FCB gegen PSG: Fünf Gründe fürs Wunder

München - Die Uefa verzichtet in der Champions League noch auf den Videobeweis. Auf europäischer Bühne hätte der Treffer von Robert Lewandowski gezählt, es wäre das 2:0 gewesen gegen Hannover, die frühe Vorentscheidung. Doch Bayerns Torjäger stand eine Fußspitze im Abseits, wie die Lupe der Videoassistenten in Köln aufgedeckt hatte. So kamen die Niedersachsen zum Ausgleich und forderten die Heynckes-Truppe doch mehr als gedacht. Gut so. Denn im letzten Champions-League-Gruppenspiel gegen Paris St. Germain am Dienstag in der Allianz Arena (20:45 Uhr, Sky & AZ-Liveticker) wird der Widerstand noch größer sein.
Nur ein Sieg mit vier Toren Unterschied würde nach dem 0:3 im September in Paris den Gruppensieg bedeuten. Aussichtslos? "Kommt drauf an, wie das Spiel läuft", meinte Kapitän Thomas Müller, "je nach Spielstand kriegt man vielleicht eine dritte Luft." Was neben Bayerns Rekordballermann Lewandowski, der schließlich zum 3:1-Endstand erfolgreich war und nun auf 51 Tore in 50 Pflichtspielen des Kalenderjahres kommt, außerdem für eine erfolgreiche Revanche spricht?
Die AZ nennt Bayerns fünf Gründe fürs Paris-Wunder:
Müller wieder frisch: Sechs Wochen Verletzungspause, sieben verpasste Pflichtspiele - für Thomas Müller (28) bedeutete der im Oktober in Hamburg erlittene Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel die längste Absenz seiner Karriere. Gegen Hannover glückte ihm trotz dicker Chancen zwar kein Treffer, aber zwei Vorlagen und eine ansprechende Leistung. "Thomas ist unheimlich wichtig mit seinen Wegen, die er macht", erklärte Mats Hummels, "es ist deutlich weniger statisch, wenn er auf dem Platz ist." Daraus resultierten auch die 29 Torschüsse der Bayern (Saisonrekord in der Liga!).
"Thomas war ein belebendes Element, sehr positiv für uns", lobte Trainer Jupp Heynckes und sprach im selben Atemzug das Manko des Nachmittags an: "Vor dem Tor war er nicht der kaltschnäuzige Vollstrecker wie wir ihn kennen. Aber das kommt wieder." Müller dazu grinsend: "Ich muss noch etwas an der Eigensinnigkeit arbeiten."
Verletzte sind zurück: Neben Müller kehrten drei Spieler in den Bayern-Kader der Bayern zurück. Rafinha spielte als Rechtsverteidiger durch, David Alaba und Franck Ribéry kamen zu Kurzeinsätzen. Heynckes hat wieder mehr Alternativen, da auch Innenverteidiger Jérôme Boateng die 90 Minuten problemlos überstand. "Von daher bin ich optimistisch für die nächsten Wochen", meinte der Bayern-Trainer. Für Juan Bernat (muskuläre Probleme) und Arjen Robben (kleiner Muskelfaserriss) kommt das Duell mit Paris jedoch zu früh.
Die Franzosen-Power: Ribéry wird nicht starten am Dienstag gegen seine Landsleute, aber der überragende Kingsley Coman sowie vielleicht auch Corentin Tolisso, der nach seiner Einwechslung die Offensive belebte (siehe Seite 18).
PSG kann verlieren: Unglaublich, aber wahr: Paris hat am Samstag die erste Saisonniederlage in der französischen Ligue 1 kassiert. Das 1:2 bei Aufsteiger Racing Straßburg war überhaupt erst Pflichtspiel-Pleite Nummer eins der gesamten Saison. Kylian Mbappé traf zum zwischenzeitlichen 1:1. Top-Torschütze Edinson Cavani kam erst in der 75. Minute, Weltmeister Julian Draxler in der 81. Minute. Dagegen spielte 222-Millionen-Mann Neymar durch. Nun weiß auch PSG: So schmeckt Misserfolg.
Jupp statt Carlo auf der Bank: In der Nacht nach dem 0:3 in Paris trennte man sich vom uninspirierten Ancelotti, dessen lasches Training den Stars missfiel. Hannover war Sieg Nummer zehn im elften Spiel unter Renovierer und Bessermacher Heynckes.
Der Coach besuchte am Sonntag gut gelaunt den Bayern-Fanklub "Rollwagerl 93", schrieb fleißig Autogramme - und verriet nebenbei, dass er noch gar keinen Vertrag bei Bayern unterschrieben hat. Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen fordere ihn "immer wieder auf, vorbeizukommen und meinen Vertrag zu unterschreiben. Aber ich habe bislang noch keine Zeit dafür gefunden", sagte Heynckes. Er und Bayern vertrauen sich eben blind.
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