FC Bayern: Und was kommt dann?
Wie der FC Bayern sich in den Vorjahren nach dem Aus auf Europas Bühne neu aufgestellt hat. Auswirkungen auf den Trainerjob und den Kader.
MÜNCHEN Egal wie das Rückspiel gegen den FC Barcelona ausgehen mag – in die Geschichte wird das Viertelfinal-Duell der diesjährigen Champions-League-Veranstaltung zwischen dem FCB und dem FCB, den Bayern und den Katalanen aus Barcelona, eingehen, das ist gewiss. Ein Name wird immer mit jener Nacht im April verbunden sein.
Es ist – na? Klinsmann? Nein. Jörg Butt? Nein, nein, nein. Das Barca-Dreigestirn Messihenryeto’o? Es ist Udo Lattek, der Trauergast im Nou Camp. Er hat geweint, verkündete Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge des Nächtens, um den wahren Wert der Pleite zu dokumentieren. Latteks Tränen mögen getrocknet sein vor dem Rückspiel in der Allianz Arena (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht begonnen).
2001 in Mailand hat er Freudentränen geweint, damals, als Bayern gegen Valencia triumphierte. Im Anschluss daran gab es meist Enttäuschungen bei Europas Prestige-Veranstaltung, auf die meist eine Zäsur folgte.
2001/02: Die Champions-League-Helden waren müde, lediglich die Kovac-Brüder wurden geholt. Dazu Pizarro. Im Viertelfinale rächte sich Real für das Vorjahr. Man reagierte: Für Ballack, Deisler und Zé Roberto wurden 25 Millionen Euro an Ablöse investiert – es war eine Rundumerneuerung des Mittelfelds. Die Zeit von Mailand-Held Effenberg war endgültig vorbei, auch Sergio und Sforza mussten gehen – ohne Abwrackprämie.
2002/03: In der nächsten Saison kam das Aus noch im Dezember, nach der Vorrunde. Der AC Mailand, La Coruña und Lens waren zu stark – kein Sieg für die Bayern in sechs Spielen. Weil Makaay mit La Coruña die Bayern eliminierte, wurde er im Sommer darauf für die Rekordablöse von fast 20 Millionen Euro verpflichtet. Es war die erste Krise von Trainer Ottmar Hitzfeld, er überstand sie. Rummenigge beklagte sich über die geringeren TV-Gelder im Vergleich zu den Top-Ligen in England, Italien und Spanien.
2003/04: Wieder das Aus gegen Real Madrid, diesmal schon im Achtelfinale. Weil die Bayern nicht mal Meister wurden, verlor Hitzfeld seinen Job. Die Mannschaft sei nicht fit genug, hieß es, daher wurde Medizinballflüsterer Felix Magath verpflichtet. An die Hand gegeben wurden ihm Lucio sowie die Missverständnisse Frings, Hashemian und Görlitz.
2004/05: Das erste Jahr Magath in der Königsklasse. Ein Achtungserfolg im Achtelfinale gegen Arsenal, danach kam das Aus gegen Chelsea. Die Bosse ließen Magath machen, er durfte Ismael holen und Asiens Popstar Karimi, mit Kuffour, Zickler und Linke gingen drei weitere Mailand-Helden. Rummenigge beklagte wieder einmal die mangelnden TV-Gelder.
2005/06: Das zweite Jahr Magath in der Königsklasse. Er wurde immer knorriger und kauziger, die Mannschaft knarrzte, ging im Achtelfinal-Rückspiel 1:4 beim AC Mailand unter. Die Bosse ließen Magath weitermachen, der Kader wurde revolutioniert. Ballack ging zu Chelsea, Jeremies, Deisler und Lizarazu beendeten ihre Karriere. Verpflichtet wurde ein hoffnungsvoller Jungstar. Sein Name: Lukas Podolski.
2006/07: Magath hangelte sich durch die Gruppenphase, im Winter übernahm Wiederkehrer Hitzfeld. Er setzte sich gegen Real durch, im Viertelfinale konnte auch er das erneute Aus gegen Milan nicht verhindern. Rummenigge beklagte dies – richtig. Hitzfelds Vertrag wurde dennoch verlängert – auch wenn es in der Liga nur zu Platz vier reichte und in der kommenden Saison eine Strafrunde im Uefa-Cup gedreht wurde. Was massive Import-Export-Tätigkeiten zur Folge hatte: weggeschickt wurden Makaay, Hargreaves, Santa Cruz, Pizarro, Karimi und Salihamidzic. Auf der Einkaufsliste standen Ribéry, Toni, Klose, Sosa, Jansen, Altintop, Zé Roberto, Schlaudraff – für schlappe 70 Millionen Euro. An Klinsmann verschwendete damals noch niemand einen Gedanken.
2008/09: Endstation Barcelona. Das Aus für Klinsmann? Sagt Ribéry nun Adieu?
Patrick Strasser