FC Bayern: Vier Grüße an José
Der FC Bayern gewinnt nicht nur das Pokalfinale mit 4:0 gegen Werder Bremen, sondern jagt – wie praktisch – dem nächsten Gegner Inter Mailand Angst ein: „Mourinho hat gesehen, dass wir Fußball spielen können“
BERLIN Die wahren Gegner offenbarten sich erst nach dem 4:0. Wer war schon Bremen?
Nach dem Spiel ist vor der Kurve. Und da hatten die Partyprofis des FC Bayern am Samstagabend im Berliner Olympiastadion so ihre Mühe. Sie bekamen ihre Gegenüber nicht in den Griff. Anders als die Werder-Kicker machten die Fotografen nicht, was die Bayern wollten. Die Traube der Fotoreporter versperrte den Weg zum Zuschauerraum. Sie machten ihren Job im taumelnden Jubelfeierameisenhaufen, versperrten ungewollt aber zwangsläufig den Blick der Fans auf ihre Helden.
Die Spieler schäumten. Und schütteten das Weißbier ohne Erbarmen über die Fotografen-Armada. Mario Gomez & Co. schufen einen Weißbierkorridor – per Dusche aus den Dreiliterhumpen. Wer siegt, hat Recht, dachten sie, der darf alles. Für ein paar Momente sorgten sie so für freie Sicht. Uns kann keiner was.
Auch nicht Inter Mailand. Nicht mal José Mourinho. Und schon gar nicht in diesen Tagen, bei diesem Lauf. Der nächste Samstag, der Tag des Champions-League-Endspiels in Madrid kann kommen.
Als Werder Bremen, die wie ein unterklassiger Erstrundengegner auftraten, besiegt war, galten die Gedanken nur Inter und José. Die vier Treffer von Arjen Robben per Elfmeter, von Ivica Olic mit einem Müller-Gedächtnistor, von Franck Ribéry im Laissez-faire-Stil und von Bastian Schweinsteiger à la Zinedine Zidane: Allesamt waren sie Grußbotschaften – an José Mourinho.
„Er hat auch gesehen, dass wir Fußball spielen können“, meinte Louis van Gaal hinterher genüsslich und fügte hinzu: „Wir können gegen unseren Freund José eine Überraschung schaffen.“
Es wäre nicht weniger als das Triple, der größte Erfolg der Vereinsgeschichte.
Die Bayern haben sich in Berlin an ihrer eigenen Stärke berauscht, „eines der besten Spiele der Saison“ gezeigt, so van Gaal. Sie spielen mit einer Selbstverständlichkeit und Dominanz, dass der Gegner das Gefühl haben muss, sie sind mit 13 Mann auf dem Platz.
„Un Messaggio del Bayern al Nerazurri“, eine Botschaft an die Schwarzblauen war es, wie die „Gazzetta dello Sport“ schrieb. Sparringspartner Werder war erledigt, die Bayern haben ihr Kampfgewicht, sie kann momentan nichts umhauen. Vier Tore für den Silberschmuck, vier Gründe, warum Bayern den Henkelpott am Samstag heim holt:
DER KOPF
„Die ganze Saison hat gezeigt, dass wir nie denken, dass irgendetwas schiefgehen kann“, sagte Abwehrchef Daniel van Buyten. Sie zwingen die Gegner auch geistig in die Knie.
DER KÖRPER
Kraftmeier sind sie, mit einer Wucht begegnen die Bayern den Gegnern, die Angst einflößend ist. Die Ausdauer? Kein Problem. „Wir sind körperlich in Bestform“, Freude sich Präsident Uli Hoeneß. Darum würden die Gegner „in der letzten Viertelstunde einbrechen“.
DIE GIER
Das Wort „hungrig“ fiel immer wieder. Sie haben noch nicht genug – erst, wenn der größte Bär erlegt ist. „Die Spieler sind immer noch nicht müde“, sagte van Gaal. Sie wollen jetzt alles.
DIE KUNST
Sie haben Robben, sie haben Ribéry. Einen Schweinsteiger! Und dazu die Aufpasser wie Müller, Olic, van Bommel. Auf zum letzten Kunststück!
P. Strasser, G. Jans