FC Bayern: Uli Hoeneß bekommt nach Kane-Aussagen Gegenwind – auch aus den eigenen Reihen

Die Aussagen von Bayern-Patron Uli Hoeneß zum Kane-Wechsel sorgen für viel Aufregung.
von  Matthias Kerber
Uli Hoeneß und Thomas Tuchel während des Trainingslagers des FC Bayern am Tegernsee.
Uli Hoeneß und Thomas Tuchel während des Trainingslagers des FC Bayern am Tegernsee. © IMAGO / Kirchner-Media

Rottach-Egern/München - Wenn "Uns Uli" spricht, haben seine Worte meist den Nachhall des Donners. Bayern-Patron Hoeneß, Münchens Ehrenpräsident, der jetzt wieder aktiv ins Tagesgeschäft eingreift, ist sich der Strahlkraft seiner Äußerungen auch sehr, sehr bewusst.

Er setzt sie meist süffisant-lächelnd und kühl-berechnend – wenn nicht bei ihm gerade wieder Emotio über Ratio, die Emotion über den Verstand, die Oberhand gewinnt – ein. Doch sein Auftritt beim Trainingslager seiner Bayern am Tegernsee, als er ohne Not und konkreten Anlass, sehr detailliert über den Stand der Verhandlungen mit Tottenham Hotspur um einen Wechsel von Englands Stürmer Harry Kane nach München gesprochen hat, sorgt für verdutzte Gesichter allerorten.

"Für sie ein größeres Problem als für uns": Tottenham-Coach über Hoeneß-Aussagen im Kane-Poker

In München, aber auch in Perth bei den Spurs, die sich gerade auf einer Australien-Tour befinden. "Gleich die erste Frage, was?", sagt Ange Postecoglou, der neue Tottenham-Coach schnippisch, als es sofort um Kane ging.

Sogleich schickt der Australier einen Giftpfeil gen München. "Wenn andere Vereine über Spieler reden wollen, die bei uns unter Vertrag stehen, ist das für sie ein größeres Problem als für uns", meint Postecoglou, der das Vorgehen damit durch die Blume als wenig stilvoll brandmarkt. Der Coach versichert weiter, dass es bei seinem Verein "keine Diskussionen" über die Hoeneß-Aussagen gibt, dass Kane das Ganze "null" beeinflussen würde. Kräftiger Gegenwind für Hoeneß!

80 Millionen plus Boni haben die Bayern bisher geboten. Zu wenig findet Tottenham um Vereinsboss Daniel Levy. Es wird gepokert und geschachert. Der internationale Spieler-Basar ist eröffnet.

Doch was wollte Hoeneß damit bewirken, dass er so offen über Interna plauderte? Schließlich war er es, der sich so gerne, so sachlich falsch rühmt, dass seit er nach der Entlassung von Sportvorstand Hasan Salihamidzic und dem Vorstandschef Oliver Kahn wieder die Zügel in die Hält, "dicht gehalten" werde. "Kane hat ganz klar signalisiert, dass seine Entscheidung steht. Und wenn die bleibt, kriegen wir ihn. Dann wird Tottenham einknicken müssen", hatte Hoeneß erzählt.

Man müsse Levy "erstmal so weit bringen, eine Zahl zu nennen", so Hoeneß. "Er spielt auf Zeit, ist ein ausgebuffter, super Profi. Ich schätze ihn sehr. Auf der anderen Seite sind wir nicht Leute, die das seit gestern machen."

Hoeneß-Aussagen sorgen bei Bayern-Bossen für Aufregung

Das sicher nicht, aber bisher war die klare Marschroute der Bayern, dass man sich nicht öffentlich groß dazu äußert. Trainer Thomas Tuchel hat gezeigt, wie man mit leicht veränderten Worten letztlich nur "kein Kommentar" sagt und so die Arbeit im Hintergrund nicht gefährdet.

Uli Hoeneß im Gespräch mit den anwesenden Journalisten. Zu Harry Kane wollte er sich erst nicht äußern, tat es kurz darauf allerdings doch.
Uli Hoeneß im Gespräch mit den anwesenden Journalisten. Zu Harry Kane wollte er sich erst nicht äußern, tat es kurz darauf allerdings doch. © sampics/Augenklick

Doch dann kam Uli – und alles war anders. Was den Bayern-Bossen gar nicht gefiel. "Wir tun gut daran, aktuell in den Themen, wo wir unterwegs sind, über die bekannten Dinge hinaus uns nicht weiter zu äußern", sagte Vorstandschef Jan-Christian Dreesen am Montag: "Uli hat ja einiges gesagt. Das ist alles richtig. Ich glaube, zu diesem Zeitpunkt halten wir es am besten mit dem Trainer, was er gesagt hat: Das Gras wächst nicht schneller, auch wenn man daran zieht."

Plauder-Uli ist ein gefundenes Fressen für die wenig subtile englische Yellow-Press. Der "Ausbruch" des Patrons, schreibt die grelle Zeitung "Sun", könne den Deal gefährden. Oder den Preis "noch höher getrieben" haben. Levy, der ausgebuffte Vertragspokerer, ließ sich gleich beim Handschlag mit Kane ablichten. Liebesgrüße nach München? Hoffentlich wird der Wechsel durch die Indiskretionen nicht teuer oder gar illusorisch – pardon, uli-sorisch.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.