FC Bayern: So tickt Dante privat

Keiner jubelte so schön, keiner spielte sich so schnell in die Herzen wie Dante - die AZ erklärt, wie der Abwehr-Boss des FC Bayern privat tickt.
von  Florian Bogner

München - Als er am späten Samstagabend die Haustür seiner Villa in Grünwald öffnet, blickten ihn vier dunkle Kulleraugen an. Sophia (4) und Diogo (2) haben auf Daddy Dante gewartet – und der hat ihnen vom Bayern-Sieg in Frankfurt eine Meisterschale aus Stoff mitgebracht. Sophia und Diogo jubeln über ihre neue Trophäe, Dante nimmt sie in den Arm.

Seine Frau Jocelina schießt ein Foto, das Dante später bei Twitter mit seinen Fans teilt. Dante ist das Gesicht der Meisterschaft des FC Bayern. Keiner Freude sich am Samstag in Frankfurt so wie er, keiner ist in den letzten Monaten überraschender ein solch tragender Bestandteil der Meistermannschaft geworden. Die Kraft dafür geben Dante Momente wie am Samstagabend.

"Meine Familie bedeutet mir alles", sagt er. Oft gehört, doch diesem Dante Bonfim Costa Santos nimmt man ab, dass er es ehrlich meint. "Es ist ganz einfach: Wenn es meiner Familie gut geht, geht’s mir auch gut", sagt der Brasilianer und zeigt dieses Lächeln, das den FC Bayern längst infiziert hat.

"Ich habe hier noch nie einen so positiven Menschen wie Dante erlebt", sagt Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, "er kommt gut gelaunt am Trainingsgelände an und fährt genauso gut gelaunt wieder ab. Diese Grundstimmung überträgt sich auf alle."

Für 4,7 Millionen Euro im Sommer 2012 aus Mönchengladbach gekommen, spielte sich Dante mit atemberaubender Leichtigkeit in Jupp Heynckes’ Elf, reifte schnell zum Abwehrchef.

"Ich habe selten einen Spieler erlebt, der mental so stark ist, leistungsbereit, professionell und darüber hinaus noch so angenehm", sagt Heynckes. "Eine fantastische Verstärkung für uns, nicht nur spielerisch", meint Sportvorstand Matthias Sammer.

Dante, das Naturtalent. In vielen Dingen. "Ich glaube, das hat mit meiner Herkunft zu tun", sagt er auf die Frage, warum er so gut ankommt. "In Bahia in Brasilien sagt man sich: Das Leben ist kurz – also koste es bis zum Letzten aus."

Dante stammt aus Bahias Hauptstadt Salvador, an der Atlantikküste gelegen, weiße Strände, viel Armut. Seine Eltern, er Kunst-Restaurator, sie Hausfrau, lebten in ärmlichen Verhältnissen. Viele hegen den Traum, Profi zu werden. Von den staubigen Straßen Salvadors schaffen es aber nur die, die neben Talent auch den Willen dafür mitbringen.

"Als ich 16, 17 war, bin ich bei ein paar Probetrainings glatt durchgefallen. Meine Familie dachte damals, dass es vielleicht besser wäre, den Traum zu begraben und wieder zur Schule zu gehen", erzählt er. "Aber ich hatte dieses Gefühl in mir, ich müsse es unbedingt weiter probieren."

Also reiste er quer durch Brasilien, spielte vor. "Bei Juventude, in Caxias do Sul, 3000 Kilometer entfernt, hat es endlich geklappt." Dante unterschreibt, mit 17, und greift fern der Heimat auf das zurück, was ihm seine Eltern mitgegeben haben. "Ehrlich sein und immer hart arbeiten", sagt er.

Heute läuft er in Europa die besten Stürmer der Welt ab. In Brasilien machten sie ihn vor Kurzem zum Nationalspieler, am Samstag krönte er sich zum deutschen Meister – und gab den Partytakt vor. Dante, am Ziel seiner Träume? "Ach was", sagt er. Der Champions-League-Sieg, den will er. "Man braucht noch Träume, oder?"

Dante weiß, dass Bayern es drin hat, er spürt es. "Die beste Elf, in der ich je gespielt habe", sagt er. Deswegen wurde in Frankfurt auch nicht groß gefeiert. "Ein Bier trinke ich, mehr nicht", sagte er, bevor er in den Flieger stieg, um daheim vier dunklen Kulleraugen seine Meisterschale zu zeigen.

 

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