FC Bayern und der Umbruch-Abbruch

Bayern-Trainer Carlo Ancelotti vertraut erfahrenen Stars, die jungen Spieler wie Joshua Kimmich oder Renato Sanches sitzen unzufrieden draußen. Flüchtet Kinglsey Coman im Sommer zu Pep Guardiola und Manchester City?
Maximilian Koch |
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Die Bayern-Youngster Kingsley Coman (206 Minuten), Joshua Kimmich (325) und Renato Sanches (88 - von links) kommen im Jahr 2017 gemeinsam auf gerade einmal sieben Partien (6,87).
Rauchensteiner,firo,GES/Augenklick Die Bayern-Youngster Kingsley Coman (206 Minuten), Joshua Kimmich (325) und Renato Sanches (88 - von links) kommen im Jahr 2017 gemeinsam auf gerade einmal sieben Partien (6,87).

München - Wie sehr Carlo Ancelotti für ältere Fußballer schwärmt, zeigte sich erst kürzlich, als er Philipp Lahm zur Fortsetzung seiner Karriere beim FC Bayern überreden wollte. "Ich sprach mit ihm über Francesco Totti, der sieben Jahre älter ist und noch ein Jahr spielen will", verriet Ancelotti der italienischen Zeitung Corriere dello Sport.

Totti hat inzwischen die 40er-Grenze überschritten – aber Lust auf ein ruhigeres Leben in Rom? No, grazie! Ähnlich war es bei Paolo Maldini, den Ancelotti Lahm gegenüber als anderes Oldie-Beispiel nannte.

Bis 40 spielen wie Maldini beim AC Mailand – wäre das nichts, Philipp? Als auch dieser Versuch scheiterte, probierte es Ancelotti mit seiner eigenen Vita. Und Humor. "Ich sprach sogar über mich", sagte der Bayern-Coach: "Auch ich habe mit 33 Jahren aufgehört, aber auf dem Rasen sah es so aus, als wäre ich 43."

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Lahm dürfte gelacht haben – geändert hat der Versuch nichts: Der Kapitän hört im Sommer auf. Doch Ancelottis Vorliebe für erfahrene Stars wird die Bayern noch länger prägen. Der Coach bricht den Umbruch eher ab, als dass er ihn fördert. Gerade jetzt, in der entscheidenden Saisonphase.

Als Beleg dafür diente jüngst die Aufstellung der Bayern im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League beim FC Arsenal. Es war mit 30 Jahren und 14 Tagen im Durchschnitt die älteste Formation, die je ein Bayern-Trainer in diesem Wettbewerb aufs Feld schickte.

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Eine erfolgreiche aber auch: Die Bayern gewannen dank einer Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit – und einer roten Karte gegen Arsenal – mit 5:1. Am Ende spielten die alten Hasen wie junge Hüpfer. Für die wirklich Jungen, also die Youngster Joshua Kimmich (22), Renato Sanches (19) oder Kingsley Coman (19), ist Ancelottis Oldie-Obsession freilich ein Problem.

Kimmich, Stammspieler in der deutschen Nationalelf, kommt nach gutem Saisonstart nur noch selten zum Einsatz. "Das ist nicht mein Anspruch, das will ich ändern", sagte er am Samstag nach der Partie gegen Frankfurt, als er 90 Minuten auf der Bank saß.

Sanches komplett außen vor

Auffällig: Ancelotti vertraut aktuell eher Rafinha (31), falls Rechtsverteidiger Lahm nicht spielt. Zuletzt etwa bei besagtem Spiel gegen den FC Arsenal oder im Pokal-Viertelfinale gegen den FC Schalke 04. Dabei wünschen sich die Bayern-Bosse Kimmich als Nachfolger von Philipp Lahm.

Doch der EM-Teilnehmer spielt, wenn überhaupt, im Mittelfeld (325 Minuten im Kalenderjahr 2017). Ähnlich kompliziert ist die Situation bei Coman und Sanches. Der portugiesische Europameister ist komplett außen vor, durfte 2017 erst 88 Minuten ran.

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"Renato wird definitiv nächste Saison hier sein, zu 100 Prozent", sagte Ancelotti zwar der Sport Bild. Einfacher wird es für Sanches dann aber nicht – trotz des Rücktritts von Xabi Alonso (35), der schon 707 Minuten spielte.

Schließlich hat der Coach weitere erfahrene Profis fürs Zentrum zur Verfügung: Arturo Vidal (wird im Mai 30), Javi Martínez (28), Thiago (25) und Neuzugang Sebastian Rudy (27). Coman muss sich zumindest ein weiteres Jahr gegen Arjen Robben (33) und Franck Ribéry (bald 34) behaupten, die ihre Verträge – wie Rafinha – bis 2018 verlängert haben.

Flirtet ManCity mit Coman?

Aus Frankreich ist zu hören, dass Coman deshalb zu einem Abschied im Sommer tendieren könnte – obwohl die Bayern eine Kaufoption in Höhe von 21 Millionen Euro besitzen, um den Franzosen fest von Juventus Turin zu verpflichten.

Nach Informationen von Telefoot hat Coman allerdings ein Veto-Recht bei dieser Vereinbarung und freie Wahl bei einem neuen Klub. Angeblich ist Manchester City mit Coach Pep Guardiola bereit, 50 Millionen Ablöse zu zahlen.

Guardiola und Coman – das passte bei den Bayern. In der vergangenen Saison setzte der Katalane konstant auf den schnellen Außenstürmer. Daran könnte er Coman nun erinnern. Ancelotti hat es da schwerer. Die Geschichten von Totti und Maldini dürften beim 20-Jährigen noch weniger ziehen als bei Lahm.

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