FC Bayern: Uli Hoeneß sendet klare Signale an Kingsley Coman und Co.

Der Ex-Präsident des FC Bayern spricht über den Abgang von Hansi Flick und die Verhandlungen mit Kingsley Coman: "Dann wird's keine Verlängerung geben."
von  Maximilian Koch
Uli Hoeneß verweist im Zuge der Verhandlungen mit Kingsley Coman einmal mehr auf die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie.
Uli Hoeneß verweist im Zuge der Verhandlungen mit Kingsley Coman einmal mehr auf die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie. © Kevin Voigt/Augenklick

München - Zwischen den Zeilen ist herauszuhören, dass Uli Hoeneß (69) den Abschied von Hansi Flick (56) nicht so richtig verstehen kann. "Das war für uns alle eine Überraschung, dass es für ihn trotz so vieler Erfolge offensichtlich immer noch etwas Größeres gibt, nämlich Bundestrainer zu werden", sagte Ehrenpräsident Uli Hoeneß am Rande der RTL-Aufzeichnung zur Hall of Fame des deutschen Fußballs.

Und wer Hoeneß kennt, der weiß, dass in seinem Kosmos der FC Bayern das Allergrößte ist. Wie kann es Flick nur wagen? Dabei war für den künftigen DFB-Coach vor allem das zerrüttete Verhältnis zu Sportvorstand zu Hasan Salihamidzic (44) ausschlaggebend für seinen Wechsel. Jener Salihamidzic, der mit Hoeneß seit Jahren eng befreundet ist und vom Münchner Ehrenpräsidenten stets unterstützt wird.

Hoeneß: Salihamidzic nicht alleine für Transfers verantwortlich

"Ich kann die Kritik an Salihamidzic nicht nachvollziehen", erklärte Hoeneß bei "Sport1": "Ich war 40 Jahre beim FC Bayern in leitender Funktion und bin weiterhin im Aufsichtsrat. Immer, wenn wir einen Spieler gekauft haben, waren alle im Verein dafür verantwortlich. Und nicht der Trainer oder der Manager alleine. Das ist jetzt nicht anders."

Allerdings hatte sich Flick über zu wenig Mitsprache bei Transfers beklagt. Ob es der neue Trainer Julian Nagelsmann (33) da leichter hat? Weitere Millionen-Investitionen sind zumindest für diesen Sommer nicht geplant. "Es wird keine großen Transfers geben. Können Sie vergessen", sagte Hoeneß: "Das wurde so zwischen dem Vorstand und dem Aufsichtsrat auf der letzten Sitzung besprochen."

Hoeneß prophezeit: "Die nächsten zwei Jahre im Fußball werden katastrophal"

Nagelsmann soll daher junge Spieler entwickeln, wegen der finanziellen Einbußen in Corona-Zeiten sind teure Einkäufe kaum mehr möglich. "Die nächsten zwei Jahre im Fußballgeschäft werden katastrophal. Das sage ich Ihnen jetzt schon", erklärte Hoeneß. Die wirtschaftlichen Defizite bei den Vereinen seien "enorm".

Ein Transfer von Dortmund-Stürmer Erling Haaland dürfte daher schwierig werden. "Wie sollen wir das finanzieren?", fragte Hoeneß in dem Interview, das er gemeinsam mit Vorstand Oliver Kahn (51) führte. "Corona ist eine Situation, die unsere Gesellschaft noch nie hatte. So ein Virus ist ein unsichtbarer Gegner. Und keiner weiß, ob er nicht zurückkommt. Wir dürfen keine Risiken eingehen und müssen alle miteinander kleinere Brötchen backen."

Hoeneß bei Coman entspannt: "Hat noch zwei Jahre Vertrag"

Das gilt auch für Vertragsverlängerungen. Kingsley Coman (24) etwa hat Star-Berater Pini Zahavi (77) engagiert, den Hoeneß einst als "geldgierigen Piranha" bezeichnete. "Ich kann nur darauf hinweisen, dass der Spieler noch zwei Jahre Vertrag hat", sagte Hoeneß über Coman: "Alles andere werden wir sehen. Das werden Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic schon richten. Die Unterstützung vom Aufsichtsrat mit Herbert Hainer haben sie. Wir haben auch die Sache Alaba gemeinsam gut über die Bühne gebracht." Indem Bayern den Österreicher ablösefrei ziehen ließ.

Weitere Alaba-Fälle könnten folgen: "Wir waren einfach nicht bereit, den geforderten Preis für ihn zu bezahlen. Das wird auch in Zukunft so sein: Wenn Preise aufgerufen werden, die nicht darstellbar sind, dann wird's keine Vertragsverlängerung beim FC Bayern geben", so Hoeneß, der damit klare Botschaften an Coman und den Rest des Kaders sendete.

Hoeneß und Kahn haben Vertrauen in Nagelsmann

Es liegt ab Sommer an Nagelsmann, die Mannschaft in schwierigen Corona-Zeiten zu führen. "Ich finde es gar nicht schlecht, dass wir einen Trainer verpflichten, der nicht so hochdekoriert ist, sondern hochehrgeizig", sagte Kahn. "Wir holen ihn, weil wir von seiner Qualität überzeugt sind und er sich sehr stark mit dem Verein identifiziert, das war ein wichtiger Aspekt. Es war schon immer ein Traum von ihm, einmal Trainer bei Bayern München zu sein."

Auch Hoeneß glaubt an Nagelsmann: "Als Hansi Flick bei uns vor anderthalb Jahren übernommen hat, hatte er zu diesem Zeitpunkt auch nichts gewonnen. Er hat bewiesen, dass man in kürzester Zeit sieben Titel holen kann. Da mache ich mir keine Sorgen."

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