FC-Bayern-Trainer Thomas Tuchel bemängelt fehlende Anerkennung in Deutschland: "Schwer, aus Schublade herauszukommen"

Mit dem FC Bayern feierte Thomas Tuchel einen gelungenen 3:0-Einstand ins Jahr 2024. Nach der Partie sprach der Cheftrainer erstaunlich offen über Anerkennung und seine beiden Kapitäne Manuel Neuer und Thomas Müller.
Victor Catalina
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Zu den deutschen Medien und vor allem deren Experten pflegt FC-Bayern-Trainer Thomas Tuchel ein gespaltenes Verhältnis. Nun bemängelte er erstmals öffentlich fehlende Anerkennung.
Zu den deutschen Medien und vor allem deren Experten pflegt FC-Bayern-Trainer Thomas Tuchel ein gespaltenes Verhältnis. Nun bemängelte er erstmals öffentlich fehlende Anerkennung. © IMAGO/Markus Fischer/Passion2Press (www.imago-images.de)

München – Der 4:0-Sieg des FC Bayern in Dortmund hat bereits Kultstatus erreicht. Nicht nur aufgrund des Ergebnisses oder Harry Kanes "Hattrick", sondern vor allem, aufgrund dessen, was sich um die Partie herum abspielte: Thomas Tuchels Schlagabtausch mit den "Sky"-Experten Didi Hamann und Lothar Matthäus

Thomas Tuchel offen und deutlich: Habe in England mehr Anerkennung gespürt 

Bei "ESPN" legte Tuchel in der Thematik nach und betonte klar, dass er in England, als er zwischen Januar 2021 und September 2022 Chelsea trainierte, mehr Wertschätzung erfuhr: "Ich habe das Gefühl, dass wir sehr kritisch miteinander in Deutschland sind, besonders mit Spielern und Trainern, nicht nur mit mir. Es ist sehr schwer, aus einer bestimmten Schublade rauszukommen, wenn du einmal drin bist." Es gäbe ein Bild "und dieses Bild steht über Jahre hinweg. Ich habe mehr Anerkennung in England gespürt, ja. Das ist einfach ein Fakt, keine Beschwerde."

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Besonders bei den englischen Fans war Tuchel äußerst beliebt. In einem Heimspiel überraschte "The Shed End", die Tribüne der Hardcore-Chelsea-Fans, ihren Trainer mit einem riesigen Banner, das die Aufschrift "Deutscher Maestro" trug.  "Es ist so schön, diese Verbindung mit den Fans zu haben", zeigte sich Tuchel damals durchaus überrascht. "In meinen letzten Klubs war ich nicht dafür bekannt. Ich weiß nicht, warum das hier so ist, aber bin sehr glücklich darüber."

Auch zu den TV-Experten hatte er ein besseres Verhältnis, als in Deutschland. Als der FC Bayern in Old Trafford (1:0) antrat, lief Tuchel am Tisch vorbei, an dem auch die United-Legenden Paul Scholes und Rio Ferdinand für "TNT Sports" standen. Letzteren umarmte er herzlich mit den Worten: "Ich weiß nicht, ob ich das jemals zu Journalisten und Experten gesagt habe, aber es ist schön, dich zu sehen."

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Tuchel: Thomas Müller hält im Training des FC Bayern wie ein junger Spieler mit

Was sich  bei Tuchel nicht geändert hat, ist der große Respekt und die Liebe für seine Spieler. Thomas Müller und Manuel Neuer wurden vom 50-Jährigen besonders gelobt. Müller habe "nicht mehr den Körper oder die Geschwindigkeit eines jungen Spielers, aber die Einstellung und Mentalität und das ist sehr schön zu sehen. Er ist in jedem Training da, auch wenn er nicht von Beginn an spielt. Er trainiert mit jungen Spielern. Er wird alles tun, um ein Vier-gegen-Vier, ein Fünf-gegen-Fünf zu gewinnen."

