FC-Bayern-Star Joshua Kimmich steht vor Sprung in elitären Klub – und hat Matthäus im Visier

Freiburg/München - Zwei Torhüter, zwei Länderspiele. Oliver Baumann (34), gebürtig aus Breisach am Rhein unweit von Freiburg, darf am Samstag (20.45 Uhr, RTL) im Nations-League-Heimspiel gegen Bosnien-Herzegowina ins DFB-Tor. Wenn es zum Jahresabschluss am Dienstag (20.45 Uhr, ZDF) in Budapest gegen Ungarn geht, darf der zweite Spätberufene ran, der 28-jährige Alexander Nübel. Jobsharing.
Darüber kann Joshua Kimmich nur lächeln. Jobsharing? Macht der Bayern-Profi ganz alleine. In der Nationalelf gibt er auf Julian Nagelsmanns Weisung den Rechtsverteidiger, bei den Münchnern fungiert er unter Trainer Vincent Kompany im zentralen Mittelfeld als Sechser, fluide interpretiert. Bei seinem DFB-Debüt in der Vorbereitung auf die EM 2016 in Frankreich war er 21 Jahre, drei Monate und 21 Tage alt. Baumann und Nübel bestreiten jeweils ihr zweites Länderspiel? Süß.
Kimmich als Muster an Beständigkeit und Zuverlässigkeit
Das war bei Kimmich während der EM 2016 der Fall, im dritten Vorrundenspiel – ein 1:0 gegen Nordirland. Von diesem Spiel an galt der gebürtige Rottweiler als gesetzt, wurde zum unangefochtenen Stammspieler. Ob bei Joachim Löw, Hansi Flick oder Nagelsmann. Das Hin und Her gab es lediglich um seine Position im Team. Seit September ist der 29-Jährige zudem Nachfolger von Manuel Neuer als DFB-Kapitän. Weil er ein Vorbild sein will – und ist. Als Muster an Beständigkeit und Zuverlässigkeit.
Das beweist ein Blick in die Statistik. Von den 108 Länderspielen seit jener Partie im Parc des Princes von Paris hat Kimmich 94 bestritten, also nur 14 Mal in acht Jahren gefehlt. Die Gründe waren: Vier Mal lediglich war er verletzt (Meniskusschaden im November 2020 und muskuläre Probleme im September 2023).
Je zwei Spiele verpasste er wegen eines Infekts (Oktober 2023) und einer Corona-Quarantäne (November 2021). Ansonsten wurde er geschont. Drei Mal wurde er nicht berufen (nämlich im September/Oktober 2020), im März 2022 erhielt er für zwei Spiele Sonderurlaub, weil seine Lebensgefährtin Lina das dritte (mittlerweile sind es vier) gemeinsame Kind erwartete.
Und ein Mal stand er im Kader, blieb jedoch – hört, hört! – ohne Einsatz: im November 2017 beim 2:2 gegen Frankreich. Absolute Ausnahme. Einst sagte Louis van Gaal: "Thomas spielt immer." Und meinte den Müller. Flick sagte über Gnabry: "Serge spielt bei mir immer." Bei Kimmich ist es einfach so. Ohne Spruch.
Kimmich auf dem Sprung in den elitären Ü100-Klub
Am Samstag gegen Bosnien-Herzegowina bestreitet Kimmich sein 96. Länderspiel, überholt damit den früheren Bayern-Stürmer Karl-Heinz Rummenigge und die bajuwarische Torwart-Legende Sepp Maier (je 95 Länderspiele) und zieht gleich mit Gladbachs einstigem Verteidiger Berti Vogts – siehe die Rangliste der Top 16 des ewigen Einsatz-Rankings der DFB-Nationalspieler. 2025 kommt Käpt'n Kimmich in den elitären Kreis der Ü100-Spieler. Auf Platz 13 liegt Thomas Häßler mit 101 Länderspielen. Den und weitere dürfte Kimmich locker schnupfen. Und dann?
Ist bald die Top3 mit Thomas Müller (131 Einsätze im Adler-Trikot), nach der Heim-EM zurückgetreten, und Miroslav Klose (137) nicht mehr weit. Die aktuellste Kimmich-Hochrechnung der AZ bei stabiler Wahlbeteiligung (soll heißen: Er verzichtet nicht freiwillig auf Länderspiele oder wird geschont) ergibt: Wer in achteinhalb Jahren auf 96 Länderspiele kommt, der wird auch künftig rund elf bis zwölf Partien pro Kalenderjahr abreißen – genau 11,29.
Also ist Lothar Matthäus nicht mehr weit. Der heute 63-Jährige hat ebenfalls vier Kinder, war fünf Mal verheiratet.
Nein, doch – es geht um die Länderspiele. Matthäus hat 150, ist (noch) DFB-Rekordnationalspieler. Macht Kimmich bis zur WM 2030 weiter, dann ist er schlanke 35, und käme nach Adam AZ-Riese auf 68 weitere Länderspiele. Das wären insgesamt 163.
Kimmich, der künftige Rekordnationalspieler? Topp, die Wette gilt!