FC Bayern: So emotional hat selbst Lothar Matthäus Thomas Müller noch nie erlebt

Gutgegangen, gerade so. Der FC Bayern gewinnt 2:1 in Köln. Weil der 1. FSV Mainz 05 kräftig mithilft, steht der elfte Meistertitel am Stück. Thomas Müller war nach dem Spiel sprachlos.
von  Victor Catalina
Bayern-Star Thomas Müller hat im Fußball zwar alles erlebt, konnte sein Glück dennoch kaum fassen.
Bayern-Star Thomas Müller hat im Fußball zwar alles erlebt, konnte sein Glück dennoch kaum fassen. © IMAGO / RHR-Foto

MünchenThomas Müller gehört zu den wortgewandtesten Profis im deutschen Fußball. Für das, was sich am Samstag in den 95 Minuten in Mainz und Köln ereignete, fand allerdings selbst er nur schwer Worte.

Früh, wie überraschend: In der ersten Hälfte brachten Andreas Hanche-Olsen (15.) und Karim Onisiwo (24.) Mainz 05 2:0 in Führung. Kingsley Coman eröffnete für den Rekordmeister (8.). Dazu vergab Sébastien Haller einen Strafstoß für Schwarzgelb (19.).

Drama bis zur letzten Sekunde: Jamal Musiala erlöst den FC Bayern spät

Zur Pause war der FC Bayern klar auf Meisterkurs. Es sollte allerdings noch komplett dramatisch werden. Raphael Guerreiro (69.) verkürzte für den BVB. Gut zehn Minuten vor Schluss verursachte Serge Gnabry einen Handelfmeter, den der Kölner Dejan Ljubicic verwandelte.

Trotz der Niederlage wäre Dortmund Meister gewesen – bis zur 89. Minute. Jamal Musiala schlenzte die Kugel ins lange Eck und entschied das Titelrennen. Der Ausgleich von Dortmunds Niklas Süle in Minute 96 war letztlich wertlos. Der BVB hätte das Spiel gewinnen müssen.

FC Bayern: Müller versteht auch die gegnerischen Fans

"Dass ich so eine Meisterschaft erlebe, ist unglaublich. Da geht's einem kalt den Rücken runter", sprach Thomas Müller sichtlich mitgenommen ins Sky-Mikrofon, kritisierte aber auch: "Wir kassieren den Ausgleich in einer Manier, die sich die ganze Saison über schon durchzieht, wieder ein Handelfmeter – und dann haut der Jamal den da unten rein! Da wirst du ja verrückt!"

Allerdings konnte Müller auch den Teil Fußballdeutschlands verstehen, der sich, ob der großen Chance für die Dortmunder, einen anderen Meister gewünscht hätte.

Wieder nur Zweiter. Der BVB gab den Meistertitel vor der Pause mit einem 0:2-Rückstand her.
Wieder nur Zweiter. Der BVB gab den Meistertitel vor der Pause mit einem 0:2-Rückstand her. © IMAGO / Kirchner-Media

Matthäus gibt zu: "Habe Thomas noch nie so erlebt"

"Ich glaube alle, die sich für den deutschen Fußball interessieren, haben unterschwellig bestimmt so ein Gefühl, dass wir es eigentlich nicht verdient haben – und das spreche ich auch offen aus. Ich verstehe es. Weil unsere Rückrunde auf und neben dem Platz so chaotisch war. Dieser Moment ist aber dennoch unglaublich."

Auch Lothar Matthäus, der Müller seit vielen Jahren kennt, gab offen zu: "Ich habe Thomas noch nie so erlebt. Er findet die Worte nicht." Bayern habe den Meistertitel das bisschen mehr verdient.

Müller vom Aus der Bayern-Bosse überrascht

Auch hier lenkte Müller sofort ein: "Die Dortmunder Rückrunde muss man mehr als respektieren. Wenn ich ehrlich bin: Ich hab's gehofft (dass Dortmund patzt, d. Red.), aber ich hätt's nicht gedacht. Die Dortmunder haben die letzten Wochen super stabil gewirkt." Für die Menschen, die Müller enger kenne, tue es ihm leid. "Aber als Sportler bin ich natürlich dafür da, dass das gewinnen."

Vom Aus der Bayern-Bosse Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn wusste Müller noch nichts: "Das kommt jetzt, eine Minute nach Abpfiff?" Kurz nach dem Gewinn des Meistertitels machten die Münchner die Trennung von den beiden Ex-Profis offiziell.

Wie einst der Bayern-Titel in Unterhaching: Müllers "historischer Moment" in Köln

Weiter wollte sich der Ur-Bayer mit dieser Personal-Entscheidung nicht beschäftigen und stattdessen lieber den Moment genießen: "Ich kann es noch nicht einordnen. Aber es ist historisch. Wenn ich überlege, ich verfolge den FC Bayern seit Kindesbeinen auf und diese 2000er-Meisterschaft, als Michael Ballack ein Eigentor in Unterhaching macht, die bleiben in Erinnerung und das ist auch so eine."

Das andere könne und müsse in den nächsten Wochen aufgearbeitet werden. Direkt nach dem Spiel wollten Müller und der FC Bayern aber nur "als Mannschaft den Emotionen freien Lauf lassen."

Mehr davon gibt es am Sonntag ab 17:30 Uhr auf dem Marienplatz, wenn der FC Bayern mit seinen Fans die unerwartete Meisterschaft auf dem Marienplatz feiert.

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