Finale dahoam: Hoeneß? Lebenswerk

Ohne Uli Hoeneß hätte es das "Finale dahoam" nie gegeben. Sollte der FC Bayern München am Samstagabend Geschichte schreiben, wäre das auch für Hoeneß die Krönung eines Lebenswerks.
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Endspiel der Champions League im eigenen Stadion: Ohne Uli Hoeneß hätte es das alles nie gegeben. Sollte der FC Bayern München am Samstagabend Geschichte schreiben, wäre das auch für Hoeneß die Krönung eines Lebenswerks.

München - Wenn es am Schönsten ist, soll man ja bekanntlich aufhören. Mal angenommen, der FC Bayern gewinnt am Samstagabend in der Tat die Champions League, „dahoam“, also im eigenen Stadion: Was bleibt dann noch für Uli Hoeneß? 33 Jahre und 18 Tage, nachdem er einen darbenden Fußball-Verein übernommen hat, als damals 27 Jahre alter Manager, hätte er alles erreicht – alles.

Hoeneß hat das ja auch in den vergangenen Tagen immer wieder selbst betont: Die Champions League gewinnen, daheim, draußen in der selbst erbauten, selbst finanzierten Arena im Münchner Norden – nein, mehr gehe nun wirklich nicht. Es ist eine historische Chance, die sich dem FC Bayern am Samstagabend bietet. Die ganze Stadt, das Umland – alles vibriert, seit im Halbfinale Real Madrid in einem denkwürdigen Rückspiel ausgeschaltet wurde.

Das Debakel am vergangenen Samstag im DFB-Pokal in Berlin? Nicht mal mehr Randnotiz. Ein Traum, auch das hat Hoeneß in den vergangenen Tagen wiederholt betont, gehe in Erfüllung, ein Traum, für den er mehr als drei Jahrzehnte gearbeitet hat. Er hatte ja immer ein eigenes Stadion haben wollen, er hat es bekommen – es ist irgendwie sein Stadion.

Und jetzt das: „Finale dahoam“, der Sieg greifbar. Keine Frage: Es wäre auch, wenn nicht sogar vor allem der Sieg des Uli Hoeneß. „Was er gemacht hat für den Verein, ist Wahnsinn“, hat Arjen Robben vor dem Endspiel gesagt, „und es wird ein Geschenk für ihn sein, wenn wir gewinnen.“ Ein Geschenk? Es ist kaum in Worte zu fassen, was es Hoeneß bedeuten, was er empfinden würde und vor allem auch dürfte, wenn das am Samstagabend klappen sollte. Schon bei Hoeneß' Geburtstagsfeier im Januar, ergänzte Robben, habe er daran gedacht: „Wenn wir es schaffen, weiß ich nicht, was los ist bei Hoeneß. Es wäre ein Traum für ihn.“ Wenn es um den FC Bayern e.V. geht, dessen Präsident er mittlerweile ist, wenn es um die FC Bayern AG geht, deren Aufsichtsratsvorsitzender Hoeneß ist, spricht der Mann, der das alles irgendwie erfunden und geformt hat, immer von „wir“. Nie von „ich“.

Seinen eigenen Anteil am Erfolg des FC Bayern redet er gerne klein, vor dem Endspiel spricht er von all dem, was sie in den vergangenen zwei, drei Jahrzehnten geschaffen haben. Aber der Einzige, der seit dem 1. Mai 1979 kontinuierlich Visionen umgesetzt hat, ist Hoeneß. Keine falsche Bescheidenheit. Am vergangenen Montag war Hoeneß beim Jahresempfang der Industrie- und Handelskammer München. Da hat er viel von sich preisgegeben, da war zu hören und auch zu spüren, was ihn und damit den FC Bayern voranbringt. „Als ich vor 30 Jahren Manager wurde, war der FC Bayern noch eine kleine Firma“, sagte er.

Dann sprach er über kaufmännisches Denken und Handeln, über Menschenführung, über soziale Verantwortung – vollkommen authentisch, überzeugend. Es sind auch diese Momente, in denen einem einfällt, dass noch kein Spieler ein böses Wort über Uli Hoeneß verloren hat. „Wir spielen für ihn“, sagte Franck Ribery über Hoeneß, über das Spiel am Samstag. Ribery lässt kaum eine Gelegenheit aus, den Präsidenten zu loben, es klingt dann immer, als spreche da ein Lausbub, dessen Kompass bisweilen falsch ausschlägt, über einen Vater, den er gerne gehabt hätte.

Hoeneß sagt, er sehe sich „als Patron“. Er ist streng, aber gerecht – und er hat ein großes Herz. „Wenn ein Spieler drei Tore schießt und 100.000 Claqueure hat, muss ich nicht der 100.001. sein. Aber wenn sich der Spieler das Kreuzband reißt, dann muss ich der Erste an seinem Bett sein“, sagt Hoeneß. Die „kleine Firma“ aus der Säbener Straße in München hatte 7,5 Millionen Mark Schulden, als Hoeneß 1979 als Manager begann. Er hat gleich mal den eigenen Managervertrag wieder aufgelöst und sein Gehalt gekürzt, um Geld zu sparen.

In diesem Jahr wird der FCB 350 Millionen Euro Umsatz und 20 Millionen Euro Gewinn machen – mindestens. Und in sechs Jahren schon soll die Arena abbezahlt sein. Alles undenkbar ohne Hoeneß. 'Uli denkt, fühlt, lebt Bayern – er ist der FC Bayern", sagt Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende. Was bleibt Uli Hoeneß, wenn sein Traum am Samstagabend mit einem Sieg dann tatsächlich vollständig in Erfüllung gegangen ist? Nichts? Nein, sagt Hoeneß, er wolle dafür sorgen, dass die Nachfolge geregelt wird. Das sei die schwierigste Aufgabe für den Leiter einer Firma. Es ist freilich eine Aufgabe, und vielleicht die einzige, an der er beim FC Bayern scheitern wird. Auch Uli Hoeneß wird keinen Nachfolger für Uli Hoeneß finden.

 

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