FC-Bayern-Wunschspieler Harry Kane legt das Problem des deutschen Fußballs gnadenlos offen

Sollte der FC Bayern tatsächlich Wunsch-Stürmer Harry Kane nach München locken, wäre es für den Rekordmeister, aber auch für die gesamte Bundesliga ein echter Coup. Gleichzeitig legt das bayerische Bemühen um den Tottenham-Star gnadenlos das Problem des deutschen Fußballs offen.
Denn einen Angreifer vom Format des Kapitäns der Three Lions sucht man beim DFB vergeblich – und das schon seit Jahren, wie die immer wieder aufkeimende Neuner-Debatte beweist. Überraschend ist eher, dass in der ehemaligen Stürmer-Nation, die einen Gerd Müller, Karl-Heinz Rummenigge oder Miroslav Klose hervorgebracht hat, offenbar weiter niemand nach den Ursachen der Krise suchen will.
Krise im Nationalteam: Es kränkelt im Sturm
Dabei würde dafür bereits ein Blick auf die zweite Halbzeit im Länderspiel der DFB-Elf gegen Kolumbien reichen. Denn in der 49. Minute destillierte sich in einer Szene alles, woran die schwarz-rot-goldenen Offensivbemühungen seit langem kranken: Kai Havertz lässt links im Strafraum einen Rückpass von Robin Gosens durch. Hinter dem Angreifer steht aber kein Mitspieler. Chance vertan!
Ein echter Neuner hätte in dieser Situation einfach mal abgezogen, die falsche Neun Havertz wählte lieber das berühmte Schleifchen, das er um den Spielzug wickeln wollte – ganz so, wie es der Mittelfeld-Stürmer des FC Chelsea und viele andere seiner kickenden Altersgenossen in den deutschen Nachwuchsleistungszentren in den letzten Jahrzehnten gelernt haben.
Stürmer brauchen Sturheit und Eigensinn
Wenn DFB-Sportdirektor Rudi Völler nun eine Art konzertierte Ausbildungsoffensive für deutsche Stürmer fordert, ist das zwar gut gemeint, aber der falsche Ansatz.
Denn in den NLZs werden die Spieler zwar taktisch und systemisch hervorragend geschult, die spielerische Individualität wird allerdings in diesem Umfeld nicht gerade gefördert. Dabei leben doch gerade die sogenannten Knipser von einer gesunden Portion Eigensinn. Das Motto müsste also lauten: Mehr Egoismus wagen! Niemand weiß das besser als der ehemalige Weltklasse-Stürmer Rudi Völler.