FC Bayern: Tracht in Pracht
Für Thomas Müller ist die Lederhose wie eine zweite Haut. Der Mann aus Pähl ist gebürtiger Weilheimer, ein kerniger Oberbayer – nur bei den Wadl ist er nicht gerade üppig ausgestattet, der Schlacks. Am Sonntag war Müller in seinem Element, in Tracht. Er witzelte, frotzelte die Kollegen – kurz: er gab den Ton an beim Fotoshooting der Profis für Sponsor Paulaner gut eine Woche vor dem ersten Anstich auf der Wiesn.
Für die kurze Zeit, die er in Deutschland sei, sagte Müller, „spricht Javier schon ganz passabel Deutsch. Er kann beim Essen schon für den einen oder anderen Lacher sorgen.“ Dabei war Javi Martínez nicht der einzige, für den die Lederhose samt Haferlschuhen eine Premiere war. „Wow! Wie sehe ich aus?“, rief der Brasilianer Dante, der wie auch Neuzugang Mario Mandzukic ganz bayerisch daherkam. Die Bayern haben Maß genommen. Alles sitzt. Auch an der Tabellenspitze. Drei Ligaspiele, drei Siege – nach dem 3:1 gegen Mainz stehen 12:2 Tore auf dem Konto. Das ist Startrekord! Eine wahre Pracht in Tracht. Das Oktoberfest kann kommen.
Die nächsten Gegner sowieso. Auch wenn nun mehr Gegenwehr vom FC Valencia zum Auftakt der Gruppenphase der Champions League am Mittwoch (20.45 Uhr, ZDF und Sky live) und vom FC Schalke am kommenden Samstag in Gelsenkirchen zu erwarten ist. „Am Mittwoch geht's richtig los gegen Valencia“, sagte Kapitän Philipp Lahm, „das wird ein richtiger Test“. Waren das Fürth (3:0) und Stuttgart (6:1) zuvor nicht?
„Wenn man zwei Jahre nichts holt, dann brennt das Feuer. Mich verwundert unser guter Start nicht“, meinte Müller und fragte in die Reporterrunde: „Hat jemand einen schlechteren erwartet?“
Nun ja. Die Spätfolgen der EM, die zerstückelte Vorbereitung, die Posse zwischen Hoeneß sowie Sammer/Heynckes um Gomez, die Verletzungen von Alaba und Gomez, die Reha-Zeit von Schweinsteiger, die kurzfristigen Ausfälle von Robben und Ribéry wie am Samstag – dazu das lange Hickhack um den Transfer von Martínez. Ideal waren die Startbedingungen nicht. „Wir sind ausgeglichener geworden“, erklärt Lahm, „der Kader ist jetzt viel breiter, hat viel mehr Qualität. Das hat uns letztes Jahr gefehlt.“ Bingo.
Mittelstürmer Mandzukic (traf wie in jedem der bisherigen fünf Pflichtspiele) lässt Gomez (zumindest derzeit) vergessen, Shaqiri wirbelt für zwei, Kroos und Gustavo werden von Martínez, 40-Millionen-Mann auf der Bank, angetrieben. „Exzellenten Fußball“ hat Trainer Jupp Heynckes gesehen, „das ist das Gute, dass wir so einen großen und sehr guten Kader haben. Ich habe immer Optionen.“
Für Mittwoch sogar noch mehr. Robben und Ribéry konnten am Sonntag wieder laufen. Ribéry, der wegen einer hartnäckigen Muskelverhärtung pausiert hatte, sagte der AZ: „Wir wollten kein Risiko eingehen. Das war nur eine Vorsichtsmaßnahme. Am Montag trainiere ich wieder mit der Mannschaft, gegen Valencia kann ich spielen. Alles wieder okay.“ Und Robben? „Wir müssen nun von Tag zu Tag schauen. Ich hoffe, dass es bald wieder geht, kann aber nicht hundertprozentig sagen, dass ich am Mittwoch wieder dabei bin.“ Kein Problem, solange Müller gut drauf ist.
Ein fröhliches „Servus!“ rief Martínez am Sonntag in die Runde, und meinte: „Ich fühle mich gut, mag die bayerische Kleidung – sieht doch sehr gut aus.“ Das Fazit des Basken: „Ich bin schön.“ Als TV-Reporter ihn zum kleinen Wiesn-Sprachkurs überredeten und „Weißbier“ sowie „Ozapft is’“ nachsprechen ließen, meinte Martínez: „Nächste Woche geht es vielleicht besser.“
Muss ja auch. Schließlich beginnt am Samstag die Wiesn. „Ich mag das Oktoberfest, das ist eine große Tradition“, sagt Robben, „die Leute kommen aus der ganzen Welt nach München, um das zu erleben.“
Die aktuelle Trachtenmode wollen die Bayern auch im Mai 2013 zeigen. Auf dem Rathausbalkon. Samt Titel. Oan? Zwoa?