FC Bayern: Van Gaal stellt die Vertrauensfrage

„Dann gehe ich!“ Coach Louis van Gaal droht vor dem Wolfsburg-Spiel am Samstag mit seinem Abschied vom FC Bayern – und setzt somit seine zuletzt enttäuschende Mannschaft massiv unter Druck
von  Abendzeitung
Unter Beoachtung: Louis van Gaal ist seit neun Wochen Bayern-Trainer, doch in vielen Punkten reagiert der Coach schon äußerst gereizt.
Unter Beoachtung: Louis van Gaal ist seit neun Wochen Bayern-Trainer, doch in vielen Punkten reagiert der Coach schon äußerst gereizt. © dpa

„Dann gehe ich!“ Coach Louis van Gaal droht vor dem Wolfsburg-Spiel am Samstag mit seinem Abschied vom FC Bayern – und setzt somit seine zuletzt enttäuschende Mannschaft massiv unter Druck

MÜNCHEN Über 1966 hat man in dieser Woche gesprochen. Nicht wegen der letzten Meisterschaft des TSV 1860, nicht über das Wembley-Tor im WM-Finale. Über die Bayern im Sommer 1966, die 43 Jahre später erlöst wurden. Es gibt ein Team, das ebenso mies, mit zwei Punkten aus drei Spielen, in eine Bundesliga-Saison gestartet ist: die aktuelle Bayern-Mannschaft.

Am Samstag (18.30 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de) kommt mit dem VfL Wolfsburg der aktuelle Meister in die Allianz Arena. Gelingt den Bayern auch im vierten Saisonspiel kein Sieg, wird man den schlechtesten Saisonstart seit der Erfindung des FC Bayern beklagen. Und dies nicht an 25-Millionen-Euro-einkauf Arjen Robben, der wohl zunächst auf der Bank sitzen wird (siehe unten) und dem durch Training aufgepäppelten Franck Ribéry festmachen, sondern an Trainer Louis van Gaal. „Wir werden nicht noch ein Spiel haben, das schlechter ist als die erste Halbzeit in Mainz“, sagte Manager Uli Hoeneß. Eine Forderung, die einem Befehl gleich kommt. Aber Hoeneß glaubt zu wissen: „Schlechter kann es ja nicht werden, das ist ja nicht zu toppen.“

Stichwort Druck. Stichwort „Was ist, wenn...?“ Bei Bayern ist man gereizt, siehe Hoeneß: „Sie brauchen mich nicht auf die Situation aufmerksam machen. Wir werden am Samstag großen Druck haben. Es wird alle Kräfte erfordern, dieses Spiel zu gewinnen.“

Vor allem Selbstvertrauen und Vertrauen. Nicht nur in die eigene Stärke. Davon hat van Gaal genug, das betont er bei jeder Gelegenheit. Am Freitag sagte der 58-Jährige in der Pressekonferenz gegenüber den TV-Sendern: „Meine Arbeit ist abhängig vom Vertrauen des Vorstandes, der Spieler, der Medien und auch des Publikums – aber das kann ich nicht ändern. Ich weiß, was ich kann. Ich kann gute Noten zeigen. Und glauben Sie mir, es gibt nicht viele andere Trainer, die das verbessern können. Wenn sie kein Vertrauen haben, dann ist Schluss. Okay. Dann gehe ich.“ Eine Rücktrittsdrohung? Stellt da ein Trainer nach nur neun Wochen im Amt schon die Vertrauensfrage?

Womöglich ist nur der Ruf nach einem öffentlichen Schulterschluss von Seiten des Managements und des Vorstandes. Nach dem blamablen 1:2 in Mainz hatte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge von „einer gefährlichen Situation“ gesprochen.

Vertrauen ist die Losung dieser Tage. Van Gaal vertraut darauf, dass der Robben-Transfer samt der nun aus seiner Sicht endlich möglichen Taktikumstellung von 4-4-2 auf 4-3-3 die Wende bringen wird. Der Coach stellt seinerseits die Vertrauensfrage an seine Mannschaft:

An den Torwart

Wie im Testspiel am Mittwoch bei Union Berlin (3:1) könnte auch am Samstag wieder Jörg Butt anstelle von Michael Rensing spielen. „Ich habe gesagt, dass ich auch den Torwart wechseln könnte, für mich ist der Torwart auch ein Spieler.“ Vieles spricht für Butt – es wäre wohl das endgültige Aus für Rensings Karriere beim FC Bayern.

An die Defensive

Van Gaal wird den Versagern von Mainz noch eine Chance geben. Hoeneß: „Wir haben keine Probleme in der Abwehr, nicht mittelfristig. Van Buyten, Badstuber und Breno haben unser volles Vertrauen, Demichelis kommt bald zurück.“ Als Vertrauensträger.

An die Offensive

Durch den Robben-Transfer ist Bayern vorne überbesetzt: Klose, Olic und Reha-Patient Toni droht jeweils ein langfristiges Bank-Dasein. Van Gaal sagt: „Wenn ein Spieler kommt, haben alle anderen ein Problem. Aber sie sind auch froh.“ Ja? Wirklich?

Patrick Strasser

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.