FC Bayern: Wann zündet Kimmich-Platzhalter Sabitzer endlich?

München/Kiew - Die Reise von Marcel Sabitzer zum Champions-League-Auswärtsspiel des FC Bayern bei Dynamo Kiew (Dienstag, 18.45 Uhr/DAZN und im AZ-Liveticker) steht exemplarisch für die bisherige Zeit des Österreichers bei seinem neuen Verein. Sabitzer flog am Montag mit Bayerns Chartermaschine in die ukrainische Hauptstadt, sein Einsatz im Olympiastadion "NSK Olimpijskyj" scheint jedoch ausgeschlossen.
Den 27-Jährigen plagen Achillessehnen- und Wadenprobleme. Mittendrin, aber nicht (so richtig) dabei. Er ist: Teil der Mannschaft - und doch ein wenig außen vor. Wie zumeist seit seinem Transfer Ende August für knapp 16 Millionen Euro Ablöse von RB Leipzig.
Joshua Kimmich ungeimpft: Marcel Sabitzer profitiert
Am Freitag, bei der überraschenden 1:2-Pleite der Bayern beim FC Augsburg, hatte Sabitzer einen delikaten Job übernehmen müssen. Er sollte Joshua Kimmich ersetzen, der in dieser Saison noch bei keinem einzigen Pflichtspiel der Münchner gefehlt hatte - mehr noch: Kimmich, der sich als Ungeimpfter seit Donnerstag erneut in Quarantäne befindet, hatte jede Partie von Beginn an bestritten.
Als Sechser, als Mittelfeld-Chef und Säule des Teams in der Achse Neuer-Upamecano-Kimmich-Müller-Lewandowski. Die Sechser-Säule, die Wirbelsäule der Mannschaft, könnte in diesem Winter noch öfter wegbrechen, weil Kimmich das Risiko von wiederholten Quarantäne-Zwangsmaßnahmen bei jedem Schritt "in Freiheit" mit sich herumschleppt.
Also besteht für Sabitzer die Chance, im Wettstreit mit Corentin Tolisso (27), dessen Vertrag im Sommer 2022 ausläuft und nicht verlängert werden soll, den Kimmich-Ersatz an der Seite von Leon Goretzka zu geben. Und weil Tolisso, der auch nur unregelmäßig zum Einsatz kommt, als Auslaufmodell zählt, sollte Sabitzer die Zukunft gehören - ausgestattet mit einem Vertrag bis 2025.
Nach Augsburg-Spiel: Nagelsmann äußert deutliche Kritik
Doch Sabitzer konnte seine Chance in Augsburg nicht nutzen. Im Gegenteil. Seine Fehlpässe und vor allem sein dicker Ballverlust vor dem zweiten Gegentreffer führten erstens zu seiner vorzeitigen Auswechslung (52. Minute) und zweitens dazu, dass Trainer Julian Nagelsmann recht deutliche, aber aufbauende Kritik äußerte. "Es war eigentlich ein top Spiel für ihn, in solchen und auf dieser Position hat er in Leipzig schon viele Topspiele gemacht, gegen eine ähnliche Systematik beim Gegner."
Doch Nagelsmann erkannte vor allem "Räume, die er deutlich besser hätte bespielen können". Wie früher, als Kapitän und tragende Säule des RB-Spiels unter Nagelsmann. Daher weiß kaum einer besser als der 34-Jährige, der mit Sabitzer in Sachsen zwei Jahre zusammengearbeitet hat, wie es um dessen Form und Selbstverständnis steht: "Sabi ist noch nicht an seinem Leistungslimit angekommen."
Auch Abwehrchef Dayot Upamecano (23), ebenfalls aus Leipzig nach München gewechselt und das für satte 42,5 Millionen Euro Ablöse, kennt Nagelsmann in- und auswendig. Der Franzose jedoch hat durch seine offene und kommunikative Art schneller Anschluss gefunden. Außerdem überzeugt er größtenteils durch Leistung. Wer wichtig ist, wird anerkannt. Ist es darüber hinaus ein Vorteil, so eng mit einem Chefcoach zusammengearbeitet zu haben, der ebenfalls bei einer neuen Station anheuert? Oder kann das hemmen?
Sabitzer kommt im Schnitt nur auf 33 Minuten
Bei Sabitzer war trotz der geringeren Ablöse die Fallhöhe größer. Als Kapitän des Vizemeisters, des selbsternannten Bayern-Verfolgers, der Champions-League-Erfahrung hat und dank über 50 Länderspielen für Österreich mit 27 Jahren ein bereits sehr erfahrener Profi ist. Bis dato hat Sabitzer 14 Pflichtspiele für Bayern gemacht, allerdings nur drei davon in der Startelf. Und 467 Einsatzminuten insgesamt bedeuten im Schnitt lediglich 33 Minuten pro Partie. Ausbaufähig.
Unterm Strich: Marcel Sabitzer, als Kind großer Bayern-Fan und mit entsprechender Bettwäsche, Trikots und anderen Fanutensilien ausgestattet, ist - und daraus macht er keinen Hehl - bei seinem Traumverein angekommen und doch weiter auf der Suche.