FC-Bayern-Star Joshua Kimmich bringt Spaniens Pressevertreter ins Schwitzen - und sorgt dann für die kalte Dusche

Barcelona - Die Nervosität war schon weit vor Beginn des Termins spürbar. Häppchen und Kaffee blieben nahezu unberührt, die Live-Schalten via Handy liefen bereits. Vor etwas mehr als einer Stunde war der Tross des FC Bayern unweit des Stadtstrandes Barceloneta angekommen, vor dem Hinterausgang stand der Teambus. Am abgeriegelten Haupteingang lauerten Fans, um einen Blick auf ihre Idole zu erhaschen.
Angespannt warteten die spanischen Reporter im Untergeschoss des Hotels "Sofitel Skipper" in einem für die Pressekonferenz umgestalteten Meeting-Raum auf d e n Mann. Auf Joshua Kimmich. Schon lange hatte es immer wieder Gerüchte um einen Transfer des Vize-Kapitäns der Bayern zum Stolz der Katalanen, zum FC Barcelona, gegeben. Mittlerweile hat Kimmich in Spanien als DFB-Kapitän einen noch größeren Ruf, noch dazu ist einer seiner Mentoren nun Trainer bei Barça: Hansi Flick. Der Vertrag des 29-jährigen Kimmich läuft aus, im Sommer 2025 ist er ablösefrei. Also eins und eins zusammenzählen?
Kimmich über Xavi und den FC Barcelona: "Sehr prägend"
Und dann erzählt Kimmich, im pickepackevollen Raum am Abend vor dem Champions-League-Spiel der Bayern, dass in seiner Kindheit Barça "sehr prägend" gewesen sei. "Gerade mit Xavi, der in der Kindheit mein Vorbild war. Gerade mit Pep als Trainer. Das war schon eine kleine Revolution im Fußball." Guardiola wurde nach seinem Wechsel 2015 zum FC Bayern sein Trainer, wenn auch nur für eine Saison.
Knapp zehn Jahre später steht Kimmich an einer Weggabelung seiner Karriere. Mit 30 noch mal eine neue Herausforderung suchen? Bei einem neuen Klub? In einer anderen Liga? Oder bei Bayern, für die er schon exakt 400 Pflichtspiele (42 Tore, 107 Vorlagen) bestritten hat, einen weiteren Vertrag unterschreiben und zu einer der ganz großen Konstanten des Klubs werden? Zehn Pflichtspiele noch zu Lothar Matthäus, 22 zu Karl-Heinz Rummenigge, 25 zu Franck Ribéry. In diesen Kreisen bewegt sich sein Status.
Kimmich: "Habe mitbekommen, dass ich immer mal wieder mit Barça in Verbindung gebracht wurde"
Die Münchner Bosse und vor allem Trainer Vincent Kompany, der seit seiner Amtsübernahme im Juli auf Kimmich als zentralen (Führungs-)Spieler im Mittelfeld setzt, wollen unbedingt, dass Kimmich bleibt und einen neuen Vertrag unterschreibt. Der Austausch läuft, man ist in guten Gesprächen. Man bedeutet: Bayerns Sportvorstand Max Eberl sowie Sportdirektor Christoph Freund und auf der anderen Seite Kimmich selbst, da er – in der Branche total unüblich – keinen Berater hat. Lediglich einen Anwalt, der am Ende der Verhandlungen den Vertrag gegencheckt. Wie bei allen Spielern möchten die Bosse die Gehaltsstruktur etwas senken, was durch eine spezielle Verteilung von Grundgehalt und Bonuszahlungen auch im Fall Kimmich erreicht werden soll.
Logisch, dass Kimmich im Teamhotel zu seiner offenen Zukunft befragt wurde. Er antwortete, sagte wenig. "Natürlich habe ich mitbekommen, dass ich immer mal wieder mit Barça in Verbindung gebracht wurde." Man solle im Fußball "nie den Fehler machen, etwas auszuschließen". Und: "Ich mache mir jetzt gerade gar keine Gedanken darüber, aber ausschließen sollte man im Leben natürlich nie was – auch nicht im Fußball."
Die Spannung steigt, dann zieht Kimmich den Stecker
Unruhig rutschten die spanischen Kollegen auf ihren Sitzen herum. Auf Rückfrage versicherte Kimmich: "Was ich mit dem Verein bespreche, bleibt intern." Die Tendenz aber geht ganz klar dahin, dass Kimmich verlängert und bei Bayern eine der Säulen bleibt. Als künftiger Kapitän, wenn Torhüter Manuel Neuer eines Tages (kommenden Sommer oder, was wahrscheinlicher ist, im Sommer 2026) seine Vereinskarriere beendet.
Den spanischen Reportern wurde damit der Stecker gezogen – kurz bevor im Saal tatsächlich teilweise der Strom ausfiel und die Pressekonferenz mangels Lichts und Saft für die Kameras bzw. Mikrofone abgebrochen werden musste. Was er denn über das aktuelle Barça im Detail sagen könne, wurde Kimmich noch gefragt. Seine Antwort: "Ich habe diese Saison noch gar kein Spiel von Barça geguckt. Ich habe einfach zu viele Kinder und gehe früh ins Bett." Vier sind es zu Hause mit seiner Frau Lina. Ein Umzug wäre stressig.