Besonders vom Einsatz und Siegeswillen, den Thomas Müller (l.) im Training zeigt, ist Thomas Tuchel (r.) begeistert.
Besonders vom Einsatz und Siegeswillen, den Thomas Müller (l.) im Training zeigt, ist Thomas Tuchel (r.) begeistert. © IMAGO/Bernd Feil/MIS

Zwar sei es für Tuchel auch okay, wenn Müller sich aufgrund von Blessuren ab und zu freinehme. Dennoch ist der 34-Jährige in jeder Trainingseinheit dabei und gibt, auch im hohen Fußballeralter, den Rhythmus vor. Deshalb sei es "sehr schwer, ihm jede Woche zu sagen, dass er nicht derjenige ist, der von Beginn an spielt". 

"Aura, die du dir nicht antrainieren kannst": Tuchel von Manuel Neuer und seiner Genesung erstaunt

Anders sieht es mittlerweile wieder bei Manuel Neuer aus. Nach einer Verletzung, deren Entstehung und Ausmaß auch Tuchel schockierte, ist der Kapitän des FC Bayern wieder auf Topniveau angekommen.

Seit dem 8:0-Erfolg über Darmstadt 98 Ende Oktober kann Thomas Tuchel (l.) wieder auf Manuel Neuer (r.) setzen. Die Genesung und sein aktuelles Niveau überraschten aber sogar den erfahrenen Chefcoach.
Seit dem 8:0-Erfolg über Darmstadt 98 Ende Oktober kann Thomas Tuchel (l.) wieder auf Manuel Neuer (r.) setzen. Die Genesung und sein aktuelles Niveau überraschten aber sogar den erfahrenen Chefcoach. © IMAGO/Sven Simon

Den 3:0-Sieg über die TSG Hoffenheim sicherte der 37-Jährige mit zwei Glanzparaden gegen Maximilian Beier (63.) und Andrej Kramaric (64.) binnen weniger Sekunden. Auch Tuchel war über Neuers hohes Niveau überrascht, "obwohl ich gesehen habe, wie er trainiert." Vom ersten Moment an, an dem Neuer schmerzfrei war, "hat er ein anderes Level des Torhüterspiels gezeigt. Es ist eine Art Einstellung, eine Aura, die ihn umgibt, die du dir nicht antrainieren kannst. Das steht in keinem Buch, das musst du erleben."

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8 Kommentare
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  • Knitterface am 16.01.2024 09:34 Uhr / Bewertung:

    Experten sind bekanntlich Menschen, die hinterher genau erklären können, warum es anders gekommen ist,als sie prophezeit haben.

  • Pfaffi am 16.01.2024 09:24 Uhr / Bewertung:

    Thomas Tuchel ist ein Top Trainer und leistet bei den Bayern hervorragende Arbeit! Er hat die Fähigkeiten das Team auf ein neues Level zu bringen. Und ja, er hat doch völlig recht: der Umgang der Medien und der sogenannten Experten ist in D besonders kritisch, manchmal auch nicht fair sondern immer nur darauf aus das Haar in der Suppe zu finden und das nervt ihn zurecht.

  • Südstern7 am 15.01.2024 21:34 Uhr / Bewertung:

    Die freundlichen Herren Hitzfeld, Flick und Heynkes "überhörten" jede Gehässigkeit, jeden Seitenhieb. Sie waren somit ideales Trainermedium für die Medienmacher. Nagelsmann und Kovac hauten gerne mal ihre Spieler in die Pfanne, auch das gab Stoff zum schreiben. Tuchel galt hingegen schon vorher als schwierig. Dies kann ich nicht bestätigen. Er geht seinen Weg und sagt was er denkt, das ist etwas anderes.

    Was mir imponiert ist, wie akribisch und verbissen er daran feilt den Spielern den Schlendrian abzugewöhnen, der sich nach dem 6fach-Triumph 2020 eingenistet hat. Und die Arbeit lohnt sich. Die Mannschaft tritt als Team auf, es ist wieder eine Handschrift zu erkennen. Die Pfründe der Stars gibt es nicht mehr, es gelingt ihm Spieler aus U19 und 23 ans Team heranzuführen.

    Klar machen die Spieler Fehler, aber der Gesamteindruck ist gut, Einsatz und Selbstvertrauen stimmen wieder, die Qualität wird immer besser. Tuchels Professionalität ist der Schlüssel um Leverkusen abzufangen!

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