Florian König zum Bundesliga-Start: "Nagelsmanns Gedanken sind hochinteressant"

München - AZ-Interview mit Florian König: Der 54-jährige gebürtige Tübinger moderiert seit 2021 die Kultsendung "Stahlwerk Doppelpass" bei Sport 1.
AZ: Herr König, am 5. August startet die neue Bundesliga-Saison mit dem Kracher Eintracht Frankfurt gegen den FC Bayern. Kribbelt's schon bei Ihnen?
FLORIAN KÖNIG: Auf jeden Fall, die Vorfreude ist groß. Das liegt nicht zuletzt an einigen Transfers, die mich elektrisieren. Beim FC Bayern hat sich viel getan - sowohl auf der Zugangs- als auch auf der Abgabenseite. Und Frankfurt hat mit Mario Götze einen Coup gelandet. Das sind gute Signale für die Bundesliga.
König über Mané: "Bin gespannt, wie er im täglichen Business Bundesliga performt"
Wie knifflig wird dieser Auftakt bei Europa-League-Sieger Frankfurt für Bayern?
Das wird eine spannende Geschichte. Die Eintracht hat europäisch eine fantastische Saison gespielt, in der Bundesliga nicht so sehr. Das soll nun besser werden. Markus Krösche hat es auf dem Transfermarkt super gemacht, um die Chance, sich in der Champions League zu beweisen und in der Bundesliga weiter oben zu etablieren, zu nutzen. Von der Stimmung her wird das ein toller Auftakt sein und eine schwere Aufgabe für Bayern.

Welcher Neuzugang der Münchner ist für Sie am interessantesten?
Für mich ist es Sadio Mané, den finde ich spannend. Ich habe ihn in der Vergangenheit öfter spielen sehen - besonders in der Champions League. Ich bin gespannt, wie er im täglichen Business Bundesliga performt. Mané ist ein hervorragender Spieler, wir müssen aber schauen, wie es funktioniert. Denn nach dem Abgang von Robert Lewandowski wird sich an der Spielanlage im Angriff etwas ändern. Mané ist dabei ein Fixpunkt.
König: "Andere Topmannschaften haben gezeigt, dass es ohne Stoßstürmer gehen kann"
Bayern hat für den Sturm zudem den erst 17-jährigen Mathys Tel verpflichtet. Was erwarten Sie von ihm?
Ich würde mal behaupten, dass das eher ein perspektivischer Transfer ist. Klar: Es ist auch möglich, in sehr jungen Jahren schon eine herausragende Rolle in der Bundesliga zu spielen. Erling Haaland hat es in Dortmund gezeigt. Der FC Bayern ist aber noch mal ein anderer Verein mit einer anderen Wucht, was die Beurteilung von Leistungen angeht. Alles, was ich über Tel höre, lässt einiges erhoffen.
Wird es Bayern gelingen, Lewandowski zu ersetzen?
Ich habe da ein gutes Gefühl. Es gab in der Vergangenheit ja schon ein paar Spiele, als Lewandowski verletzt war, da hat es Bayern ordentlich hinbekommen. Mit dem aktuellen Kader sehe ich eine Chance, dass es klappt. Natürlich fehlen jetzt 40, 50 Pflichtspieltore pro Saison - aber andere Topmannschaften wie Manchester City oder Liverpool haben gezeigt, dass es ohne Stoßstürmer gehen kann.
König: "Dortmund und Leipzig werden die größten Konkurrenten der Bayern sein"
Wird es einen spannenden Meisterkampf geben, nachdem sich Dortmund ebenfalls gut verstärkt hat?
Das ist immer der Wunsch. Auch in den vergangenen Jahren haben wir gedacht: Der BVB greift jetzt richtig an, hat super eingekauft - aber dann hat es nicht geklappt. Ich würde jetzt eigentlich wieder eine Chance sehen, weil Sebastian Kehl einen super Job macht und eine sehr gute Truppe zusammengestellt hat. Aber ob es dann reicht am Ende gegen Bayern oder ob nicht doch wieder Punkte gegen Augsburg oder andere Teams liegenbleiben, ist die Frage. Nicht umsonst ist Bayern zehnmal in Folge Meister geworden. Dortmund und Leipzig werden die größten Konkurrenten der Bayern sein.
Und wie wird die Saison für den VfB Stuttgart, Ihren persönlichen Herzensklub?
Ich bin im Schwabenland groß geworden, in Stuttgart zur Schule gegangen und habe meine Jugend alle zwei Wochen im Neckarstadion verbracht. Daher habe ich den roten Brustring schon nah am Herzen. Ich bin froh, dass sich der VfB vergangene Saison noch gerettet hat - aber das wird wieder eine schwierige Saison, in der man sich strecken muss, um früher als im Vorjahr die Klasse zu halten.
König: "Nagelsmanns Gedanken - auch über den Fußball hinaus - sind hochinteressant"
Sie werden das in Ihrer Sendung "Stahlwerk Doppelpass" sonntagmorgens auf Sport1 genau beobachten. Welchen Gast wünschen Sie sich besonders für die Zukunft?
Julian Nagelsmann möchte ich unbedingt mal da haben, ich arbeite schon ein Jahr daran. (lacht) Bei YouTube habe ich mir mal einige Vorträge von ihm angeschaut. Nagelsmanns Gedanken - auch über den Fußball hinaus - sind hochinteressant. Das wäre ein Geschenk für die Doppelpass-Zuseherinnen und -Zuseher.
Und wie sieht es mit Thomas Müller und Uli Hoeneß aus?
Mit Hoeneß spreche ich häufiger. Er hat mir gesagt, dass er sich mehr zurückhalten will, weil jetzt andere in der Verantwortung sind, die Politik des Vereins nach außen zu vertreten. Das ist auch völlig nachvollziehbar. Aber: Hoeneß hat mir versprochen, in dieser Hinrunde zu kommen. Und Müller wäre mein Wunschkandidat Nummer eins bei den Spielern. Ich kenne ihn persönlich nicht supergut, wir sind uns öfter mal bei der Nationalmannschaft begegnet. Ich nehme ihn wahr als unheimlich lustigen, klar denkenden, unterhaltsamen Menschen. Es wäre ein riesiges Geschenk, ihn mal in der Sendung zu haben. Wir arbeiten dran.
König: "Salihamidzic hat mit dieser Transferphase einen Befreiungsschlag gelandet"
Noch mal kurz zurück zu Müllers Trainer: Trauen Sie es Nagelsmann zu, eine Ära bei Bayern zu prägen?
Das ist bei Nagelsmanns Vorstellung so gesagt worden, deshalb hat er auch einen Vertrag über fünf Jahre bekommen. Ich halte das für möglich und generell sehr viel von Nagelsmann. Er wird sich in seiner zweiten Saison noch mehr freischwimmen und sich noch mehr auf sein Kerngeschäft, das Coachen, konzentrieren. Er hat ja doch am Anfang auch Aufgaben als Außenminister übernehmen müssen, weil sich Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic zurückgehalten haben. Das hat sich nun geändert. Salihamidzic hat mit dieser Transferphase einen Befreiungsschlag gelandet, Kahn ist sichtbar präsenter in der Öffentlichkeit. Das wird dem Trainer helfen, eine funktionierende Mannschaft zu formen.