Feiern und feuern: Die neue Welt des FC Bayern

München - Vorhang auf! Der FC Hollywood strebt mal wieder auf die größtmögliche Bühne. Aber ganz entschieden, ob das Stück, das er inszeniert und aufführt ein Krimi, ein Drama, eine Tragödie, eine Satire, oder eine Parabel sei soll, hat er sich noch nicht.
Die Mär von der FC-Bayern-Familie
Klar ist: Es war einmal die Mär von der Bayern-Familie. Das schön geschriebene und vielzitierte Märchen von einem Klub, der nicht wie ein reines Wirtschaftsunternehmen – das es schon lange ist, Hoeneß sei dank – agiert, sondern auch wie ein Familienunternehmen geführt werde, hatte in München stets beste Verkaufszahlen.
Die Bayern, eine Firma – pardon, Familie –, in der die Registrierkasse das Herz als lebenserhaltendes Organ noch nicht ersetzt hat, in der Währungen wie Herzblut, Loyalität ebenso in die buchhalterische Rechnung miteinfließen würden, wie die nackten Zahlen.
FC Bayern: Familiär ging es nicht zu
Das Bild, dass die Bayern, die auf hochdramatische Weise den elften Meistertitel in Serie errungen haben (Gratulation!), in dieser Saison abgegeben hat, hat so gar nichts Familiäres an sich. Erst wurde Julian Nagelsmann ohne Würde seines Amtes als Trainer enthoben.
Die Kunde davon machte die Runde ehe Sportvorstand Hasan Salihamidzic oder der Vorstandsboss Oliver Kahn (oder der Schatten-Strippenzieher Uli Hoeneß) den Betroffenen von seinem Schicksal informiert hatten.
Der Sport gerät (leider) beim FC Bayern wieder zur Nebensache
Und nun wurden die Rasierer selbst zu Rasierten. Minuten nach dem emotionalsten Titelgewinn seit Ewigkeiten wurde publik, dass Kahn und Salihamidzic – die wahrlich genug Angriffsfläche geboten haben – das Fallbeil, das sie von ihrem Beruf trennt, ereilt hat. Der Sport geriet (leider) wieder zur Nebensache. Die Sportpolitik stahl Spielern und Trainer das verdiente Rampenlicht.
Ein Kommunikations-Desaster, ein PR-Debakel, Münchner Chaostage. Doch der Schlussakt des neuen FC Hollywood war da noch gar nicht geschrieben: Bayern untersagte Kahn, der diesem Verein über Jahre als Spieler und Funktionär alles gegeben hat, (dass der Titan eigenbrötlerisch und wenig volksnah ist, war alles, nur kein Geheimnis), in Köln anwesend zu sein.
Unwürdiges Schauspiel mit Schuldzuweisungen und Nachtritten
Kahn hielt sich an das Dekret, den emsigen Twitterfinger ließ er sich aber nicht verbieten und machte das Anwesenheitsverbot öffentlich. Es folgte ein von allen Seiten unwürdiges Schauspiel mit erst subtilen Andeutungen, dann Schuldzuweisungen und versteckten Nachtritten.
FC Bayern: Stil kann man nicht kaufen
Dabei habe man sich – wie Präsident Herbert Hainer erklärte – "einvernehmlich" trennen wollen. Der angebliche Weltverein mit Herz offenbarte, dass auch dieses ziemlich dunkel sein kann.
Schade, traurig. Stil – auf allen Seiten – kann man sich eben nicht kaufen: auch nicht mit Abermillionen. Er ist unbezahlbar.