FC Bayern und OB Ude: Party mit Versöhnung

Während die Bayern-Fans auf dem Marienplatz Christian Ude wie gewohnt mit Pfiffen bedenken, finden beim Empfang im Rathaussaal der OB und die Bosse der Roten endlich wieder zusammen
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Die Bayern-Party auf dem Rathausbalkon. Erst ausgelassen, dann versöhnlich - mit OB Christian Ude.
dpa Die Bayern-Party auf dem Rathausbalkon. Erst ausgelassen, dann versöhnlich - mit OB Christian Ude.

MÜNCHEN - Während die Bayern-Fans auf dem Marienplatz Christian Ude wie gewohnt mit Pfiffen bedenken, finden beim Empfang im Rathaussaal der OB und die Bosse der Roten endlich wieder zusammen

Der Mann ist milde gestimmt. „Ja mei, wenns glücklich san“, grummelt der betagte Löwen-Fan in seinen weiß-blauen Schal. Dann rollt der Auto-Korso des FC Bayern an ihm und dem Grünwalder Stadion vorbei. Eine rote Jubel-Prozession, mitten im Hoheitsgebiet des TSV 1860. Hunderte Bayern-Fans die ihre Stars frenetisch feiern – und das direkt zu Füßen des altehrwürdigen Sechzger. Der Löwe trug es m mit Fassung.

Es war ja auch nur eine kurze Etappe der Bayern, als sie am Sonntag im Korso vom Klubgelände an der Säbener Straße zum Marienplatz fuhren. Dort stieg ab Punkt 16:04 Uhr auf dem Rathaus-Balkon die ganz große Sause. 30000 Fans waren gekommen um die 22. Meisterschaft der Bayern zu feiern. Es war ein Tag der Superlative. 100000 Schaulustige hatten die Straßen der Stadt gesäumt und der Mannschaft zum ersten von drei möglichen Titel gratuliert. Zum Dank gab es für die Anhängerschar am Viktualienmarkt 10000 Liter Freibier.

Während also die roten Meistersinger um Erfolgscoach Louis van Gaal auf und ab hüpften, tobte unter ihnen die rote Masse. Es wurde gesungen („Schade Schalke, alles ist vorbei“), zur basslastigen Party-Hymne der White Stripes getanzt und das unvermeidliche „We are the Champions“ angestimmt. Und dabei liegt die ganz große Feier ja erst noch vor dem FC Bayern und seinen Fans. Am 23. Mai wollen sie am selben Ort das Triple bejubeln.

Pfiffe und Buh-Rufe musste nur einer ertragen – und auch das hat ja Tradition bei den Meisterfeiern der Bayern auf dem Rathausbalkon. Die Glückwünsche von Oberbürgermeister Christian Ude wurden von Buh-Rufe tausender Bayern-Fans übertönt. „Das hat er nicht verdient“, sagte Uli Hoeneß später im kleinen Sitzungssaal des Rathauses, wo der OB zum Empfang geladen hatte. „Ich hoffe, dass unsere Fans das bald einsehen. Ich bedauere es jedes Mal, wenn er da oben ausgepfiffen wird. Er hat doch mit Sechzig nichts mehr zu tun.“

Tatsächlich kann man bei Ude, im November vergangenen Jahres nach etlichen Dissonanzen als Aufsichtsrat bei 1860 zurückgetreten, deutlich heraushören, dass er auch beim Fußball den Roten immer näher kommt. Wie er da in seiner Festansprache von der „besonderen Raffinesse“ schwärmte, „erst schwächer anzufangen und dann ganz Deutschland mit einem großer Crescendi zu begeistern“. Und wie er bekannte: „Ich darf hier indiskret verraten: Auch Andersgläubige und Andersfarbige haben in den letzten Woche zumindest hinter vorgehaltener Hand gesagt, dass die Bayern einen unglaublichen Fußball spielen.“ Wie er sich von der Masse der Bayern-Anhängern überwältigt sah: „Zu einer solchen Fangemeinde kann man nur gratulieren.“ Und wie er zudem sich einen neuerlichen Seitenhieb gegen die Löwen nicht verkneifen mochte: „In diesen Tagen und Wochen lernen ich es immer mehr zu schätzen, dass der FC Bayern mit diesem Stadion, das er unbedingt haben wollte, auch sehr zufrieden ist. Das ist heute in München leider nicht mehr selbstverständlich.“

Karl-Heinz Rummenigge nahm den Handschlag an. Vor zwei Jahren noch hatte er das Fehlen Udes (der damals lieber Urlaub machte auf Mykonos) beim Empfang der Stadt dazu genutzt, mit dem OB zu brechen („Verändern Sie Ihre Haltung, Herr Ude, und vor allem Ihre Politik gegenüber dem FC Bayern.“) – und die Porzellanfigur, die es als Geschenk vom Zweiten Bürgermeister gab, demonstrativ im Rathaus liegen gelassen.

Jetzt findet er: „Bayern München und die Stadt München verbindet ein untrennbares Schicksal. Wir sind sehr glücklich, dass wir hier unser Heimat haben, und ich denke, die Stadt München ist sehr glücklich, dass sie uns als Werbeträger und als Steuerzahler hat.“

Der Versöhnung folgte ein Schulterschluss – für München 2018. Rummenigge erwähnte ein Plakat am Balkon: „Da stand: ’Mia san mir! Und: Mir san Meister.’ Aber ich möchte heute sagen: Mia san auch Olympia.“

Am Ende fand er sogar Gefallen am überschaubar wertvollen Messingpokal, den Ude den Bayern als Präsent übergab: „Unser Trainer ist ja ein Feierbiest. Er hat für jeden Pokal Verwendung.“

Gunnar Jans, Reinhard Keck

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