FC Bayern - Uli Hoeneß beweist wieder mal großes Herz: Wenn es schwierig wird, ist er für die Bayern-Stars da

David Alaba erhält nach seinem Kreuzbandriss Unterstützung vom FC Bayern. Es ist nicht das erste Beispiel dafür, wie sehr sich der Rekordmeister und insbesondere Uli Hoeneß um seine (Ex-)Spieler kümmert.
von  Bernhard Lackner
Steht seinen Spielern vor allem in schwierigen Zeiten zur Seite: Der legendäre Bayern-Manager Uli Hoeneß.
Steht seinen Spielern vor allem in schwierigen Zeiten zur Seite: Der legendäre Bayern-Manager Uli Hoeneß. © IMAGO/Ulrich Wagner (www.imago-images.de)

München - Es ist Weihnachten und damit auch die Zeit der Geschenke. Die Zeit der Nächstenliebe und der Hilfsbereitschaft. Das durfte – oder viel mehr musste – nun auch David Alaba erfahren.

Der langjährige Bayern-Star erlebt derzeit eine der schwierigsten Phasen seiner Karriere. Nachdem er aufgrund schwankender Leistungen medial bereits in die Kritik geraten war, zog sich der Abwehrchef von Real Madrid im Heimspiel gegen den FC Villarreal auch noch einen Kreuzbandriss zu. Die Saison ist für den Österreicher gelaufen, auch der große Traum von der EM in Deutschland ist in höchster Gefahr.

FC Bayern organisiert für David Alaba Operation bei Top-Arzt in Innsbruck

Unterstützung erhält der 31-Jährige auch von seinem Ex-Klub FC Bayern, mit dem er unter anderem zwei Mal das Triple sowie zahlreiche Meisterschaften feierte. Vor allem Ehrenpräsident Uli Hoeneß kümmerte sich umgehend um das Wohlergehen seines ehemaligen Schützlings. Telefonisch konnte er ihn zunächst zwar nicht erreichen, dennoch setzte er mit den Bayern gleich sämtliche Hebel in Bewegung, um Alaba zu helfen.

"Wir vom FC Bayern haben dafür gesorgt, dass er in Innsbruck von einem Arzt operiert wird, zu dem wir großes Vertrauen haben", erklärte Hoeneß bei ServusTV. Die Rede ist von Prof. Dr. Christian Fink, einem der renommiertesten Knie-Spezialisten Europas. Er hatte sich bereits um Leroy Sané gekümmert, als dieser sich vor seinem Wechsel zu den Bayern im Sommer 2019 das Kreuzband gerissen hatte. Auch Joshua Kimmich und Leon Goretzka hatten sich bei Fink nach schweren Knieverletzungen in Behandlung begeben. Bei ihm wissen die Bayern Alaba in besten Händen.

Der Fall des Österreichers ist nur das jüngste Beispiel, das zeigt, wie sehr sich der FC Bayern und insbesondere Uli Hoeneß um das Wohlergehen seiner (Ex-)Spieler kümmert. Die AZ wirft einen Blick zurück:

Sebastian Deisler

Um die Jahrtausendwende herum war Sebastian Deisler der Goldjunge des deutschen Fußballs. Der lag nach der enttäuschenden WM 1998 und dem EM-Desaster 2000 komplett am Boden und schien in dem jungen Spielmacher seinen Erlöser gefunden zu haben. Der im baden-württembergischen Lörrach geborene Mittelfeldspieler sollte die extrem hohen Erwartungen aber nie erfüllen können.

Der riesige Hype um seine Person sorgte für einen Druck, dem der Anfang 20-Jährige nicht gewachsen war, zahlreiche schwere Verletzungen taten ihr Übriges. Deisler driftete ab in eine Depression, die ihn 2007 seine Karriere beenden ließ. Damals fest an seiner Seite: Uli Hoeneß.

Anfang 2007 gab Sebastian Deisler auf einer Pressekonferenz sein Karriereende bekannt. An seiner Seite: Uli Hoeneß.
Anfang 2007 gab Sebastian Deisler auf einer Pressekonferenz sein Karriereende bekannt. An seiner Seite: Uli Hoeneß. © IMAGO / Plusphoto

Während seines letzten Trainingslager kurz vor der Bekanntgabe seines Karriereendes kam Deisler jeden Abend in das Hotelzimmer zu Hoeneß, um sich mit ihm über seine Probleme zu unterhalten. Am Abend vor der Abreise sogar so lange, dass ihn der damalige Manager sogar in seinem zweiten Schlafzimmer übernachten ließ. "Um halb neun bin ich aufgewacht und da lag er friedlich schlummernd in diesem Bett", erinnerte sich Hoeneß später.

