Finale: Albtraum dahoam schlimmer als 1999

Die verlorenen Finals 1999 und 2012 haben bei Bayern München tiefe Spuren hinterlassen. Insgesamt gab es für den Rekordmeister fünf Endspiel-Niederlagen im wichtigsten europäischen Klubwettbewerb.
SID |
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Die verlorenen Finals 1999 und 2012 haben bei Bayern München tiefe Spuren hinterlassen. Insgesamt gab es für den Rekordmeister fünf Endspiel-Niederlagen im wichtigsten europäischen Klubwettbewerb.

München - Ob die Stars von Bayern München es noch im Kopf haben? Ob sie einen Blick zurück auf die wohl bitterste Niederlage der Vereinsgeschichte werfen werden, die sich am 19. Mai jährt? Anstatt 2012 beim „Finale dahoam“ Geschichte zu schreiben, erlebte der deutsche Fußball-Rekordmeister im Endspiel der Champions League einen „Albtraum dahoam“, der ganz tiefe Wunden riss.

„Das ist ein Drama, unfassbar. Ich habe überhaupt noch keine Orientierung und keine Erklärung“, stammelte ein untröstlicher Präsident Uli Hoeneß am Rande des Banketts, bei dem die Stimmung eher an einen Leichenschmaus erinnerte.

Dazu passte nach dem unglücklichen 3:4 i.E. (1:1 n.V.) gegen den FC Chelsea auch die Rede von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge vor Hunderten von (Trauer-)Gästen, die Züge eines Nachrufes hatte. „Es ist einer dieser Abende, wo man sagt, ich wäre besser daheim geblieben“, sagte er sichtlich gezeichnet und sprach von „Trauer und Wut“, die „große Chance“ verpasst zu haben.

Bastian Schweinsteiger, der den letzten Bayern-Elfmeter an den Pfosten gesetzt hatte, galt als Sinnbild der Pleite. Er habe, ergänzte Rummenigge, Ähnliches schon 1999 erlebt, „als wir in Barcelona auch sehr dramatisch verloren haben. Aber ich habe das Gefühl, das heute ist noch brutaler, noch bitterer und eigentlich auch überflüssiger. Das tut unglaublich weh.“

Dabei galt beim FC Bayern eigentlich jenes 1:2 (1:0) vom 26. Mai 1999 als die „Mutter aller Niederlagen“. Die Münchner hatten in der Nachspielzeit gegen Manchester United in nur 102 Sekunden den schon sicher geglaubten Champions-League-Titel leichtfertig verspielt und waren in ein Tal der Tränen gestürzt.

Nach dem Freistoßtor durch Mario Basler (6.) im Camp Nou von Barcelona hatten sich die Bayern schon am Ziel gewähnt, doch Teddy Sheringham (90.+1) und Ole-Gunnar Solskjaer (90.+3) rissen die Münchner mit ihren Treffern aus allen Träumen. Trainer Ottmar Hitzfeld spricht noch heute von einem „Stich ins Herz“. Dabei hatte Basler nach seiner Auswechslung in der 89. Minute am Spielfeldrand schon die Siegerkappe aufgesetzt und Betreuer Charly Ehmann den Champagner-Kübel an die Außenlinie gebracht – alles war angerichtet für die große Feier.

Basler verschwand nach der Tragödie umgehend in der Kabine, wo er auf einen völlig fassungslosen „Kaiser“ Franz Beckenbauer traf, der von der Tribüne eigentlich zum Jubeln nach unten geeilt war. 'Franz, ist das wahr oder träum' ich?" – „Ja, Mario, das ist wahr.“ Danach habe man sich „einfach in Ruhe leiden lassen“, sagte Basler später.

Die Stimmung 2012 war vergleichbar düster. Dabei hatte keiner gedacht, dass der „Sekundentod“ von 1999 noch getoppt werden könnte - und das ausgerechnet im eigenen Stadion. Nach der verdienten Führung durch Thomas Müller (83.), „zu einem idealen Zeitpunkt“, wie Hoeneß anmerkte, kam Jerome Boateng gegen Didier Drogba (88.) zu spät – 1:1. Zu allem Überfluss scheiterte Arjen Robben in der 95. Minute mit einem Elfmeter auch noch an Petr Cech – und er wollte „am liebsten für eine Woche auf eine unbewohnte Insel“.

Eine ähnliche Dramatik wie in Barcelona und München hat der FC Bayern bei seinen drei weiteren Final-Niederlagen nicht erlebt. Das 0:2 gegen Inter Mailand 2010 tat weitaus weniger weh, zu klar waren in Madrid die Kräfteverhältnisse. Was blieb, waren schlechte Erinnerungen an den Doppeltorschützen Diego Milito.

Auch das 1:2 1987 in Wien gegen den FC Porto war eng mit einem Spieler des Gegners verbunden. Das Hackentor von Rabah Madjer zum zwischenzeitlichen 1:1 in der 78. Minute – Ludwig Kögl hatte die klar favorisierten Bayern in Führung gebracht (25.) – genießt Legendenstatus.

Dass der Siegtorschütze Juary hieß, geriet beinahe in Vergessenheit. Unglücklich war auch das 0:1 im Jahr 1982 gegen Aston Villa in Rotterdam. Die Bayern stürmten, waren klar überlegen – Peter Withe traf (67.). Für die Münchner war es eine Premiere: Nach dem Sieg 1967 im Europapokal der Pokalsieger und den Triumphen im Landesmeister-Cup 1974, 1975 und 1976 war es die erste Final-Niederlage. Es sollten weitere folgen.

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