FC-Bayern-Star mit neuem Meilenstein: Thomas Müller ist im Elite-Club der Champions League

München - Er nominiert mich, er nominiert mich nicht, er nominiert mich doch – und nun? Nominiert der mich etwa wieder nicht? Für Thomas Müller war die Zeit bei der Nationalmannschaft nach seiner WM-Teilnahme in Katar eine eher wechselvolle. Mit "er" war Hansi Flick gemeint, mit dem sich der 34-Jährige bestens verstand.
Der ehemalige Bundestrainer hatte im März und Juni bei den Länderspielen auf Müllers Mitwirken gänzlich verzichtet, so lautete auch der Plan für September. Doch dann verletzte sich mit Niclas Füllkrug ein Mittelstürmer, Flick holte Müller zurück und der hob mit seinem Treffer zum 1:0 beim 2:1-Erfolg gegen Frankreich die Stimmung rund ums DFB-Team. Unter Interims-Teamchef Rudi Völler – zwei Tage nach der Entlassung von Flick.
Thomas Müller vom FC Bayern ist "bereit, wenn es draufankommt"
Und was macht nun der designierte Bundestrainer Julian Nagelsmann mit Blick auf die US-Reise der Nationalelf im Oktober? Das Verhältnis der beiden, die nur zwei Lebensjahre trennt, war während der gemeinsamen Zusammenarbeit an der Säbener Straße von Juli 2021 bis Ende März 2023 nicht immer das Beste. Man arrangierte sich. Gesetzt war Müller unter Nagelsmann nicht mehr.
Schon vor den Länderspielen hatte der Weltmeister von 2014 in sein Nationalelf-Seelenleben blicken lassen, als er demütig meinte: "Ich bin zu allen Schandtaten bereit und werde – egal, in welcher Mannschaft ich spiele – immer alles geben. Egal, in welcher Rolle ich mich befinde." Müller ehrlich: "Aber der deutsche Fußball hängt jetzt nicht an meiner Personalie." Er sei "bereit, wenn es draufankommt" und er "gefragt" sei.
Thomas Müller hat sich mit seinem Status beim FC Bayern angefreundet
Da tat es dem Ur-Bayern gut, dass er unter Thomas Tuchel in den letzten Wochen zwei Mal von Beginn an als Zehner hinter und teils neben Mittelstürmer Harry Kane ran durfte. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Jamal Musiala verletzt fehlte und sich erst vor dem Auftaktspiel der Champions-League-Vorrunde gegen Manchester United (4:3) wieder fit für einen Startelf-Einsatz meldete.
Müller hat sich angefreundet mit seinem Status bei Bayern als Vize-Kapitän hinter Torhüter Manuel Neuer, der weiter in der Reha ist und dessen Rückkehr-Zeitpunkt ins Teamtraining ein Mysterium bleibt.
Über eine Vertragsverlängerung haben Müller und der FC Bayern noch nicht gesprochen
Die Meinung von Müller zählt in der Kabine. Keiner ist länger im Verein als der gebürtige Weilheimer, der sich sehr um die Integration des Engländers Kane kümmert. Auch Tuchel schätzt Müller als Ratgeber und seinen verlängerten Arm auf dem Spielfeld – oder auf der Ersatzbank.
Müllers Vertrag läuft bis Saisonende, über eine Verlängerung wurde noch nicht gesprochen – wenn überhaupt bekommen Ü30-Profis bei Bayern lediglich ein weiteres Jahr.
Noch allerdings ist unklar, ob der doppelte Triple-Sieger (2013 und 2020) die EM als würdigen Abschluss seiner Karriere nimmt – nicht nur in der Nationalelf. Doch dafür müsste Nagelsmann auf ihn setzen. Eine Jokerrolle im DFB-Team würde Müller allerdings akzeptieren.
Nur Iker Casillas und Cristiano Ronaldo gewannen mehr Spiele in der Champions League
Oder wäre der Finalort der Champions League 2025 Motivation genug für eine weitere Saison bei Bayern? 13 Jahre nach dem "Drama dahoam" 2012 gegen Chelsea findet das Endspiel wieder in München statt – mit good old Müller?
Schon heute ist der Routinier der einzige Spieler, der seit 2008/09 ununterbrochen in der Königsklasse spielt. Müller geht in seine 16. (!) Bayern-Saison in Serie und fuhr mit dem 4:3-Erfolg gegen ManUnited am Mittwochabend seinen 100. Sieg in der Champions League ein.
"Wenn man ein bisschen melancholisch und historisch werden will, ist das wunderbar", sagte Müller nach dem Spiel zu seinem Rekord. "Wenn man zurückschaut, ist das echt eine verrückt lange Zeitreise gewesen, die ich in der Champions League verbringen darf. Aber wir sind noch nicht fertig – und ich auch noch nicht." Deswegen sei auch dieser Sieg eine "Durchgangsstation".
Mit dem neuen Meilenstein ist Müller nun auch Teil eines Elite-Trios. Reals Torwart-Legende Iker Casillas, der seine Karriere beim FC Porto beendete, gewann 101 Partien der Königsklasse, Mittelstürmer Cristiano Ronaldo (mittlerweile in Saudi-Arabien) für ManUnited, Real Madrid und Juventus Turin gar 115 Partien.
Nicht ausgeschlossen, dass Müller sogar noch Ronaldo überholt – dafür müsste er aber auf jeden Fall ab Sommer 2024 noch ein weiteres Jahr bei Bayern dranhängen (dürfen).