FC Bayern: Unerfahrener Kompany soll die Schmach von 2012 tilgen

Vincent Kompany, der neue Trainer des FC Bayern, startet seine Mission an der Säbener Straße, er soll den Klub ins Finale dahoam führen. "Wir müssen den Fokus darauf legen, wieder ganz nach oben zu kommen."
von  Maximilian Koch
Bayern-Trainer Vincent Kompany und seine neue Mannschaft beim Trainingsauftakt am Mittwoch.
Bayern-Trainer Vincent Kompany und seine neue Mannschaft beim Trainingsauftakt am Mittwoch. © IMAGO/Lackovic

München - Vincent Kompany sieht auch mit 38 Jahren aus, als könne er in der Innenverteidigung des FC Bayern spielen: durchtrainierte Waden, ein Berg an Brustmuskeln, seine gerade, stramme Haltung – nur die Trillerpfeife und seine rote Kappe verraten Kompany, den neuen Cheftrainer der Münchner, als er am Mittwochnachmittag sein erstes offizielles Mannschaftstraining an der Säbener Straße leitet.

Kompany agiert dabei zunächst im Hintergrund, überlässt Athletiktrainer Bram Geers beim Aufwärmen die lauten Kommandos auf Englisch ("Press, press!"). Doch immer wieder sucht Kompany auch den Kontakt zu seinen Stars, er scherzt mit Serge Gnabry, spricht länger mit Sven Ulreich. Vor dem Team hält Kompany, der von 13 (!) Staff-Mitgliedern unterstützt wird, eine kurze Ansprache, bekommt Applaus. Und im Laufe der Einheit wird der Chefcoach immer lauter, man hört ihn noch Hunderte Meter entfernt, wie er seine Spieler antreibt: "Aggressive, aggressive!"

FC Bayern: Unerfahrener Kompany soll die Schmach von 2012 tilgen

Bereits am Dienstagnachmittag hatte Kompany sein Team hinter verschlossenen Türen auf den Platz geführt, die Vorfreude war offenbar zu groß. "Er sprüht vor Energie", hatte Sportdirektor Christoph Freund zuvor gesagt, "er freut sich, dass es jetzt losgeht – so wie wir alle."

Dabei könnte die Aufgabe für Kompany kaum größer sein. Der Belgier, früher ein Weltklasse-Innenverteidiger, hat bislang nur beim RSC Anderlecht und bei Premier-League-Absteiger FC Burnley Erfahrung als Cheftrainer gesammelt. Insgesamt fünf Jahre lang. Und nun kommt er in dieses chronisch hektische Bayern-Umfeld, das nach einer titellosen Saison nicht unbedingt unter Verdacht steht, geduldiger zu werden. Zumal das Finale der Champions League am 31. Mai 2025 in der Münchner Arena stattfindet. Das Drama dahoam 2012 gegen Chelsea soll endlich vergessen gemacht werden.

Dieses besondere Ziel mache die Königsklasse "natürlich wichtiger", sagte Kompany bei seinem Dienstantritt, "aber wir erreichen das nicht, weil wir darüber reden, sondern, weil wir dafür hart arbeiten". Und damit fangen die Münchner nun an – zunächst ohne die meisten EM-Teilnehmer und Alphonso Davies, der mit Kanada Vierter bei der Copa América wurde. Neuzugang Michael Olise nimmt mit Frankreich am Olympia-Turnier teil – genauso wie Ersatztorhüter Daniel Peretz mit Israel. Beide stoßen erst im August zur Mannschaft.

FC Bayern: Über die Säbener Straße, Tegernsee, Südkorea nach Ulm

Nach den Anfangstagen in München reist das kleine Kompany-Team vom 22. bis 24. Juli ins Tegernsee-Trainingslager, wo zum Abschluss ein erstes Testspiel gegen den FC Rottach-Egern ansteht. Am 28. Juli folgt ein Freundschaftsspiel gegen den Regionalligisten 1. FC Düren, ehe es vom 31. Juli bis 5. August nach Südkorea geht. Den Pflichtspielauftakt bestreiten die Bayern am 16. August im DFB-Pokal auswärts bei Zweitliga-Aufsteiger SSV Ulm.

Kompany wird den Kader nach und nach zusammenführen, um eine Stammelf zu finden und eine neue Hierarchie aufzubauen. Die millionenschweren Verpflichtungen von Olise, João Palhinha und Hiroki Ito sollen nicht die letzten gewesen sein, Sportdirektor Freund und Sportvorstand Max Eberl sind weiter aktiv auf dem Transfermarkt. Es wird auch noch prominente Abgänge geben.

Kompany: "Wir müssen den Fokus darauf legen, wieder ganz nach oben zu kommen"

Kompany will "richtige Gewinner" in seiner Mannschaft haben, Spieler, die "mutig sind, aber auch meine Natur übertragen und sagen: Wir sind aggressiv. Das sind die beiden Dinge, die meinen Charakter geprägt haben." Man müsse spüren, so der Coach, "dass es eine neue Saison ist und dass die Mentalität sofort da ist. Natürlich ist das eine Vorbereitung, du bist noch nicht fit, du musst noch manche Sachen lernen. Aber mental musst du fit sein von Anfang an. Wir müssen den Fokus darauf legen, wieder ganz nach oben zu kommen."

Dort, wo seine Vorgänger Thomas Tuchel und Julian Nagelsmann den FC Bayern nicht hinführen konnten - aus den verschiedensten Gründen. Kompany ist nun der nächste Versuch der Bosse, wieder Konstanz in den Klub zu bringen und den Umbruch im Team zu vollziehen. Seit 2020 waren die Münchner nicht mehr im Endspiel der Champions League - klappt es nun ausgerechnet in dieser Saison?

Es ist ein Wagnis und eine Chance zugleich. Und die sollte man Kompany geben. Der Auftakt am Mittwoch war schon mal vielversprechend.

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