FC Bayern: Ultras raus?

Nach der Plakat-Aktion gegen Keeper Neuer droht der FC Bayern den Initiatoren mit Stadionverboten. Teamkollege Müller: „98 oder 99 Prozent der Fans stehen hinter Manuel”
von  Patrick Strasser
Du kannst noch so viele Bälle parieren – wir werden dich nie in unserem Trikot akzeptieren“ – so begrüßte die Ultra-Fangruppierung „Bavarian Inferno“ den neuen Torwart Manuel Neuer (weißes Dress) bei seinem ersten Spiel für Bayern.
Du kannst noch so viele Bälle parieren – wir werden dich nie in unserem Trikot akzeptieren“ – so begrüßte die Ultra-Fangruppierung „Bavarian Inferno“ den neuen Torwart Manuel Neuer (weißes Dress) bei seinem ersten Spiel für Bayern. © M.I.S.

Nach der neuerlichen Plakat-Aktion gegen Neuer droht der FC Bayern den Initiatoren mit Stadionverboten. Teamkollege Müller glaubt: „98 oder 99 Prozent der Fans stehen hinter Manuel”

Riva Am Tag nach dem neuerlichen Störfeuer gegen Manuel Neuer war von den Tätern nichts zu sehen. Nur die Ultras der „Schickeria” hatten ihren Banner wieder auf dem Zaun der Gegengerade im Stadion von Arco aufgehängt, die Fans von „Inferno Bavaria” zeigten sich nicht beim Vormittagstraining in Arco.

Dabei war es diese Ultra-Gruppe, die vor dem ersten Testspiel der Saison gegen eine Trentino-Auswahl (15:0) das riesige Spruchband mit der Botschaft „Du kannst auch noch so viele Bälle parieren. Wir werden Dich nie in unserem Trikot akzeptieren” aufgehängt hatte. Die „Schickeria” distanzierte sich, man ging am Rande der Partie extra auf Sportdirektor Christian Nerlinger zu, um das klarzustellen.

Wieder Pöbeleien gegen Neuer: Die Bilder

Dennoch löst dieser Vorfall eine neue Debatte aus. Weil er eine neue Dimension hat. Waren es verschiedene Ultra-Gruppierungen, die im Frühjahr heftigst gegen die Verpflichtung des Schalker Torwarts protestiert hatten, wird Neuer jetzt als Bayern-Profi angegangen. „Das hat jetzt eine andere, neue Schärfe, weil der Spieler nun einer von uns ist”, meinte Manfred Straßer, der Vorsitzende des Fanklubs „De rodn Waginga”, „ich finde es sehr schade, dass sich hier jemand profilieren und Aufmerksamkeit erhaschen will.” Und gerade in einer Situation, in der die „Schickeria” beim Runden Tisch vom letzten Samstag eine Annäherung mit dem Verein gefunden hatte. „Die Gemüter hatten sich in der Sommerpause beruhigt, die Gespräche waren sinnvoll”, sagte Thomas Emmes vom Fanprojekt München der AZ, „aber die Fanszene steht nicht still. Die einen werden ruhiger und gemäßigter, neue Gruppierungen kommen nach. ,Inferno Bavaria’ ist eine Splittergruppe, die sich abgesondert hat." Aber schon bei den Beleidigungen gegen Neuer im Frühjahr mitmachte. Ihre Losung ist „Ultra Kaos seit 2001”, ihrem Gründungsjahr. Auf ihrer Homepage zeigen sie Banner, die stets mit „IB 01” gekennzeichnet sind. Auch die, die gegen Präsident Uli Hoeneß gerichtet waren, etwa: „Schluss mit leeren Worten und Versprechen. Hoeneß, du Lügner!” Klar zu unterscheiden von Plakaten der „Schickeria”, die ihre Botschaften nur weiß auf rot verkündet.

FC Bayern erklärt Störer zu ,Personae non gratae’

Droht nun Zoff unter den Ultras? Selbst der Vorstand des FC Bayern unterschied in seiner gestrigen Stellungnahme. „Aufgrund der Vorkommnisse in Arco sind die Personen dieser Gruppierung beim FC Bayern ab sofort ,Personae non gratae’. Der Versuch dieser kleinen Gruppierung, einen Keil in die Übereinkunft zwischen den Teilnehmern des Runden Tisches zu treiben, wird sowohl von den Verantwortlichen des FC Bayern als auch von den Fanvertretern zurückgewiesen.”

Nicht erwünschte Personen bedeutet: Nun wird ermittelt, wer aus dem Fanklub Vereinsmitglied ist, wer eine Dauerkarte hat. Angedacht sind Stadionverbote. Ultras raus? Darüber hinaus heißt es aus dem Verein, dass man hofft, „Inferno Bavaria” werde sich nun innerhalb der Fanszene isolieren. Ein Selbstreinigungsprozess? Bereits am Ende der Hinrunde hatte sich der Großteil der Anhänger mit Aktionen wie „Mia san Uli” gegen die Ultras gewandt. Sie stehen im Unterrang der Südkurve und sorgen als Vorsänger für Stimmung, doch mittels ihrer Spruchbänder wollen sie Politik machen, „und das gehört nicht ins Stadion – ebenso wie Beleidigungen”, so Fanvorstand Straßer.

„Manuel ist ein guter Typ, er hat sich nichts zu Schulden kommen lassen", sagte Bayernprofi Thomas Müller, „es war bestimmt nicht angenehm, aber er macht sich da keinen Kopf. Es sind 98 oder 99 Prozent der Fans, die hinter ihm stehen – und wir als Mannschaft natürlich auch.”

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