemüht. Mit den Neuzugängen Thiago und Mario Götze im Mittelfeld.
Kleine und wendige Spieler wie Pep Guardiola sie schätzt, doch ohne rechten Zug und Drang. Manchmal braucht es neben beeindruckender Werte (81 Prozent Ballbesitz, 90 Prozent Passsicherheit, 623 Pässe zum Mitspieler) auch brachiale Momente und Ruck-Tore wie das von Ribéry.
So wurde der der zehnte Heimsieg hintereinander ermöglicht. 28 Spiele in Folge ist Bayern ungeschlagen – Vereinsrekord. Götze wurde gegen Kroos ausgetauscht. Thiago gegen Müller. Die neue Welt (Götziago) auf der Bank, die alte Welt (Robbéry) auf Siegkurs.
Nun gilt es für System-Revoluzzer Guardiola, die rechte Mischung zu finden. Am Dienstag (18.30 Uhr, Sky live) geht es in Freiburg um die Fortsetzung der Serien, am Freitag schon um den nächsten Titel: den europäischen Supercup gegen den FC Chelsea. "Wenn das Team gut funktioniert, können Einzelspieler den Erfolg ausmachen", betonte Robben. Der vom alten Schlag.