Interview

FC Bayern: Uli Hoeneß - "Manuel Neuer wird sowieso seine Karriere hier beenden"

Uli Hoeneß spricht im AZ-Exklusivinterview über die Zukunft des Nationalkeepers, Pläne mit Gnabry und Süle sowie Zipsers Kampf ums Comeback nach einer Hirn-OP: "Ich wünsche mir, dass er zurückkommt."
von  Julian Buhl
"Er ist ein Urgestein des Vereins geworden. Der muss hier seine Karriere beenden. Da gibt es für mich gar keinen Zweifel", sagt Hoeneß über Manuel Neuer.
"Er ist ein Urgestein des Vereins geworden. Der muss hier seine Karriere beenden. Da gibt es für mich gar keinen Zweifel", sagt Hoeneß über Manuel Neuer. © picture alliance/dpa

München - AZ-Interview mit Uli Hoeneß: Der 70-Jährige war als Spieler, Manager und dann als Präsident maßgeblich für den Erfolg des FC Bayern verantwortlich.

AZ: Herr Hoeneß, aufgrund der bekannten Coronaproblematik hat der FC Bayern einen schwierigen Start in die Rückrunde erlebt und mit 1:2 gegen Gladbach verloren. War der 4:0-Sieg in Köln nun die passende Antwort im vermeintlich wieder offenen Kampf um die Meisterschaft?
ULI HOENESS: Das Spiel gegen Gladbach hat - wie ich finde - unter irregulären Verhältnissen stattgefunden. Dass wir da mit einer Rumpfmannschaft spielen mussten, mit 16 Jahre alten Jugendlichen auf der Bank, das hat es ja noch nie gegeben. Dann haben einige natürlich schon wieder mal gehofft. Aber so, wie die Mannschaft in Köln aufgetreten ist, das habe ich auch dem Julian (Nagelsmann; d. Red.) direkt am Telefon gesagt, das hat mir sehr gefallen. Das war dominant, das war brillant. Vor allem, weil Köln in den letzten Wochen ja eigentlich gut gespielt hat.

Hoeneß über Nagelsmanns Reife: "Bin immer wieder verwundert"

Ist Nagelsmann der vielleicht beste Sommerneuzugang?
Wir haben eine gute Mannschaft und einen sehr guten Trainer. Ich bin immer wieder verwundert, dass so ein junger Bursche schon so eine Reife hat und so über den Tellerrand hinausschaut. Da können wir uns alle glücklich schätzen, dass wir ihn haben. Allerdings muss man auch betonen, dass auch Hansi Flick hier sehr gute Arbeit geleistet hat.

Ist die kürzlich gelungene Vertragsverlängerung mit Kingsley Coman auch eine Ansage an die Konkurrenz, dass Bayern solche Topspieler nicht abgibt?
Das liegt nicht immer in den Händen des Vereins, zumal die Spieler in der Möglichkeit, ablösefrei zu gehen, leider heute ein Riesenpfund in der Hand haben. Das wird zunehmend schwieriger. Aber ich finde es super von unserer Vereinsführung, dass sie das geschafft haben. Und ich denke, dass es auch mit den anderen Spielern noch eine gute Chance gibt.

Uli Hoeneß beim Interview mit der Abendzeitung.
Uli Hoeneß beim Interview mit der Abendzeitung. © Daniel von Loeper

Hoeneß überzeugt: Neuer beendet Karriere im Bayern-Trikot

Auch bei Manuel Neuer, dessen Vertrag aktuell noch bis 2023 läuft?
Manuel wird sowieso seine Karriere hier beenden. Er ist ein Urgestein des Vereins geworden. Der muss hier seine Karriere beenden. Da gibt es für mich gar keinen Zweifel.

Sie meinen also eher Spieler wie Serge Gnabry (Vertrag bis 2023) und Niklas Süle (Sommer 2022) - bei denen Sie ebenfalls optimistisch sind?
Gnabry ist in dieser Reihe jetzt der Nächste. Wie ich höre, hat Niklas Süle ein Angebot von uns vorliegen. Das muss er annehmen. Wenn er das nicht tut, dann kann sich der Verein querstellen, doch dann nützt alles nichts.

Sie waren ja immer ein Verfechter davon, die besten deutschen Spieler zum FC Bayern zu holen und auch dort zu halten...
Ja, aber es muss Grenzen geben. Ich habe auch im Fall Alaba klar Stellung bezogen. Man muss als Bayern München sagen, wo die Grenze ist und wenn sie überschritten ist, muss man einfach nein sagen. Das Wichtigste in diesem Geschäft ist es jetzt geworden, nein sagen zu können. Denn das Geld der Bank auszugeben à la Barcelona, das ist leicht. Doch ohne Kredite erfolgreich zu sein, das ist die Kunst. Und das wollen wir weiterhin so halten.

