FC Bayern: Senor Heimweh

„In Deutschland liegt ein Meter Schnee!“Der argentinische Bayern-Profi Demichelis sehnt sich nach Sommer und vermisst seine südamerikanischen Freunde im Kader. Auch sportlich, findet er, hat er Grund zur Klage
von  Abendzeitung
Sehnt sich nach Sonne: Martin Demichelis, neben ihm: Maradona.
Sehnt sich nach Sonne: Martin Demichelis, neben ihm: Maradona. © dpa

„In Deutschland liegt ein Meter Schnee!“Der argentinische Bayern-Profi Demichelis sehnt sich nach Sommer und vermisst seine südamerikanischen Freunde im Kader. Auch sportlich, findet er, hat er Grund zur Klage

MÜNCHEN Er ist, nach den Abgängen von Zé Roberto und Lucio im Sommer und den Ausleihen von José-Ernesto Sosa und Breno der letzte verbliebene Südamerikaner beim FC Bayern. Richtig klarzukommen scheint Martin Demichelis mit diesem Umstand nicht.

„Ich habe mich zwar eingelebt, verstehe die Sprache, weiß, was Sommer und Winter ist. Das Leben in Deutschland ist ruhig, es gibt keine Probleme mit Kriminalität. Dennoch vermisse ich einiges von Argentinien“, sagte er in einem Interview dem „kicker“. „München ist schön, du kannst einkaufen gehen, im Kader habe ich aber keine südamerikanischen Spieler oder Freunde mehr.“

Es ist ein Interview, in dem der Verteidiger über seine Einsamkeit spricht, über sein Heimweh nach Argentinien, über die deutsche Mentalität, mit der er sich, obwohl schon seit 2003 in München, nicht richtig anfreunden mag. „Hier gehe ich zum Training, dann gleich nach Hause, sitze da allein mit Frau und Kind“, sagte er. In Argentinien dagegen hätten die Menschen immer gute Laune, nach den Trainings würden die Spieler auch den Rest des Tages miteinander verbringen.

Señor Demichelis hat Heimweh – wohl auch, weil in Deutschland gerade Winter ist. „In Argentinien ist zurzeit Sommer“, erzählt er, „es hat über 30 Grad, die Leute liegen am Pool und sind gut drauf. In Deutschland liegt ein Meter Schnee, es ist richtig kalt.“

Ein Meter Schnee? Es bleibt offen, ob Demichelis damit die Höhe gemeint hat – oder doch die Breite? Bayerns Südamerikaner leiden nahezu traditionell unter dem Münchner Winter (siehe Kasten unten).

Auch die Sache mit Martin junior, seinem im Herbst geborenen Sohn, ist schwierig für Demichelis. „Gott sei Dank spricht mein Sohn noch nicht“, sagt er im „kicker“, „sonst wäre es noch schlimmer, wenn er mir beim Abflug (nach der Winterpause, d. Red.) gesagt hätte: Hey, Papa, bleib hier! Warum fährst du wieder weg.“

Zwar beeilt er sich zu versichern, er wolle seinen bis 2012 laufenden Vertrag beim FC Bayern erfüllen. Aber in der Vorrunde, als er wegen Verletzungen zunächst nicht spielte und nur auf acht Bundesliga-Einsätze kam, war er nicht immer glücklich:„In dieser Zeit war mir klar, ich bin nicht wichtig für Team und Trainer. Ich war enttäuscht, wenn ich nicht wichtig bin für die Mannschaft, gehe ich lieber zurück nach Hause.“ Dort ist es auch wärmer. fil

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.