FC Sevilla - FC Bayern: Mit viel Selbstvertrauen ins Champions-League-Viertelfinale
Sevilla - Sage noch einer, Mannschaften wie der FC Schalke würden sich nicht um den deutschen Fußball verdient machen wollen. Es war den Königsblauen und ihrem 2:0-Erfolg gegen Freiburg zu verdanken, dass die Bayern-Profis den späten Samstagabend zum Studium des FC Sevilla nutzen konnten. Eine mögliche Meisterparty oder zumindest ein gemeinsames Essen samt Anhang fiel aus. Noch nie war man nach einem 6:0 gegen Borussia Dortmund dermaßen nüchtern zur Tagesordnung übergegangen. Es war einmal ein deutscher Clásico.
Die Klatsche für den einstigen Rivalen war schnell verarbeitet, nur durch plötzlich auftretendes Mitleid in der zweiten Halbzeit (Thomas Müller: "Man kennt ja einige Spieler ganz gut") wurde das Ergebnis nicht auf eine zweistellige Demütigung nach oben geschraubt. "Im Champions-League-Viertelfinale warten ganz andere Kaliber", sagte Trainer Jupp Heynckes, "meine Mannschaft weiß, dass wir eine überdurchschnittliche Leistung brauchen, um eine gute Ausgangsposition zu erreichen."
Sevilla bringt Barca an den Rand einer Niederlage
Und dass man in Sevillas "Estadio Ramon Sanchez Pizjuan" nicht Laissez-faire spielen darf, bewies den Bayern das Studium des Duells in der Primera División mit Tabellenführer FC Barcelona. Nach Treffern von Franco Vazquez (36.) und Luis Muriel (50.) retteten Luis Suarez (88.) und der eingewechselte Lionel Messi (89.) Barça noch das 2:2. Sevilla, in Spanien aktuell Sechster, brachte Barcelona an den Rand einer Niederlage.
"Mit allem unter einer verdammt starken Leistung werden wir dort verlieren", betonte Mats Hummels vor dem ersten Duell mit Sevilla im Champions-League-Viertelfinale (Dienstag, 20:45 Uhr im AZ-Liveticker). Gegen die Europa-League-Spezialisten, die drei Mal hintereinander (2014 bis 2016) gewannen, will Bayern den Spanien-Fluch besiegen. In den letzten vier Spielzeiten scheiterte man jeweils an einer Mannschaft aus der Primera División: 2014 an Real Madrid, 2015 an Barcelona, 2016 an Atlético Madrid - jeweils im Halbfinale - und vergangene Saison wieder an Real, bereits im Viertelfinale.
"Natürlich ist Sevilla in der Champions League nicht so oft im Viertelfinale gestanden, der Name FC Bayern ist da natürlich klangvoller", meinte Müller am Ostermontag vor dem Abflug nach Andalusien.
Ob Favorit oder nicht - "unterm Strich ist es mir egal, wie wir weiterkommen", meinte der Kapitän, der die Seinen nach dem 6:0 gerüstet sieht: "Der Eindruck ist gut, die Zutaten sind vorhanden. Wir wissen, dass Sevilla eine Aufgabe und Herausforderung wird." Zu Beginn des Monats der Entscheidungen. "Jetzt beginnen die Wochen, für die man die ganzen Vorbereitungen absolviert. Im April geht's um alles", sagte Müller, "ich hoffe, dass wir ganz lange dabei sind." Arjen Robben: "Es wird ein heißes Spiel in Sevilla, aber wir nehmen Selbstvertrauen mit." Im Sixpack.
James Rodríguez als Taktgeber
Kein Wunder, geschah doch gegen Dortmund Historisches. Ein 5:0 nach 45 Minuten hatte es auch am 13. März 1984 gegen Offenbach und am 30. März 2013 gegen den HSV gegeben. Das 6:0 geriet zum höchsten Bayern-Sieg gegen den BVB seit dem 11:1 aus dem Jahr 1971.
Die "Galavorstellung" (Heynckes) machte vor allem Taktgeber James Rodríguez möglich. Der Kolumbianer, den die Bayern laut Marca fest verpflichten wollen, traf (14.), legte für Thomas Müller (22.) sowie Franck Ribéry (45.) auf. Robert Lewandowski machte einen Dreierpack (5., 44., 87.). Die Bayern-Bosse würden Wetten darauf annehmen, dass der Torjäger trotz des vermuteten Interesses von Real bleibt. Die Meisterschaft, Nummer sechs in Folge und Nummer 28 insgesamt, kann Bayern mit einem Sieg am Samstag in Augsburg perfekt machen. Es wäre ein "Titel to go" mit gebremstem (Weißbier-)Schaum, schließlich geht es Mittwoch darauf wieder gegen Sevilla.