Hoeneß: "Wir haben bis jetzt eine überragende Saison gespielt"

Wie sehen Sie die sportlichen Perspektiven der Mannschaft für die Rückrunde?
Wir haben bis jetzt eine überragende Saison gespielt, zeigen sehr attraktiven und offensiven Fußball. Schade, dass die Zuschauer das nur von zu Hause aus sehen können. In der Champions League haben wir bisher das Nonplusultra gespielt: Sechs Spiele, sechs Siege - mehr geht nicht.

Ist Bayern nun der Favorit in der Champions League?
Nein, da gibt es so viele gute Mannschaften. Chelsea, Liverpool und Manchester City sind stark. Der Sieger aus Real gegen Paris wird auch zu den Favoriten dazugehören. Wenn wir Salzburg schlagen, was ich hoffe, dann kriegst du nur noch Granaten. Und dann ist die Tagesform entscheidend. Aber wir sind in der Lage, an einem guten Tag alle zu schlagen.

Super League im Fußball? Uli Hoeneß ist klar dagegen

Im Fußball gab es die große Diskussion um die Gründung einer Super League, die krachend gescheitert ist. Wie sehen Sie im Vergleich dazu die Euroleague im Basketball, die ja auch eine geschlossene Liga der internationalen Topklubs ist, in die sich auch der FC Bayern als A-Lizenz-Inhaber im Sommer eingekauft hat?
Die internationalen Strukturen im Basketball waren ja längst nicht so gut organisiert, wie das im Fußball über die Uefa der Fall ist. Dann brauchst du so etwas nicht. Die Fiba hat das ja aber in der Vergangenheit überhaupt nicht im Griff gehabt, da gab es ja keine vernünftige Organisation. Von daher war es nur logisch, dass sich mit der Euroleague so eine private Sache entwickelt hat. Das kann man mit dem Fußball gar nicht vergleichen. Dort hat die Uefa mit der Champions League einen fantastischen Wettbewerb organisiert. Aus meiner Sicht gibt es überhaupt gar keinen Grund, den zu verlassen.

Wie fällt Ihr Saison-Zwischenfazit bei den Bayern-Basketballern aus?
Die Corona-Situation macht es sehr schwierig: Mal fallen die Spiele aus, dann hat man wieder drei in einer Woche. Wir haben zudem Riesenprobleme mit der Verletzung von Hilliard, der davor sehr stark begonnen hat. Paul Zipser fehlt uns natürlich auch noch. Hoffen wir, dass die Mannschaft in der zweiten Hälfte der Saison noch mal aufdreht. Es wird schwer, in der Euroleague die Playoffs zu schaffen. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Das größte Ziel ist natürlich, deutscher Meister zu werden.

Hoeneß: "Wenn ein Spieler fünf Tore schießt, braucht er mich nicht"

Sie sprechen Paul Zipser an, der nach einer Hirn-OP um sein Comeback kämpft. Wie geht es ihm?
Psychisch ist er auf einem guten Level. Aber er muss halt auch noch einen entsprechenden körperlichen Zustand erreichen, dass er wieder richtig spielen kann. Er sagt, dass er gute Tage hat, an denen alles klappt und dann auch weniger gute. Wir lassen ihm alle Zeit der Welt. Die muss ihm der Verein auch lassen. Ich habe seine schwere Geschichte ja sehr hautnah verfolgt. Das ist ein sehr sympathischer Kerl und ich hoffe und wünsche mir nur, dass er wieder zurückkommt.

"Ich habe seine schwere Geschichte ja sehr hautnah verfolgt. Ich hoffe und wünsche mir nur, dass er wieder zurückkommt", sagt Hoeneß über Paul Zipser (r.).
"Ich habe seine schwere Geschichte ja sehr hautnah verfolgt. Ich hoffe und wünsche mir nur, dass er wieder zurückkommt", sagt Hoeneß über Paul Zipser (r.). © sampics/Augenklick

Sie haben Zipser nach seiner Erkrankung auch persönlich unterstützt. Eine Herzensangelegenheit für Sie?
Das ist ja immer so bei mir: Wenn ein Spieler fünf Tore schießt, braucht er mich nicht. Wenn er im Krankenhaus liegt, dann schon. So habe ich das immer gehalten.

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