Umstimmen konnte ihn der Bayern-Patron aber nicht. "Es war ein sehr langer Prozess mit unglaublichen Erlebnissen. Ich war für ihn immer die Bezugsperson", sagte Hoeneß.

Sammy Kuffour

Es war ein Tag im Januar 2003, der das Leben des damaligen Bayern-Innenverteidigers Sammy Kuffour für immer verändern sollte. Damals ertrank seine erst 15 Monate alte Tochter in einem Swimmingpool in dessen Heimat Ghana.

Kuffour war erst kurz zuvor aus seinem Weihnachtsurlaub nach München zurückgekehrt. Als Hoeneß von der Tragödie erfuhr, eilte er mit Karl-Heinz Rummenigge umgehend zu seinem Spieler nach Hause, um ihm dort beizustehen.

Pflegen bis heute ein enges Verhältnis: Uli Hoeneß (l.) und Sammy Kuffour.
Pflegen bis heute ein enges Verhältnis: Uli Hoeneß (l.) und Sammy Kuffour. © sampics/Augenklick

"Sie organisierten innerhalb von zwei Stunden einen Privatjet, damit ich nach Ghana fliegen konnte und der Privatjet blieb in Accra, bis ich alles erledigt hatte", erinnerte sich Kuffour später in einer Dokumentation der "Deutschen Welle" und fügte hinzu: "Das sagt dir, dass diese Leute für dich da sind." Bis zu seinem Abflug kümmerte sich zudem Karin Potthoff, Hoeneß' Chefsekretärin, um den Fan-Liebling.

Bis heute ist Hoeneß eine der wichtigsten Bezugspersonen des ehemaligen ghanaischen Nationalspielers, der Bayerns Ehrenpräsidenten bis heute "Papa" nennt. "Es gibt keinen Menschen, der so viel für mich getan hat, wie du", sagte er einst.

Mehmet Scholl

2007 beendete Mehmet Scholl seine Karriere als absolute Bayern-Legende – dabei hätte seine Zeit in München schon zehn Jahre vorher ein jähes Ende finden können. Nach dem scheitern seiner Ehe 1996 steckte der Mittelfeldspieler tief in der Krise, die Seele sei "erkrankt gewesen", erzählte Scholl später.

Uli Hoeneß und Mehmet Scholl pflegten ein Vater-Sohn-ähnliches Verhältnis.
Uli Hoeneß und Mehmet Scholl pflegten ein Vater-Sohn-ähnliches Verhältnis. © IMAGO / Contrast

"Ich habe mich scheiße verhalten, war respektlos den Menschen gegenüber, bin nachts um die Häuser gezogen, mir war alles wurscht. Und Bayern wollte mich Ende 1996 eigentlich loswerden", so Scholl im Podcast "Phrasenmäher".

Für ihn wurde Hoeneß seinerzeit zum entscheidenden Mann. "Er hat mir quasi mitgeteilt, dass ich gerade meinen letzten Freund bei Bayern verliere", erinnert sich Scholl: "Er war der Letzte, der wirklich zu mir gehalten und mich verteidigt hat."

Lars Lunde

Wie groß die Hilfsbereitschaft von Uli Hoeneß ist, zeigt sich an keinem Beispiel besser, als an dem von Lars Lunde. Während seiner Leihe vom FC Bayern zum FC Aarau wurde er mit seinem Auto an einem Bahnübergang von einem Zug erfasst und zog sich schwere Hirnverletzungen zu, zwölf Tage lang lag er im Koma.

Nachdem der damals 24-Jährige aus dem Krankenhau entlassen wurde, holte ihn Hoeneß zurück nach München und ließ ihn sogar für drei Wochen bei sich Zuhause wohnen. "Uli wollte nach dem Unfall, dass ich zurück nach München komme, er wollte ein Auge auf mich haben. Also sagte er: Du wohnst jetzt bei mir!", erzählte der Däne 2019 im AZ-Interview.

Lars Lunde war während seiner Leihe vom FC Bayern nach Aarau in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt.
Lars Lunde war während seiner Leihe vom FC Bayern nach Aarau in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt. © IMAGO / Kicker/Liedel

Lunde weiter: "Dann bin ich für drei Wochen bei Familie Hoeneß in Ottobrunn eingezogen, mit Sabine (Hoeneß’ Tochter, Anm.d.Red.) habe ich mir ein Zimmer geteilt. Das war genial, sehr nett von Uli und seiner Familie."

Aufgrund der Schwere der Verletzungen musste Lunde seine Karriere bereits im Alter von 26 Jahren beenden, heute arbeitet er als Krankenpfleger. Auch dank Uli Hoeneß, wie er selbst sagt: "Mir geht es heute auch deshalb so gut, weil er für mich da war. Ich werde Uli ewig dankbar sein."

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