FC Bayern muss mit dem letzten Aufgebot in den Jahres-Endspurt

München/Gelsenkirchen - Champions League auf Schalke – das klingt irgendwie immer noch vertraut. Große Nächte gab es hier in der königsblauen Vergangenheit mit Stars wie Manuel Neuer, Klaas-Jan Huntelaar, Jefferson Farfán oder Raúl. Lange her.
2019 war Schalke zuletzt in Europas Eliteliga dabei, dann folgte der Absturz – bis in die 2. Liga, wo der Klub aktuell auf Rang 14 liegt. Tristesse, grauer Alltag, sogar Existenzängste.
Und so erstrahlt diese prächtige Arena nur noch ganz selten im Königsklassen-Glanz, in dieser Saison immer dann, wenn Schachtar Donezk hier seine Heimspiele austrägt. Wie am Dienstag gegen den FC Bayern (21 Uhr/Prime Video und im AZ-Liveticker).
FC Bayern München: Bayerns Personalsorgen werden immer größer
Wegen des russischen Angriffskriegs muss Schachtar seine Europapokal-Heimspiele schon seit vielen Jahren fernab der ukrainischen Heimat austragen – in der vergangenen Spielzeit in Hamburg, nun auf Schalke. Und auch ohne das berühmte Steigerlied dürfte rund um das Stadion und auf der Schalker Meile Champions-League-Stimmung aufkommen.
Für Bayern bedeutet dieses ungewöhnliche Auswärtsspiel den Auftakt in den Jahresendspurt, noch drei Partien stehen bis Weihnachten an – gegen Donezk, in Mainz (14. Dezember) und zuhause gegen RB Leipzig (20. Dezember). Ein durchaus kniffliges Finale, zumal die Personalsorgen im Kader immer größer werden.
Beim 4:2 am Wochenende gegen Heidenheim kamen mit Kingsley Coman und Alphonso Davies (beide Muskelfaserriss) zwei weitere Verletzte hinzu, neben dem Duo sind noch sieben (!) andere Stars angeschlagen oder wegen Blessuren komplett raus: Harry Kane, Mathys Tel, Serge Gnabry, João Palhinha, Josip Stanisic, Hiroki Ito und Manuel Neuer.

Rippenbruch: 2024 für Neuer gelaufen
Im Abschlusstraining am Montagnachmittag an der Säbener Straße war immerhin Stürmer Tel nach Krankheit wieder dabei, auch Stanisic mischte mit.
Kapitän Neuer fehlte hingegen, im Tor steht erneut Daniel Peretz. Laut Trainer Vincent Kompany hat sich Neuer einen Rippenbruch zugezogen und wird wohl dieses Jahr auch nicht mehr auf dem Platz stehen können. "Wichtig ist, dass es jetzt heilt. Dann haben wir Manu hoffentlich ab Januar wieder dabei", sagte der Belgier.
Nach Rückenverletzung: Müller kann wohl spielen
Die Münchner gehen mit dem letzten Aufgebot in den finalen Dreierpack 2024, doch die angespannte Situation soll nicht als Ausrede herhalten. Man müsse schauen, "wer ein bisschen Malheur hat und wer nicht – und dann geht's weiter", sagte Thomas Müller, der gegen Heidenheim bei einem Fallrückzieher auf den Rücken krachte, raus musste, aber wohl spielen kann: "Ich denke schon, dass wir eine schlagkräftige Mannschaft auf den Platz schicken können."

Aktuell rangiert Bayern in der Champions-League-Tabelle nur auf Platz 13, um unter die ersten Acht zu kommen und damit direkt ins Achtelfinale einzuziehen, braucht es drei Siege in den verbleibenden drei Spielen. Im neuen Jahr muss das Team von Trainer Vincent Kompany noch bei Feyenoord Rotterdam (22. Januar) und zuhause gegen Slovan Bratislava (29. Januar) ran.
"Wir werden alles geben, um das Jahr erfolgreich zu beenden und euch 2025 noch viel Freude zu bereiten", versprach Kompany am Sonntag in einer Videobotschaft auf der Jahreshauptversammlung. Coach und Mannschaft waren nicht anwesend in der Rudi-Sedlmayer-Halle, weil sie sich auf Donezk vorbereiteten.
Bayern-Boss Dreesen gibt Champions-League-Finale als Ziel aus
Dafür hatten die Klub-Oberen Verständnis, denn der ganze Fokus gilt nun dem sportlichen Erfolg ‒ besonders in der Champions League. "Zunächst einmal wollen wir alle drei Spiele gewinnen", sagte Präsident Herbert Hainer, "dann werden wir relativ sicher unter die ersten acht kommen. Das ist unser erstes Ziel. Dann schauen wir weiter, Stück für Stück und Spiel für Spiel."
Mit dem großen Ziel vor Augen: dem Königsklassen-Endspiel am 31. Mai 2025 in der Münchner Arena. "Es muss unser Anspruch sein, dass wir im Finale in unserem Stadion dabei sind", sagte Vorstandschef Jan-Christian Dreesen mit großem Optimismus: "Und dieses Mal nennen wir es nicht Finale dahoam, sondern Titel dahoam."
Oha, ganz schön forsch! "Mir ist klar, dass ich gewaltig auf die Nase bekomme, wenn es nicht klappt", ergänzte Dreesen mit einem Grinsen. Aber ganz ehrlich: Was soll sonst der Plan der Münchner sein – 13 Jahre nach dem dramatisch verlorenen Finale dahoam gegen Chelsea?
Den Mutigen gehört die Welt. Und am Ende vielleicht der Henkelpott.