FC Bayern: Warm anziehen, Herr van Gaal!

Nach dem 1:2 in Mainz beklagen die Bayern den schlechtesten Saisonstart seit 1966. Der neue Trainer gerät ins Schlingern – und Vorstandsboss Rummenigge warnt schon: „Eine gefährliche Situation“
von  Abendzeitung
Drei Mann, zwei Punkte: Sportdirektor Nerlinger, Assistenz-Trainer Jonkers, Chefcoach van Gaal.
Drei Mann, zwei Punkte: Sportdirektor Nerlinger, Assistenz-Trainer Jonkers, Chefcoach van Gaal. © Rauchensteiner/Augenklick

Nach dem 1:2 in Mainz beklagen die Bayern den schlechtesten Saisonstart seit 1966. Der neue Trainer gerät ins Schlingern – und Vorstandsboss Rummenigge warnt schon: „Eine gefährliche Situation“

MAINZ Nur schnell weg von diesem Ort. Einem Ort der Freude, der Ausgelassenheit. Die Menschen auf der Haupttribüne in Mainz schunkelten, tanzten, grölten, lagen sich in den Armen. Allüberall Jubel, Trubel, Mainzerkeit nach dem 2:1 gegen die Bayern. Mittendrin drei freudlose Körper.

Logen gibt es keine im Bruchweg-Stadion, der Bayern-Vorstand mit Karl-Heinz Rummenigge, Uli Hoeneß und Karl Hopfner musste sich mitten unter die närrischen Fans setzen. Nicht einmal beim Schlusspfiff war das Martyrium vorbei – da saß auch noch Kurt Beck, Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz. Erstens Lautern-Fan, zweitens SPD. Ausgerechnet an dem musste sich Hoeneß vorbeischlängeln. Erstmal verdauen. Drei Spiele, kein Sieg, nur zwei Punkte. Der schlechteste Saisonstart seit 43 Jahren – sogar Jürgen Klinsmann war vor Jahresfrist besser gestartet, holte fünf Punkte. Fast 50 Prozent der User bei abendzeitung.de (Stand 16 Uhr) glauben, van Gaal werde scheitern wie Klinsmann.

Auf dem Weg zum Bus war Hoeneß nicht zu überreden – nein, der Manager wollte nichts sagen. Rummenigge schon: „Wir haben nach drei Spielen nur zwei Punkte und müssen jetzt schnell die Kurve kriegen. Das ist eine gefährliche Situation für uns, die wir sehr ernst nehmen.“ Eine deutliche Sprache. Warm anziehen, Herr van Gaal. Auf die langfristige Perspektive des holländischen Trainers angesprochen, der laut Selbsteinschätzung doch zu Bayern passt „wie ein warmer Mantel“, erklärte der Vorstandsboss kühl: „Nach Niederlagen trifft man keine Entscheidungen, genauso wenig wie nach großen Siegen. Da ist man euphorisiert. Wir sind heute sehr niedergeschlagen.“

Van Gaal ist angekommen in München, die erste Krise erwischt den Holländer schon vor dem Oktoberfest. Da wird es ihn sicher begeistern, dass er sich am Montag für ein Sponsoren-Foto in Tracht kleiden muss. Sein System, seine Taktik, seine Aufstellungen kleiden die Mannschaft noch nicht wunschgemäß. Van Gaal experimentiert, sucht seinen Weg und gerät dabei ins Schlingern. Die Bremspunkte:

Die Ribéry-Posse

Letzte Woche ignorierte der Franzose den Wunsch van Gaals, im Zentrum zu spielen, wählte die linken Wege. Gegen Mainz nicht im Kader, absolvierte er am Samstag eine Fitnesseinheit an der Säbener Straße. Angeblich wähnte er sich fit. Hätte er nicht doch helfen können? Als Joker? Van Gaal hat ihm Reha verordnet. Im DSF-Doppelpass sprach man vom „Machtkampf“ zwischen van Gaal und Ribéry.

Die Zickzack-Taktik

Die Bayern sind im System-Dreieck verschollen, gehemmt, verunsichert. Mit Klose wurde ein vierter (!) Spielmacher getestet, es misslang. Van Gaal trotzig: „Wenn wir so anfangen, macht es nichts aus, welches System wir spielen.“

Das Olic-Rätsel

In Hoffenheim traf der Kroate, gegen Bremen war er bester Mann – nach seiner Einwechslung. Unverständlich, dass van Gaal Olic auch in Mainz erst auf die Bank setzte – und die Entscheidung schon gegen Ende der ersten Hälfte korrigieren musste. So gibt man sich Blöße.

Die Neueinkäufe

Als van Gaal im Mai verpflichtet wurde, waren die Einkäufe Timoschtschuk, Gomez, Olic und Baumjohann schon vollzogen. Seine Wunschspieler Pranjic und Braafheid haben ihre Bundesliga-Tauglichkeit noch nicht bewiesen.

Patrick Strasser

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