FC Bayern: Störfeuer gegen Neuer
Die Stimmung im Bayern-Trainingslager in Arco war prächtig – bis die Ultras für einen Eklat sorgen: „Inferno Bavaria“ hetzt auch nach dem Fan-Gipfel gegen Neuzugang Manuel Neuer
Riva del Garda - Das Spiel war Manuel Neuer nicht genug. 45 Minuten lang hatte die neue Nummer eins des FC Bayern sein Debüt in einem Test-Kick gegen eine Trentino-Auswahl gegeben und musste nur einmal ernsthaft eingreifen. Nach der Pause absolvierte der 25-Jährige noch eine Einheit auf einem Nebenplatz. Den Ärger ausschwitzen?
Einstand gefeiert, zu Null gespielt – alles easy? Von wegen. Denn kurz vor Anpfiff des 15:0, der ersten Standortbestimmung von Neu-Trainer Jupp Heynckes, war es am Mittwochnachmittag vor 2500 Zuschauern im Stadion von Arco zum Eklat gekommen. Ein paar Fans hängten auf der Gegengerade ein Transparent auf, das auf Manuel Neuer gemünzt war. Darauf zu lesen: „Du kannst auch noch so viele Bälle parieren.Wir werden Dich nie in unserem Trikot akzeptieren." Das „Du" in blauer Farbe für den Ex-Schalker, das „unserem" in Rot. Bei Anpfiff rollten die Fans ihr Transparent wieder ein.
Doch diese erneute Attacke auf Neuer stammte nicht etwa von den Ultras der "Schickeria", die noch im Frühjahr massiv Stimmung gegen den Transfer des gebürtigen Gelsenkircheners gemacht hatten, sich inzwischen aber mit den Bayern-Bossen ausgesprochen haben – sondern vom Ultra-Fanklub „Inferno Bavaria", vertreten mit ca. 40 Mann. Es war gekennzeichnet mit "IB 01", den Initialen und dem Gründungsjahr. Deren Banner war auch das einzige, das aus Protest falsch herum hing am Zaun.
Neuer meinte später auf Nachfrage nur: „Ich möchte nichts dazu sagen." Auch Kapitän Philipp Lahm wollte nicht Stellung nehmen, es gab wohl eine Absprache. Bastian Schweinsteiger sagte lediglich: „Es ist schade, dass es so ist." Laut Bayern-Sprecher Markus Hörwick wird sich jetzt der Vorstand um den Fall kümmern. Präsident Uli Hoeneß war zum Zeitpunkt des Skandals schon im Auto auf dem Rückweg nach München, Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge soll am Freitag ins Trentino kommen.
Erst am Montag hatte es mit Vertretern der „Schickeria" und Sportdirektor Christian Nerlinger ein Treffen gegeben. Man hatte sich angenähert und von Seiten der Ultras zugesichert, dass es keine weiteren Anti-Neuer-Aktionen geben werde. Ein Mitglied sprach sogar von „Artenschutz" für den Neuzugang. In den Reihen der „Schickeria" war man sehr bestrebt, deutlich zu machen, dass dieses Plakat nicht von ihnen stamme. Denn dadurch würde man den vorsichtigen Weg eines neuen Miteinanders ja konterkarieren. Was andere Ultras machen, könne man nicht kontrollieren, sie wären selbst überrascht gewesen von der Aktion.
Dabei waren die Trainingstage am Gardasee äußerst harmonisch verlaufen, Uli Hoeneß und einige Spieler hatten den „Schickeria"-Ultras sogar applaudiert, als sie am Mittwochvormittag 50 Kollektiv-Liegestütze auf der Tribüne machten. Perfektes „Mia san mia". Motto: Wenn ihr schuftet, schuften wir auch. „Das hat mir gut gefallen", sagte Arjen Robben, „wir brauchen die Fans nächste Saison, die Zusammenarbeit muss auch hier stimmen."
Abgesehen vom Störfall am Abend, ist die Stimmung im Team ist trotz des harten Konkurrenzkampfes bestens. „Letztes Jahr hatten wir innerhalb der Mannschaft einige Probleme", erklärte Robben, „es ist gut für alle, wenn es nun keine Spannungen im Verein gibt." Abends sitzen die Spieler zusammen, spielen Karten (auch Neuer beherrscht Schafkopf) oder Tischtennis.
Robben sagt: „In den letzten fünf Spielen der letzten Saison hat man sehen können, dass es mehr Spaß gemacht hat, der Druck war weg. Viele Spieler haben sich wieder frei gefühlt." Nach der Entlassung von Louis van Gaal.
Ein Verdienst von Heynckes, dem lockeren Moderator. Gegen die Trentino-Auswahl gab es ein lockeres 15:0, die Tore erzielten Petersen (3), Gomez, Schweinsteiger, Kroos (je 2), Olic, Luiz Gustavo, Robben, Pranjic, Tymoschtschuk und Amateur Köz.