FC Bayern scheitert mit der Mission Palhinha: Herbert Hainer gibt Insides zum Debakel am "Deadline Day"

Der "Deadline Day" entwickelte sich für den FC Bayern zum Desaster Day. Präsident Herbert Hainer verriet nun Insides im Poker um Joao Palhinha.
von  AZ
Herbert Hainer und Jan-Christian Dreesen wollten in letzter Minute noch den Palhinha-Deal eintüten.
Herbert Hainer und Jan-Christian Dreesen wollten in letzter Minute noch den Palhinha-Deal eintüten. © Augenklick/sampics

München - Es war alles vorbereitet für die Mission "Holding Six". Selbst der Kugelschreiber lag wohl schon zur Unterschrift bereit. An der Säbener Straße 51 sollte die Transfer-Taskforce an diesem Freitag den letzten Deal des Sommers eintüten.

Nach dem Kane-Coup und dem Kim-Deal wollten die Bayern-Bosse ihrem Cheftrainer Thomas Tuchel zum krönenden Abschluss den Wunsch nach einem Abräumer mit Joao Palhinha (28) in allerletzter Sekunde erfüllen. 

Der FC Bayern wollte ihn: Fulham fand jedoch keinen Ersatz für Palhinha

Der Portugiese wurde dafür extra in die bayrische Landeshauptstadt eingeflogen, absolvierte am Nachmittag seinen Medizincheck und posierte sogar schon für die Klubmedien im Bayern-Leiberl, um Zeit zu sparen.

Einzig und allein die Vertragsunterschrift fehlte. Sobald das grüne Licht aus Fulham kam, sollte Palhinha nur noch den Kugelschreiber packen und sein "Servus" unter den Vertrag hauen.

Musste nach dem Medizincheck wieder nach London reisen: Joao Palhinha.

Doch die Zeit wurde zum Endgegner der Münchner. Um kurz vor 18 Uhr (Transferschluss in Deutschland) hatte der Klub aus London immer noch kein "Go" gegeben. Grund: Fulham wollte zuerst einen Nachfolger für Palhinha verpflichten.

Bei Transferschluss dann die endgültige Ernüchterung. "Die haben bis zur letzten Minute gesucht, aber es hat leider nicht geklappt. Wir hätten ihn gerne gehabt", sagte Bayern-Präsident Herbert Hainer im "Doppelpass" zum geplatzten Palhinha-Deal.

Auch Palhinhas Bruder und Berater Gonçalo Palhinha meldete sich zu Wort. Über Instagram schrieb er: "Der Respekt und die Zuneigung der Menschen bei Bayern, die uns begleitet haben, haben einen Unterschied gemacht in Bezug auf Respekt, Ehrlichkeit und Professionalität. Die Zuneigung zum Verein in unserer Familie wird für immer bleiben." 

FC Bayern: Im Büro von Präsident Herbert Hainer fiel die Wahl auf Palhinha 

Dass sich die Bayern überhaupt nochmal auf die Suche nach einem Sechser für Tuchel begeben haben, lag am Abschied von Benjamin Pavard. Zuvor herrschte laut einem Bericht von "The Athletic" lange Zeit Uneinigkeit, ob der Bayern-Kader überhaupt noch einen Abräumer braucht. Als sich die Transfer-Crew des Rekordmeisters letztlich entschied, nochmal die Fühler auszustrecken, dauerte es aber zu lange, sich auf einen Kandidaten zu einigen.

"Als am Sonntag bekannt war, dass Pavard nicht beim FC Bayern bleibt, haben wir am Dienstag in meinem Büro zwei Stunden zusammengesessen. Thomas Tuchel, Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge, Jan-Christian Dreesen und meine Wenigkeit und haben diskutiert und uns auf den Sechser Palhinha festgelegt", verriet Hainer. 

Hoeneß über Transfer-Desaster: "Sollten am letzten Transfertag nicht mehr mitten im Geschehen sein"

Anschließend startete der FC Bayern eine Blitz-Mission. Schon am Tag darauf hatten Dreesen und Bayerns Technischer Direktor Marco Neppe eine Einigung mit dem Mittelfeldspieler und Fulham erzielt. "Das war eine unheimlich gute Leistung innerhalb kurzer Zeit. Allerdings. Und das muss man fairerweise dazu sagen: Der FC Fulham hat immer gesagt, wir machen das nur, wenn wir einen gleichwertigen Ersatz finden", betonte der Präsident des FC Bayern.

Eine weitere interne Quelle des FC Bayern gab in "The Athletic" jedoch zu: "Am Ende haben wir reagiert und überstürzt gehandelt." Da passt es nur zu gut, dass der Deadline Day wohl nicht mehr der Lieblingstag von Ehrenpräsident Uli Hoeneß ist. "Von Ausnahmefällen abgesehen, sollten wir in Zukunft am letzten Transfertag nicht mehr mitten im Geschehen sein", sagte der 71-Jährige der "Süddeutschen Zeitung".

Herbert Hainer: "Thomas Tuchel  wird eine gute Mannschaft formen"

Trotz des Deadline-Day-Desasters wollte Hainer den Transfer-Sommer der Münchner nicht schwarzmalen: "Dadurch geht die Welt nicht unter. Wir haben einen erstklassigen Kader mit unheimlich guten Spielern. Der Trainer wird da eine gute Mannschaft formen. Da bin ich davon überzeugt." Dieser sah es am Samstag in Gladbach (2:1) noch etwas anders. "Es ist ein bisschen dünn, ein bisschen wenig. Wir haben einen guten Kader, aber auf manchen Positionen ist es ein bisschen mutig", so Tuchel.

Vor allem die Rechtsverteidiger-Position dürfte dem Trainer des Rekordmeisters Bauchschmerzen bereiten. Grund: Neben Noussair Mazraoui steht mit dem ausgemusterten Bouna Sarr nur ein gelernter Rechtsverteidiger im Bayern-Kader. Sein Präsident sieht das hingegen deutlich entspannter: "Kimmich oder Laimer kann man rausstellen. Und auch Upamecano kann auf der rechten Seite spielen. Also wir haben schon zwei bis drei Optionen."

Noussair Mazraoui ist neben Bouna Sarr derzeit der einzige Rechtsverteidiger im Bayern-Kader.

Der FC Bayern wollte Transfers mit Klasse statt für die Masse

Dennoch musste Hainer zugeben, dass der dünste Kader der Liga (23 Feldspieler mit Torhütern) ein gewisses Risiko bei der Mission Triple birgt: "Natürlich ist es ideal, auf jeder Position zwei oder drei Spieler zu haben. Aber eines ist auch klar beim FC Bayern: Klasse ist besser als Masse. Wir wollten auf keinen Fall jemanden kaufen, der nur ein Backup-Spieler ist, sondern wir wollten Spieler kaufen, die uns wirklich weiterbringen." 

Hainer deutet Wintertransfers beim FC Bayern an

Sollte es sich aber herausstellen, dass das Triple in Gefahr ist, werden die Münchner aber nochmals Geld in die Hand nehmen, zumal durch den Transferüberschuss von rund 18 Millionen Euro noch genügend Kohle da ist. "Natürlich werden wir, wenn es nötig ist, im Winter nachlegen", betonte der 69-Jährige. Ob Palhinha im Januar dann endlich nicht mehr nur für die Klubmedien im Bayern-Trikot posieren darf, wird sich zeigen. 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.