FC Bayern will Top-Spieler von Barca und hat ein schlagkräftiges Argument

München – Nachdem Philippe Coutinho das siebte Tor des FC Bayern gegen seinen eigentlichen Arbeitgeber FC Barcelona im Viertelfinale der Champions League 2020 erzielte, schwenkte die Kamera auf die tristen, leeren Tribünen, die während der Corona-Pandemie zur erweiterten Auswechselbank wurden. Zu sehen war ein Youngster der Katalanen, aber sein Blick war finster wie ein Sommergewitter, aus dem jeden Moment die Blitze fliegen. Der Name des Youngsters: Ronald Federico Araújo da Silva.
Ronald Araújo: Barcelonas Gegenpol, aber deshalb auch Zukunftshoffnung
Dass der Uruguayer auf der Bank sitzt, ist inzwischen weder für den Verein noch ihn selbst eine Option. Über die Jahre arbeitete sich Araújo zum Stammspieler hoch – und auch auf den Transferzettel von Thomas Tuchel sowie Christoph Freund. Für den Winter gilt der 24-Jährige als absoluter Wunschspieler des Rekordmeisters, der bereit sein soll, eine Ablöse im hohen zweistelligen Millionenbereich zu bezahlen.
Kein Wunder, ist Araújo – zumindest auf dem Platz – der genaue Gegenpol zum ruhigen, bescheidenen Naturell der Katalanen: extrem physisch, äußerst schnell und brachial zweikampfstark. Dazu mit 1,91 Metern auch mit Gardemaß und auch einer Leader- und Arbeitermentalität ausgestattet. Gerade das sei ihm in die Wiege gelegt worden, erzählte Araújo in einem Interview mit "ESPN", "auch wenn es bedeutet, erfahrene Spieler anzuschreien". Aufgrund dessen wird er in Barcelona bereits mit Vereinslegende Carles Puyol verglichen.
"Mit viel Arbeit konnte ich zeigen, dass ich für diesen Verein spielen kann": Araújo besticht durch sein Mindset
Zu Araújos Mindset dürfte auch seine Kindheit beigetragen haben, in der er sich gegen viele Widerstände durchsetzen musste. Bei Heimatclub Boston River in Uruguays Hauptstadt Montevideo wurde er vom Stürmer zum Verteidiger umgeschult und zog damit das Interesse von mehreren spanischen Klubs, darunter auch der Sevilla FC und Real Madrid auf sich. Den Zuschlag bekam jedoch Barcelona. Für 1,7 Millionen Euro ging es in "La Masia", Barcelonas berühmte Akademie. Ursprünglich war Araújo dort nur für die zweite Mannschaft eingeplant. Bei aller Schnelligkeit und Zweikampfstärke mangele es ihm ausgerechnet am Allerheiligsten der Katalanen, dem spielerischen Aspekt.

Also ging Araújo in Individualschichten in die "Stierkampfarena" zu einem Automaten, der ihn zwang, aus allen Richtungen Bälle anzunehmen und sofort weiterzuspielen, um Ballkontrolle und Passspiel zu perfektionieren. Teilweise trainierte der Uruguayer stundenlang. "In Uruguay waren wir es nicht gewohnt, von hinten heraus zu spielen", erklärte Araújo. "Das ändert sich jetzt, aber ich war es nicht gewohnt, so zu spielen. Die Linien zu durchbrechen und den freien Mann zu finden. Ich musste mich schnell anpassen. Mit viel harter Arbeit konnte ich zeigen, dass ich für diesen Verein spielen kann."
FC Bayern kann sich mit Araújo schlagkräftig für Kimmich-Flirts revanchieren
Araújos Namensvetter (und prominenter Vorgänger bei Barcelona mit der Trikotnummer 4), Ronald Koeman, machte ihn zum Stammspieler. Nachfolger Xavi hatte gegen diese Entscheidung nur bedingt viel einzuwenden. Durch seine Präsenz und Mentalität ist Araújo sogar dritter Kapitän der Katalanen, hinter Sergi Roberto sowie Nationalkeeper Marc-André ter Stegen. Da Ersterer jedoch immer seltener gesetzt ist und sich Letzterer nach einer Rücken-OP zurück arbeitet, trägt der Innenverteidiger zurzeit die Binde.

Bis 2026 läuft Araújos Vertrag. Natürlich will der FC Barcelona verlängern. Der FC Bayern könnte diese Pläne jedoch durchkreuzen. Ein Angebot von 70 oder 80 Millionen Euro könnte der notorisch klamme Weltverein aus Katalonien kaum ablehnen, zumal der Südamerikaner laut "SportBild" angeblich eine Auststiegsklausel über rund 80 Millionen in seinem Arbeitspapier verankert hat. Wenn Bayern ernst macht, müsste Barca seinen Kapitän also ziehen lassen. Netter Nebeneffekt: Die Münchner würden sich schlagkräftig für Barcelonas jahrelange Flirts am eigenen, zukünftigen Kapitän, Joshua Kimmich, revanchieren. "Kimmich hat einen Vertrag, wenn sich eine Tür öffnen würde, müsste es Verhandlungen mit Bayern München geben", erzählte Barca-Trainer Xavi noch im Juni. "Ich verstehe nicht ganz, das muss ich ehrlich sagen, warum sie (Barcelona, d. Red.) an unserem Spieler so öffentlich und offensiv baggern", lederte Präsident Herbert Hainer bei "Sky" gen Katalonien.
Ein Transfer würde perfekt in das jüngste Schema des FC Bayern passen, wie im Fall von Harry Kane, auch Spieler zu verpflichten, die bei ihren Vereinen eigentlich als unverkäuflich gelten. Sollte es soweit kommen, hätte Araújo auch keinen Grund mehr, auf der Bank zu sitzen – und bei einem weiteren Aufeinandertreffen zwischen Bayern und Barcelona, bei der jüngsten Statistik, noch weniger Grund, finster dreinzublicken.