FC Bayern: Start mit Gravenberch und Fragezeichen

Der FC Bayern startet mit einem Rumpfkader um Neuzugang Gravenberch in die Saisonvorbereitung. "Wir sind alle froh, wieder auf dem Platz zu stehen", sagt Nagelsmann. Was wird aus Lewy und Gnabry?
von  Julian Buhl
Mit einem breiten Lächeln im Gesicht absolvierte Ryan Gravenberch am Montag sein erstes Training beim FC Bayern.
Mit einem breiten Lächeln im Gesicht absolvierte Ryan Gravenberch am Montag sein erstes Training beim FC Bayern. © IMAGO / Sven Simon

München - Die Zuschauerin wunderte sich und fragte laut: "Ist das der Mbappé oder wie der heißt?" Nein, der Mann in den auffälligen blauen Schuhen war nicht der Superstar von Paris Saint Germain und auch nicht Starneuzugang Sadio Mané, den sie vor sich auf den Trainingsplätzen des FC Bayern offenbar vermutete, sondern der ebenfalls neu und für 18,5 Millionen Euro von Ajax Amsterdam verpflichtete Ryan Gravenberch. Zu ihrer Verteidigung sei gesagt, dass sie eigentlich mit ihrem Hund spazieren war und eher zufällig zum Beobachtungspunkt des nicht-öffentlichen Bayern-Auftakts gefunden hatte.

Jedenfalls sah auch sie, wie Gravenberch nach dem gemeinsamen Aufwärmprogramm mit den neuen Teamkollegen eine von Fitnessboss Prof. Dr. Holger Broich angeleitete individuelle Einheit absolvierte. Der 20-Jährige hatte sich am Ende der Saison der niederländischen Eredivisie am Knöchel verletzt und zwischenzeitlich sogar Gips getragen. All das war dem Niederländer am Montag kaum noch anzumerken. Bei seinen Übungen mit Ball wirkte er derart geschmeidig und dynamisch, dass er bereits in den nächsten Tagen im Mannschaftstraining erwartet wird. Die Kommandos rief Broich ihm fast alle auf Deutsch zu, komplexere Erklärungen teilweise auf Englisch. "Komm, komm, Tempo, Tempo, Speed, leichtfüßig", schallte es zum Beispiel über den Rasen. "Es ist schön, hier zu sein und es war ein gutes Training", sagte Gravenberch hinterher.

FC Bayern: An der Säbener Straße wird noch gebaut

Chefcoach Julian Nagelsmann leitete den Rest des Teams auf dem Nebenplatz immer wieder lautstark an. Auch er musste dabei bisweilen Baulärm übertönen. Die dauerhafte Installation der von Nagelsmann am Ende der vergangenen Saison getesteten Videowand ist nämlich noch nicht ganz abgeschlossen. Zwischen den Trainingsplätzen wurde dafür eine Starkstromleitung verlegt und die Erde noch nicht wieder verschlossen. So mussten sich die Bayern-Profis ihren Weg auf den Trainingsplatz an Bauzäunen entlang bahnen.

Als Erster tat das Rückkehrer Joshua Zirkzee, der dann aber - wie auch US-Nationalspieler Malik Tillman - nur ein paar Laufrunden drehte. Den Rest der Gruppe führte Ersatztorhüter Sven Ulreich aufs Feld. Zu den insgesamt 18 Trainingsteilnehmern zählten unter anderem auch Dayot Upamecano, Omar Richards und der zuletzt an Hoffenheim ausgeliehene Chris Richards. Hinzu kamen Paul Wanner, Gabriel Vidovic und weitere Nachwuchsspieler. "Der Urlaub war länger als gewohnt. Von daher sind wir alle froh, wieder auf dem Platz zu stehen", sagte Nagelsmann.

Hinter den Bayern-Stars Lewandowski und Sané stehen noch Fragezeichen

Der Großteil der Nationalspieler wird am Freitag zurück an der Säbener Straße erwartet. Bis spätestens 12. Juli sollen dann auch Kapitän Manuel Neuer, Thomas Müller und eigentlich auch Robert Lewandowski wieder einsteigen. "Ich freue mich, wenn er am ersten Trainingstag auftaucht", sagte Vorstandschef Kahn, der den Auftakt entspannt am Spielfeldrand verfolgte. Ob Lewandowski, der seinen möglichen Wechsel zum FC Barcelona weiter forciert, tatsächlich noch einmal nach München zurückkehren wird, ist nach wie vor die große Frage bei den Bayern. Die Fronten im Poker mit Barça sind weiter massiv verhärtet. Zuletzt war schon von einem möglichen Streik des Polen die Rede. Das Thema nervt die Münchner jedenfalls seit Wochen und sorgt auch innerhalb der Mannschaft zunehmend für Unruhe.

Das gilt auch für die Causa Serge Gnabrys. Das Angebot des FC Bayern zur Verlängerung seines 2023 auslaufenden Vertrags, das sein Jahresgehalt dem Vernehmen nach auf bis zu 19 Millionen Euro anheben soll, hat der 26-Jährige immer noch nicht angenommen. Die britische "Sun" berichtet nun, dass Pep Guardiola und Manchester City den Nationalspieler als möglichen Ersatz für Raheem Sterling (27) in Visier genommen haben sollen. Ausgang offen.

Laimer und de Ligt sollen noch zum FC Bayern kommen

Auf Sportvorstand Hasan Salihamidzic, der den Trainingsstart von seinem geöffneten Bürofenster aus gemeinsam mit dem Technischen Direktor Marco Neppe verfolgte, kommt jedenfalls auch nach der Verpflichtung von Mané noch viel Arbeit zu. Konrad Laimer gilt nach wie vor als Wunschkandidat von Nagelsmann. Und auch die Suche nach einem neuen Abwehrchef läuft weiterhin.

Wie unter anderem die "Gazzetta dello Sport" berichtet, sollen sich die Münchener bei Juventus Turin zumindest bereits nach Matthijs de Ligt erkundigt haben. Der Niederländer wurde bereits vor drei Jahren mit den Bayern in Verbindung gebracht, bevor er für 85 Millionen Euro nach Italien wechselte. "Was die Innenverteidigung betrifft, werden wir bis zum Ende des Transferfensters unsere Augen und Ohren offen halten", sagte Salihamidzic. Auch Megastar Cristiano Ronaldo wird zumindest in internationalen Medien immer wieder als möglicher Lewandowski-Ersatz beim FC Bayern genannt.

Nagelsmann ist bewusst, "dass der Druck noch einen Tick größer wird"

Bis zur am 16. Juli geplanten Teampräsentation haben die Bayern noch ein wenig Zeit. Zwei Tage später geht die Vorbereitung dann bis 25. Juli in den USA weiter. Am 30. Juli folgt dann die Ouvertüre beim Supercup bei Pokalsieger RB Leipzig. Dabei soll der Startschuss für die "Mission 11" fallen, an deren Ende auch der elfte Meistertitel in Serie für stehen soll. Nagelsmann ist bewusst, "dass der Druck noch einen Tick größer wird. Wir müssen Dinge besser machen, um den elften Titel zu holen und auch in den anderen Wettbewerben weiterzukommen." Und vor dem Start noch einige Fragezeichen beantworten.

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