FC Bayern: So tickt Carlo Ancelotti

Auf die Ära Guardiola folgt die Ära Ancelotti. Der Italiener bittet die Bayern-Stars am Montag zum ersten Training. Was wird anders unter der Führung des 57-Jährigen? Hier gibt's die Antworten.
von  sid/az
Pep geht, Carlo kommt. Doch wie tickt der Italiener überhaupt? Hier erfahren Sie alles über den 57-Jährigen.
Pep geht, Carlo kommt. Doch wie tickt der Italiener überhaupt? Hier erfahren Sie alles über den 57-Jährigen. © dpa

München - Am Montag beginnt beim deutschen Fußball-Rekordmeister Bayern München die Amtszeit von Trainer Carlo Ancelotti. Was wird der Italiener verändern? Was unterscheidet ihn von Vorgänger Pep Guardiola? Und was wird aus Mario Götze? Die wichtigsten Antworten vor dem Trainingsauftakt.

Worin unterscheidet sich Ancelotti von Vorgänger Guardiola?

Guardiola wurde als Taktik-Genie und arbeitswütiger Perfektionist geschätzt, menschlich wirkte er bis zum emotionalen Abschied kühl. Ancelotti soll wieder mehr Wärme in den Klub bringen. "Er schreit eigentlich nie, hat die Menschenführung perfektioniert", sagt Sami Khedira über seinen Coach bei Real Madrid. Mentor Arrigo Sacchi nennt ihn "ironisch und selbstironisch" - ein Anti-Pep.

Wie sieht Ancelottis Philosophie aus?

Guardiola war sein Ballbesitzfußball heilig - er passte seinen Plan nur in Ausnahmefällen an Spielerwünsche an. Anders Ancelotti: Bei Real sah er Cristiano Ronaldo als Spitze, doch der Superstar kommt lieber über Außen - also verwarf Ancelotti seine Idee.

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Der Spielerversteher stellt sich außerdem voll in den Dienst seines Arbeitgebers, Scharmützel mit anderen Angestellten sind von ihm nicht zu erwarten. Fußballerisch hat er kein Dogma - mit Ausnahme der Viererkette. Auch könnte er vom Dominanzfußball etwas abrücken, Gegner auch mal auskontern.

Was wird Ancelotti ändern?

Neben den genannten Dingen: Ancelotti wird vor allem ruhiger coachen. Wo Guardiola meist wild gestikulierend außerhalb seiner Zone herumtobte, steht Ancelotti äußerlich gelassen vor seiner Bank und malträtiert lieber seinen obligatorischen Kaugummi. Sein Führungsstil ist eher sanft. "Ancelotti gibt keine Befehle - er überzeugt", sagt Sacchi, "er besitzt die Ausgewogenheit und Ruhe, die typisch für Personen aus Familien sind, die das Land bearbeiten". Ancelotti ist ein Bauernsohn mit Elektrikerlehre.

Spricht Ancelotti Deutsch?

Jein. Er wolle es so schnell wie möglich lernen und "vielleicht" schon bei seiner ersten Pressekonferenz ein paar Brocken sprechen, sagte er. "Ob mich einer versteht, ist eine andere Frage."

Wie sieht sein Stab aus?

Urgestein Hermann Gerland bleibt als Assistent, dazu kommen Ancelottis langjähriger "Co", der Engländer Paul Clement, und Torwarttrainer Toni Tapalovic. Zudem im Bereich Fitness Giovanni Mauri, dessen Sohn Francesco und Ancelotti-Filius Davide. Schwiegersohn Mino Fulco ist neuer Ernährungsberater.

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Mit welchen Spielern plant Ancelotti?

Für Weltmeister Mats Hummels und EM-Shootingstar Renato Sanches haben die Bayern über 70 Millionen Euro ausgegeben, weitere Neue werden nicht erwartet. Der Italiener setzt wie Guardiola auf die Führungsspieler Manuel Neuer, Philipp Lahm, Jerome Boateng, Thomas Müller oder Arjen Robben, der wie Holger Badstuber wieder fit ist. Abgegeben wird wohl noch Medhi Benatia.

Was wird aus Mario Götze?

Der WM-Held will um seinen Platz kämpfen, auch wenn ihm Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge durch die Blume einen Wechsel nahelegte. Ancelotti dürfte ihm eine Chance geben - ein Abschied noch im Sommer ist aber nicht auzuschließen.

Was macht Uli Hoeneß?

Rummenigge hat seinen Vertrag bis 2019 verlängert, Sportvorstand Matthias Sammer ist gesundheitlich erholt - mit Spannung wird nun die Entscheidung von Uli Hoeneß erwartet, wie es mit ihm beim FC Bayern weitergeht. Alles andere als eine Präsidentschaftskandidatur im Herbst wäre aber eine Überraschung.

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Was wird von Ancelotti erwartet?

Klipp und klar: der Gewinn der Champions League.

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