FC Beuteschema: Warum der FC Bayern immer bei denselben Klubs wildert

Seit Jahrzehnten bedient sich der FC Bayern zur Personalakquise bei der nationalen Konkurrenz. Mit Ajax kommt nun ein bundesligaferner Klub dazu - auch weil sich Bayern nicht mehr jeden leisten kann.
Thomas Becker |
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Hasan Salihamidzic (l) und Uli Hoeneß kauften oft und gerne bei der Bundesligakonkurrenz neue Spieler ein. (Archivbild)
Hasan Salihamidzic (l) und Uli Hoeneß kauften oft und gerne bei der Bundesligakonkurrenz neue Spieler ein. (Archivbild) © IMAGO / regios24

München  - Nun also Ajax und RB. Noussair Mazraoui, Ryan Gravenberch respektive Konrad Laimer. Das Trio könnte - zumindest einen Teil - der Neuverpflichtungen des FC Bayern darstellen.

Zumal sich der Noch-Leipziger Laimer gegen Münchner Avancen nicht allzu sehr zu zieren scheint. "Die Frage sollte man sich jeden Sommer stellen, was für einen persönlich der nächste Schritt ist. Ich bin ein Typ, der sehr ehrgeizig ist, der irgendwann mal um alles spielen will", sagte der österreichische Nationalspieler im Podcast "Kicker meets DAZN".

Der FC Beuteschema und seine Ziele

Laimer, Mazraoui, Gravenberch - es wären dringend nötige Nachbesserungen im an so vielen Stellen porösen Kader des deutschen Rekordmeisters. Und zudem Transfers, in denen man an der Säbener Straße schon seit Jahrzehnten Übung hat, denn sie alle folgen dem Prinzip FC Beuteschema: ein oder zwei Klubs die besten Kicker abspenstig machen.

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Kauften die Bayern um Chef-Shopper Uli Hoeneß in den 80er-Jahren noch weltweit und damit sozusagen querbeet ein, so zeichnete sich bereits Anfang der 90er-Jahre das Beuteschema-System ab. Als erster Konkurrent wurde der unter dem Manager Reiner Calmund im Aufstieg begriffene Emporkömmling Bayer Leverkusen gemolken: 1991 wechselte Alois Reinhardt vom Rhein an die Isar, im Jahr darauf folgte ihm der Brasilianer Jorginho.

Bayern kauft in Bremen und Leverkusen

Mitte der Neunziger blickte man von Bayern aus neidisch nach Norden und erwarb vom SV Werder Bremen die beiden Zauberfüße Andreas Herzog (1995) und Mario Basler (1996) sowie etwas später zum ersten Mal Goalgetter Claudio Pizarro (2001). Danach musste wieder die mittlerweile zum Vizekusen avancierte Bayer-Truppe bluten: Robert Kovac (2001), Michael Ballack und Ze Roberto (beide 2002), Lucio (2004) und Jörg Butt (2008) zogen vom Rheinland südwärts ins schöne Oberbayern.

Auch in Bremen wurde man wieder fündig: 2005 tauschte Valerien Ismael das grüne gegen das rote Leibchen, wenig später folgten die Nationalspieler Miroslav Klose (2007) und Tim Borowski (2008) - und 2012 wieder Pizarro.

Nachdem die Bremer bis zum Bundesliga-Abstieg herunter gewirtschaftet waren und auch Leverkusen keine Anstalten machte, doch mal ein ernsthafter Bayern-Konkurrent zu werden, fiel der Blick der Bayern-Bosse nach den zwei versäumten Meistertiteln 2011 und 2012 auf das Werk des Jürgen "Pöhler" Klopp bei Borussia Dortmund. 2013 verließ Mario Götze, der WM-Finaltorschütze in spe, das schwarzgelbe Habitat, um in München unglücklich zu werden, im Jahr darauf folgte Robert Lewandowski, bei dem es besser lief: Weltfußballer darf er sich nun nennen. 2016 fand der bei Bayern sozialisierte Mats Hummels den Weg vom BVB zurück zum FCB, ehe er es sich drei Jahre später wieder anders überlegte.

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Doch die Zeiten, in denen es sich der FC Festgeldkonto leisten konnte, die Besten der Bundesliga-Konkurrenz wegzukaufen, sind vorbei. Erling Haaland? Absolut keine Chance für Bayern gegen die Öl-Multis von Manchester City. Jadon Sancho? Schießt für Manchester United zwar viel weniger Tore als für Dortmund, dürfte aber nie einen Gedanken verschwendet haben, woanders als in die Premier League zu wechseln. Und dass Dortmunds nächstes Wunderkind Jude Bellingham bald nicht irgendwo in England spielt, ist auch schwer vorstellbar.

Leipzig Bayerns neuer Qualität-Lieferant?

Und die Bayern? Haben national mit RB Leipzig einen neuen Qualitäts-Lieferanten gefunden. Zu dieser Saison kamen nicht nur das Abwehr-Prackerl Dayot Upamecano und Mittelfeldmann Marcel Sabitzer, sondern auch das halbe Trainerteam um Julian Nagelsmann. Und nun womöglich der Rackerer Laimer. Auch am alle überragenden Christopher Nkunku, der noch bis 2024 in Leipzig unter Vertrag steht, besteht angeblich Interesse. Der DFB-Pokalfinalist würde zwei zentrale Stützen verlieren, was den Abstand zum Konkurrenten von der Isar wieder vergrößern würde.

Und dass die Bayern auch nach Amsterdam schauen, liegt einfach daran, dass dort seit Jahren mit schöner Regelmäßigkeit Hochkaräter ausgebildet werden - was man von der Nachwuchsabteilung des FC Bayern nicht gerade sagen kann. Aber das ist eine andere Geschichte.

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  • Flansi Hick am 12.05.2022 10:03 Uhr / Bewertung:

    Jeder Verein kauft und verkauft im Rahmen seiner Möglichkeiten, auch oftfmals immer wieder bei den Selben. Das ist in München nicht anders als in Dortmund, Gelsenkirchen oder sonstwo. Nur bei Bayern ist die öffentliche Wahrnehmung eben eine andere und somit ist es schon wieder verwerflich.
    Prozentual gesehen, bezogen auf die gegebenen Möglichkeiten einen Transfer zu tätigen, Umsatz und Vermögen (Festgeldkonto), agieren die Bayern, im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen, sowieso immer nur im machbaren und finanziell vertretbaren Rahmen.

  • Mia san mia1 am 11.05.2022 20:33 Uhr / Bewertung:

    An alle Schwafler, schon mal was von "freier Arbeitsplatzwahl" gehört?

  • Uli19 am 11.05.2022 17:50 Uhr / Bewertung:

    Lest mal nach wer in den deutschen Clubs wildert.
    Richtig, der Ringelsöckchen Club.

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