Filmpremiere: Das "Mia san Mia"-Phänomen des FC Bayerns

Das "Mia san Mia"-Phänomen des FC Bayern war am Dienstagabend Thema des Fußballfilmfestival 11mm in Berlin. Filmemacher Manuel Vering zeigte eine Dokumentation über den Münchner Club.
von  dpa
Filmemacher Manuel Vering (v.l.n.r.), Klaus Augenthaler, Franz "Bulle" Roth, Filmemacher Niels Eixler und Hansi Pflügler bei der Premiere in Berlin.
Filmemacher Manuel Vering (v.l.n.r.), Klaus Augenthaler, Franz "Bulle" Roth, Filmemacher Niels Eixler und Hansi Pflügler bei der Premiere in Berlin. © dpa

Das "Mia san Mia"-Phänomen des FC Bayern war am Dienstagabend Thema des Fußballfilmfestival 11mm in Berlin. Filmemacher Manuel Vering zeigte eine Dokumentation über den Münchner Club.

Berlin - Stolz stehen sie vor dem Berliner Kino Babylon, in dem gleich die Weltpremiere der Dokumentation "Das Mia san Mia-Phänomen - FC Bayern - eine internationale Erfolgsgeschichte" gezeigt wird: Filmemacher Manuel Vering, die ehemaligen Bayernspieler Klaus Augenthaler, Franz "Bulle" Roth, Filmemacher Niels Eixler und Ex-Bayernspieler Hansi Pflügler. In dem Film werden Prominente, Fans und Zeitzeugen zum Phänomen FC Bayern befragt, dessen Erfolgsgeschichte vor 50 Jahren begann.

Dabei sind die Spieler des FC Bayern München sind von ihrem Gewinner-Motto "Mia san mia" selten weiter entfernt gewesen als in dieser Saison. Vielleicht trifft es sich ganz gut, dass dieser Tage die Dokumentation der Deutschen Welle "Das 'Mia san mia'-Phänomen. FC Bayern – Eine internationale Erfolgsgeschichte" weltweit zu sehen ist. Und vielleicht sollte Übergangstrainer Jupp Heynckes seinen Fußballern den Film zeigen. Vielleicht verinnerlichen sie dann besser das jahrelang vorgelebte Selbstverständnis: Uns zieht keiner die Lederhosen aus.

50.000 Kilometer um die Welt

Die Autoren Niels Eixler und Manuel Vering sind 50.000 Kilometer um die Welt gereist, um auf den Kern der Bedeutung des Club-Mottos zu stoßen. Sie besuchten den früheren Bayern-Stürmer Giovane Elber auf seiner Rinderfarm in Brasilien und den einstigen Publikumsliebling Sammy Kuffour in Ghana. Sie ließen Bayern-Fans aus New York, Nazareth und Rio de Janeiro zu Wort kommen, um der Seele des deutschen Vorzeigevereins auf die Spur zu kommen.

Und sie ließen Clubgrößen wie Oliver Kahn, Weltmeister Philipp Lahm oder den Ex-Manager und heutigen Präsidenten Uli Hoeneß Anekdoten erzählen - mal amüsant aber auch emotional ergreifend. Dabei wurde schnell klar, dass "Mia san mia" viel mehr ist als ein bloßes Überlegenheitsgefühl. Was es genau ist, blieb der Film allerdings schuldig.

"Jeder Zuschauer soll sich seine eigene Interpretation davon machen", sagte Eixler nach der Film-Premiere im vollbesetzten Berliner Kino Babylon - mit dabei auch die im roten Janker gekleideten früheren Bayernspieler Klaus Augenthaler, Hansi Pflügler und Franz "Bulle" Roth.

Für Ex-Kapitän Lahm ist das Bayern-Mantra "so ein Gefühl, immer das Maximale erreichen zu wollen". Ähnlich sieht es Kahn, wenn er sagt: "Man muss immer den permanenten Anspruch an sich selbst haben, der Beste zu sein." Wohl kaum ein Spieler in der ruhmreichen Geschichte der Bayern verkörperte dies besser als er.

FC Bayern: eine Mischung aus Volksmusik und exzellent gut gespieltem Hardrock?

Kahn wagt in einer anderen Szene aber auch folgenden Vergleich: "Vielleicht ist der FC Bayern ja eine Mischung aus Volksmusik und exzellent gut gespieltem Hardrock." Den basisnahen Charakter des Clubs betont Uli Hoeneß seit jeher: "Für unsere Mitglieder ist der FC Bayern auch eine Art Heimat." Die Metamorphose vom traditionellen, fest in der bayrischen Kultur verankerten Club zur Weltmarke ist schon lange vollzogen. Ähnlich verhält es sich mit dem Dirndl oder der Lederhose auf dem Oktoberfest: Von der bayerischen Tracht zum internationalen Trend.

Die globale Dimension des FC Bayern dokumentiert der Film sehr schön mit dem Besuch in der Nachwuchs-Akademie des FC Bayern in Japan, wo Talente wie Kanata Tokumoto zu Weltstars geformt werden sollen. Die weltweite Strahlkraft wird aber besonders beim Blick auf die leidenschaftlichen Fans im Ausland deutlich.

Da ist die Brasilianerin Camila Borborema aus Rio, die ihr Bayern-Trikot als Glücksbringer in der Tiefkühltruhe aufbewahrt und Kahn als den "Mann meines Lebens" bezeichnet. Der Palästinenser Kamal Abu Lail erzählt von zerbrochenem Geschirr, wenn sein Team verliert. Aber auch vom FC Bayern als Brückenbauer: "Egal ob Palästinenser oder Jude, wenn Bayern ein Tor schießt, umarmst du jeden." Die Kamera filmt die Fans in ihren Kneipen, wie sie in knallroter Fan-Montur jubeln aber auch leiden.

Die geschickt eingefügten Spielszenen vom ersten Europokalsieg der Bayern 1967 (Europapokal der Pokalsieger) bis zur abgelaufenen Champions-League-Saison sorgen auch bei den Besuchern im Kinosaal für Emotionen. Sie durchleben noch einmal Triumphe und Tragödien der Bayern-Historie. Die Bilder des dramatisch verlorenen Endspiels 1999 gegen Manchester United werden selbst Bayern-Hasser - und davon gibt es viele - nicht kalt lassen.

Beim FC Bayern menschelt es. Das Wort Familie bekommt eine Bedeutung, wenn Elber über seinen Freund Kuffour sagt: "Wenn einer von uns Schmerzen hat, empfindet der andere diese mit." Kuffour erzählt wie ihm die Bayern-Bosse Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge nach dem Tod seiner Tochter zur Seite standen. Selbst Filmautor Vering, alles andere als ein Bayern-Fan, musste eingestehen: "Der FC Bayern hat es mir schwer gemacht, ihn nicht zu mögen."

Die Doku über den FC Bayern ist von der Deutschen Welle und für alle, die bei der Premiere nicht dabei waren, hier zu sehen.

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