FC-Bayern-Stars komplett am Limit: So plant Trainer Thomas Tuchel für die Winterpause

Trotz enormer Personalprobleme erkämpft sich der FC Bayern in Wolfsburg einen 2:1-Sieg und rettet sich in die Winterpause. "Wir haben am Limit gespielt", meint Thomas Tuchel und hofft auf Verstärkungen.
von  Patrick Strasser
Harry Kane freut sich auf die erste Winterpause seiner Karriere.
Harry Kane freut sich auf die erste Winterpause seiner Karriere. © IMAGO / Noah Wedel

München/Wolfsburg - Es war schon kurz vor Mitternacht, da kamen Min-jae Kim und Thomas Müller aus dem Dopingraum der VW-Arena – geschafft. Auch dank mehrerer Flaschen Apfelschorle, die zu den Profis geliefert wurden.

Doch der Mannschaftsbus war längst abgefahren Richtung Flughafen Braunschweig. Um den Nachtflug-Privatjet nach Nürnberg noch zu erreichen, wurden die beiden Profis in einem Mini-Van kutschiert. Beim Rausgehen rief Müller noch: "Alles gut. Frohe Weihnachten! Und wird Zeit, dass Leverkusen mal ein paar Punkte liegenlässt."

Das 2:1 zum Jahresabschluss war "am Ende ein Kraftakt, weil wir die Kontrolle verloren haben", sagte Thomas Tuchel. Nach der souveränen 2:0-Führung durch Jamal Musiala und Harry Kane (beide Vorlagen von Müller) "mussten wir es sauber zu Ende verteidigen und das haben wir geschafft."

Die Stars des FC Bayern waren zuletzt komplett am Limit

Die Erleichterung war groß in der dezimierten Reise-Gruppe. Auf die 1:5-Pleite Anfang des Monats in Frankfurt folgten drei Siege. "Eine tolle Reaktion, vor allem mit der Krankheits- und Verletzungssituation", freute sich Tuchel, "man sei im roten Bereich" und habe an "unserem eigenen Limit" gespielt.

In Wolfsburg fehlten: Die verletzten Serge Gnabry, Kingsley Coman, Noussair Mazraoui und Buona Sarr, die erkrankten Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Sven Ulreich. Drei weitere Spieler waren nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte. Tuchel, der das Spiel eher im weißen Kittel als im schwarzen Trainingsoutfit hätte coachen sollen, verriet: "Dayot Upamecano war vor dem Stuttgart-Spiel mit Magen-Darm im Krankenhaus. Konrad Laimer spielt mit Knieschmerzen. Raphael Guerreiro hat letzte Nacht komplett auf der Toilette verbracht und gar nicht geschlafen. Wir dachten, wir können ihn gar nicht mitnehmen. Mein größtes Kompliment an die Mannschaft!"

Man kam "auf der letzten Rille" daher, so Torhüter Manuel Neuer, dessen Teamkollegen sich "nach dem kleinen Break sehnen". Der Kapitän hofft, dass der Kader nach Silvester "hoffentlich wieder etwas voller wird."

Afrika-Cup und Asien-Meisterschaft verschärfen die Personalsituation

Aber wer kommt am 2. Januar zum Trainingsstart an der Säbener Straße zurück, wer kann das Testspiel am 6.1. beim FC Basel bestreiten? Wer ist spielfit, wenn es am 12.1. gegen die TSG Hoffenheim wieder um Bundesliga-Punkte geht? Sind dann schon Neuzugänge dabei oder erst im darauffolgenden Kurz-Trainingslager (als Ziel wird im Verein aktuell Marokko wegen der Wettersicherheit gegenüber Portugal favorisiert)?

Anders gefragt: Da momentan so viele Spieler im roten Bereich sind – bekommt Tuchel grünes Licht für die ersehnten Verstärkungen? Gerade, weil der Kameruner Eric Maxim Choupo-Moting und der Marokkaner Mazraoui (wenn er nach dem Muskelbündelriss rechtzeitig fit wird) beim Afrika-Cup spielen und Kim für Südkorea bei der Asienmeisterschaft antritt.

FC Bayern: Die Suche nach Winter-Verstärkungen gestaltet sich schwer

"Der Transfermarkt im Winter ist nicht einfach", sagte Tuchel, es sei grundsätzlich "sehr schwer", im Januar echte Verstärkungen zu finden. Der 50-Jährige: "Das wird eine große Aufgabe. Da brauchen wir alle ein bisschen Geduld und Zuversicht." Und Geld. Als eine Kauf-Aufforderung an seine Bosse wollte Tuchel sein erneutes Plädoyer pro mehr Personal nicht verstanden wissen: "Es muss nichts passieren, aber es darf was passieren."

Die Strategie bei der Suche: Entweder Bayern findet einen Spieler, der zwei Positionen abdeckt, also einen Rechts- bzw. Innenverteidiger bzw. Sechser, sprich einen Typ Philipp Lahm, Joshua Kimmich oder Josip Stanisic, der an Leverkusen verliehen wurde. Oder, so der Plan B: Man kauft zwei Spezialisten für eine bestimmte Position wie etwa Innenverteidiger Ronald Araújo (24) vom FC Barcelona. Der uruguayische Nationalspieler soll Tuchels Wunschspieler sein, ist aber im Winter wohl nicht zu haben.

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