FC Bayern: Was für und gegen einen Wechsel von Thomas Müller spricht

Thomas Müller ist beim FC Bayern München unter Niko Kovac nur noch Reservist und will den Klub offenbar im Winter verlassen. Das wäre ein Wechsel mit Erdrutsch-Wirkung. Was für und gegen einen Müller-Abgang spricht.
Johannes Mittermeier |
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Vorzeige-Bayer Thomas Müller steht für die Verwurzelung des FC Bayern in der Heimat.
Rauchensteiner/Augenklick Vorzeige-Bayer Thomas Müller steht für die Verwurzelung des FC Bayern in der Heimat.

München - Der beim FC Bayern zum Ersatzspieler degradierte Thomas Müller will den Rekordmeister laut eines Berichts der "Sport Bild" im Winter um Freigabe bitten. Ist ein Abgang überhaupt vorstellbar?

FC Bayern: Das spricht gegen einen Müller-Wechsel

Bayern braucht Müller

Auch wenn die Müller-Causa pikant ist, besitzt Bayern die Deutungshoheit. Der tendenziell dünne Münchner Kader braucht jede Alternative, um in drei Wettbewerben angreifen zu können – und trotz seines Reservistendaseins ist Müller mit vier Bundesliga-Assists (schon wieder) bester Vorbereiter. Entsprechend meint Berater Ludwig Kögl im Gespräch mit der AZ: "Es ist, wie es ist. Thomas hat noch eineinhalb Jahre Vertrag. Mehr gibt es dazu im Moment nicht zu sagen."

Müllers Zeit kann und wird kommen

Trainer Niko Kovac präferiert Philippe Coutinho für die Zehner-Position sowie die schnelleren und dribbelstärkeren Kingsley Coman und Serge Gnbary auf den Flügeln. Daran dürfte sich zunächst nichts ändern. "Ich bin gerade erst 30 geworden, topfit und hungrig auf Erfolge", sagt Müller zum "kicker". Und weiter: "Ich bin fest davon überzeugt, dass ich dem Team mit meinen Fähigkeiten auf dem Platz weiterhelfen kann."

Bayern-Legende Giovane Elber betont im Gespräch mit "Focus Online": "Die Saison ist noch lang, er muss Geduld haben, er wird seine Chancen und Einsätze bekommen. Wenn er auf den Platz kommt, ist er da. Die schwere Phase der Saison kommt noch, dann wird Müller wieder spielen."

Wechsel würde wie Flucht wirken

Müller ist "einer der führenden Köpfe und das Herz des FC Bayern", sagt "Sky"-Reporter Uli Köhler zu "Focus Online". Sein Hintergrund prädestiniert den Ober-Bayern für eine komplette Karriere beim Rekordmeister, wie er im Frühjahr 2013 selbst zum "kicker" sagte: "Das ist mein Ziel. Ich habe nicht vor zu wechseln und müsste erst eine Herausforderung suchen, wo ich mich nicht verschlechtere."

Diese Aussagen sind lange her, aber im Kern ist Müller davon nie abgerückt. Bis heute. Gewissermaßen würde ein überhasteter Winter-Wechsel wie eine Flucht wirken – und als Eingestehen des Scheiterns auf sehr hohem Niveau.

Überhitzte Debatte

"Sky"-Experte Lothar Matthäus bewertet die Diskussion als unnötig "aufgebauscht"; Konkurrenz- und Konfliktsituationen bei einem der "besten Teams der Welt" seinen obligat. Matthäus: "Weltklasse-Spieler sitzen auf der Bank und müssen das akzeptieren und respektieren. Sie werden fürstlich entlohnt, und wenn sich ihnen die Chance bietet, müssen sie sie eben nutzen." Nichts anderes ist bei Müller geschehen. "Er wird da wieder rauskommen und wichtige Tore in wichtigen Spielen schießen", glaubt Matthäus.

FC Bayern: Das spricht für einen Müller-Wechsel

Sportliche Perspektive

Dem Vernehmen nach soll Müller beim FC Bayern nicht mehr jene Wertschätzung spüren, die er sich als langjähriger Fixpunkt mit fast 500 Pflichtspielen wünsche. Zuletzt stand er fünfmal in Folge nicht in der Startelf. "Die Situation ist nicht einfach, dass er sich als ehemaliger Stammspieler jetzt mit der Reservistenrolle abfinden muss", sagt Elber.

Eigener Anspruch

Müller ist angefressen, so soll es ja sein als Leistungssportler. "Nothing to say", grummelte er am Samstag nach der Hoffenheim-Pleite (1:2). Als Triple-Sieger und Weltmeister muss Müller andere Ansprüche anlegen, zuallererst an sich. Dabei hat Kovac die Wogen mit seinem ungelenken "Wenn-Not-am-Mann-sein-sollte"-Statement eher aufgewiegelt als geglättet.

"In den vergangenen fünf Spielen war ein Trend zu erkennen, der mich nicht glücklich macht", sagt Müller. "Wenn das Trainerteam mich in Zukunft nur noch in der Rolle des Ersatzspielers sieht, muss ich mir meine Gedanken machen. Dafür bin ich einfach zu ehrgeizig."

Interessenten aus dem Ausland

Verbrieft ist ein 100-Millionen-Angebot von Manchester United aus dem Sommer 2015 (als Müller auf dem Zenit seiner Schaffenskraft agierte). In diesem Sommer sollen sich AC und Inter Mailand sowie Klubs aus China gemeldet haben, im Jahr zuvor angeblich Liverpool und Arsenal. An Optionen dürfte es nicht mangeln.

Sprengstoff-Potential vermeiden

Ja, Müller ist bis 2021 gebunden. Aber bei Bayern wissen sie, dass diese Personalie latentes Sprengstoff-Potential aufweist. Mal angenommen: Coutinho bleibt gesund, integriert sich rasch und avanciert zum Lenker des Spiels. Dann wird's eng für Müller, der auf Gnadeneinsätze nach Länderspielpausen und weiten Coutinho-Reisen hoffen müsste. Das Thema würde dauerhaft wabern - und an Reizpunkten eher zu- als abnehmen.

Bayern-DNA? Ja, aber…

Als letzter Bayer bei Bayern ist Müller tief verwurzelt mit Verein und Region. Allein: Auch Bastian Schweinsteiger verließ die Münchner, als er merkte, dass er an Grenzen stieß, 2015. Das als unschlagbar geltende Kriterium, wonach Müller ohne Bayern und Bayern ohne Müller undenkbar seien, kann durchaus aufgeweicht werden, wenn's im unromantischen Fußball-Business dann doch hart auf hart kommt…


Dieser Artikel erschien zuerst bei unserem Kooperationspartner Focus Online.

Lesen Sie hier den AZ-Kommentar: Fall Müller - Hat Kovac das Spiel der Emotionen verstanden?

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