FC Bayern: Unaufhaltsam Richtung zehnter Meisterschaft in Serie

Beim 7:0 gegen Bochum, dem zehnthöchsten Sieg der Klubgeschichte, zeigen die Bayern eine beängstigende Frühform. Die AZ nennt Gründe, warum die zehnte Meisterschaft in Folge wohl nur eine Frage der Zeit ist.
von  Patrick Strasser
Bayerisches Schützenfest: Von den Fans in der Allianz Arena und Coach Julian Nagelsmann gab's dafür kräftig Applaus.
Bayerisches Schützenfest: Von den Fans in der Allianz Arena und Coach Julian Nagelsmann gab's dafür kräftig Applaus. © imago/Revierfoto

München - Mehr Aussagekraft geht nicht. Bochums guter, aber längst konsternierter Torwart Manuel Riemann befindet sich bereits im Nur-nicht-zweistellig-Modus, da zieht Leon Goretzka in der 86. Minute noch einmal ab. Riemann, der gebürtige Bayer aus Mühldorf am Inn (ein Fan rief: "Der arme Deifi!"), lässt den Ball nach vorne abtropfen und Thomas Müller, ist zur Stelle. Noch eins! Das 8:0, in Worten: acht zu null.

Müller jubelt, als habe er das Siegtor in einem K.o.-Spiel der Champions League erzielt. Dann der - so Müllers Gesichtsausdruck - Schock: Hauchzart Abseits, der Videoschiedsrichter nimmt den Treffer zurück. Der Bayern-Angreifer, der in der ersten Hälfte mit einem Assist seinen 300. Bundesliga-Scorerpunkt (130 Treffer und 170 Vorlagen) verzeichnen konnte, macht eine wegwerfende Handbewegung. Zefix! Nur 7:0.

Höchster Liga-Sieg war ein 11:1 gegen Borussia Dortmund

Reichte ja dennoch zum zehnthöchsten Sieg der Liga-Historie der Münchner. Wobei ein zweistelliger Erfolg locker drin gewesen wäre. Den Bayern übrigens nur einmal schaffte. Nein, nicht wie so oft in den 2010er Jahren gegen den Hamburger Schießbuden Verein (unter anderem 8:0, 8:0, 9:2), sondern gegen Borussia Dortmund. Im November 1971 müllerte es ein 11:1.

Die Bayern haben in den ersten fünf Partien schon wieder 20 Tore erzielt, mehr als ein Fünftel der 99 der vergangenen Saison. Ein Liga-Rekord für den neuen Trainer Julian Nagelsmann – zuvor gelang dies nur Aushilfscoach Adries Jonker, der 2011 seinen Chef Louis van Gaal bis Saisonende ersetzte, und Udo Lattek 1970. Läuft also für Nagelsmann.

Sein Team kommt ins Rollen, zeigt eine beängstigende Frühform. Durch den kleinen Patzer von Wolfsburg (nur 1:1 gegen Eintracht Frankfurt) stehen die Bayern jetzt sogar an der Tabellenspitze. Zwar punktgleich mit dem VfL, dafür jedoch mit dem deutlich besseren Torverhältnis. Von einer Herbstkrise, die den Abo-Meister in so vielen Jahren (zuletzt 2017 unter Carlo Ancelotti und 2019 unter Niko Kovac) beschlich, keine Spur. Der zehnte Meistertitel in Folge ist wohl nur eine Frage der Zeit.

Gründe für die drohende Langeweile im Meisterkampf

Die Gier: "Unglaublich und ungebrochen" nannte Nagelsmann Gier und Hunger der Mannschaft. "Das überrascht mich nicht, sondern ich bin froh, dass es so ist. Es war interessant zu sehen, wie es nach den Erfolgen der letzten zwei Jahre weitergeht." Sieben Titel in 19 Monaten unter Ex-Bayern-Trainer Hansi Flick und kein bisschen erfolgsmüde.

Der neue Input: Nagelsmann will nicht als derjenige in die Klub-Annalen eingehen, der die zehnte Schale hintereinander verbaselt. "Ich bin neu und will da weitermachen, wo meine Vorgänger aufgehört haben", sagte er, betonte jedoch: "Die Spieler haben die Gier, die muss allerdings immer mit guten Ideen gefüttert werden. Ich verändere ein paar Dinge, bringe neue Sachen rein." Noch hält er sich zurück mit zu viel Taktikneuerungen, passt nur an – weil's läuft.

Robert Lewandowski: Die Tormaschine traf in seinem 19. Pflichtspiel in Folge für die Bayern und stellte einen neuen Liga-Rekord auf: Er war im 13. Bundesligaheimspiel in Serie erfolgreich, einmal mehr als Jupp Heynckes (1972/73) sowie Gerd Müller (1969/70).

Leroy Sané: Der Flügelstürmer wird immer besser, traf mit einem sehenswerten Freistoß zur Führung, hat den Respekt und die Zuneigung der Fans zurückgewonnen.

Das neue Abwehrbollwerk: 44 Gegentore in der letzten Saison waren zu viel, nun sind es vier. Gegen Bochum wurde Neuzugang Dayot Upamecano, ein stabilisierender Faktor, sogar geschont. "In der zweiten Halbzeit war ein Punkt, dass wir kein Tor bekommen, dass wir die Gier zeigen, zu Null zu spielen", meinte Nagelsmann und war daher "glücklich mit dem Ergebnis". Bochum nicht so.

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