FC Bayern: Top-Transfer als Bankdrücker – João Cancelo wird zum Opfer des Systems
München - João Cancelo hätte sich seine ersten Wochen beim FC Bayern sicher anders vorgestellt – dabei verlief der Start für den Portugiesen äußerst vielversprechend. In den ersten Partien nach seiner Verpflichtung stand Cancelo, der im Winter auf Leihbasis von Manchester City verpflichtet wurde, in der Startelf und stellte seine ganze Klasse scheinbar ohne Anpassungsschwierigkeiten unter Beweis.
Mittlerweile ist der 28-Jährige von der Startelf ein gutes Stück entfernt. Stattdessen findet er sich regelmäßig auf der Bank wieder. Letztmals durfte er vor knapp drei Wochen beim Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen Paris Saint-Germain (1:0) von Beginn an ran, wurde beim bis dato wichtigsten Spiel dieser Saison aber schon zur Halbzeit ausgewechselt.
Nagelsmann: Cancelo muss sich noch ans Bayern-System gewöhnen
Seitdem werden seine Einsatzzeiten sukzessive weniger: Bei Borussia Mönchengladbach (2:3) kam er aufgrund der Roten Karte für Dayot Upamecano in der 16. Minute für Thomas Müller. Gegen Union Berlin (3:0) durfte er dann nur noch zwölf Minuten dran, beim 2:1-Sieg in Stuttgart am vergangenen Wochenende blieb er die kompletten 90 Minuten auf der Bank. Keine leichte Situation für den Portugiesen, der Manchester City im Winter verlassen hatte, um regelmäßig Spielzeit zu bekommen.
Warum das auch in München derzeit nicht gelingt? Geht es nach Trainer Julian Nagelsmann, muss sich Cancelo noch ans System gewöhnen. "João hat fast nie Dreierkette gespielt – mit Ball – bei Manchester City", erklärte der Bayern-Coach gegenüber dem "kicker": "Dementsprechend auch noch nie Halbverteidiger im Aufbau. Und wir spielen derzeit keine Viererkette im Aufbau."
FC Bayern: Aktuell erhält Stanisic den Vorzug vor Cancelo
Aktuell setzen die Bayern in der Abwehr auf ein Hybridsystem. Was technokratisch klingt, ist leicht erklärt: In eigenem Ballbesitz positioniert sich Alphonso Davies deutlich offensiver, sodass aus der nominellen Vierer- eine Dreierkette wird. Die verbleibenden Abwehrspieler bleiben hinten und übernehmen den Spielaufbau. Als Rechtsverteidiger durfte zuletzt der defensiver orientierte Youngster Josip Stanisic ran – und machte seine Sache gut.
"João hat noch einige Dinge aufzuholen, was die Abläufe angeht", erklärte Nagelsmann zuletzt und beschwichtigte: "Er braucht noch etwas Zeit und die bekommt er auch, dann wird er auch wieder sehr gute Spiele machen." Der Portugiese gehe "aktuell gut mit der Situation um, ich habe nicht den Eindruck, dass er wegbricht", meinte Nagelsmann weiter.
Hamann kritisiert: "Ich kann nicht so einen Spieler holen und dann Stanisic spielen lassen"
Eine Argumentation, die der ehemalige Bayern-Spieler Didi Hamann überhaupt nicht nachvollziehen kann: "Ich verstehe es nicht. Wenn ich der Meinung bin, dass er nicht ins System passt oder dass er sechs Monate braucht, um anzukommen, brauchst du ihn nicht holen. Ich kann nicht so einen Spieler holen und dann Stanisic spielen lassen", meinte der Sky-Experte.
Öffentlich hat sich Cancelo, der noch in der vergangenen Woche in die Elf des Jahres der Fifa gewählt wurde, bislang nicht zu seiner Reservistenrolle geäußert. Stattdessen meldete er sich am Sonntag via Instagram zu Wort. "I do my best and let God do the rest", schrieb er zu einem Bild, das ihn mit übergezogener Kapuze in Bayern-Regenjacke zeigt. Zu deutsch: "Ich gebe mein bestes und lasse Gott den Rest machen."
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