FC Bayern: Ribéry – einer wie Ronaldo?
Trainer Louis van Gaal vergleicht den Poker um Bayern-Star mit dem Wechsel des Weltfußballers von Manchester United zu Real Madrid. Lange beteuerte Ronaldo, den Verein der Premier League nicht verlassen zu wollen, machte dann Druck und durfte am Ende gehen.
MÜNCHEN Erkenntnis Nummer eins war wenig überraschend: „Uns hat die Kreativität gefehlt“, sagte Trainer Louis van Gaal. Es hat Franck Ribéry gefehlt in den ersten beiden Tests der neuen Saison, zu sehen beim 0:0 am Freitagabend in Salzburg und selbst beim 11:0 am Samstag – aber da ging es ja auch gegen eine Fanclub-Auswahl.
José Ernesto Sosa und Neuzugang Alexander Baumjohann durften Ribéry doubeln, es war nicht der Ansatz einer Ähnlichkeit zu erkennen. An der Spitze der Raute klafft eine Lücke. Fehlt Ribéry, fehlt Raffinesse. Auf die Testspiele musste der Franzose wegen einer Schleimbeutelentzündung im linken Knie verzichten, ob er am Montag wieder ins Training einsteigen kann, ist fraglich. Ob er weiter für Bayern spielt, ebenso. Die Bosse geben sich stur und standhaft allen Gerüchten, Anfragen und Fernwehattacken zum Trotz. „Wir haben mit Franck gesprochen, für uns ist klar, dass er bei uns bleibt“, erklärte Sportdirektor Christian Nerlinger. Rien ne va plus?
Von wegen! Real-Vorstandsmitglied Emilio Butragueño erklärte: „Wir müssen Geduld haben. Wir haben Ribéry nicht aufgegeben, denn noch ist viel Zeit.“ – „Vor Ende August wird es keine Entscheidung geben, dann schließt die Transferliste“, sagte Franz Beckenbauer in der „Passauer Neuen Presse“. Und für unverzichtbar hält der Bayern-Präsident den 26-Jährigen nicht mehr. „Ribéry hat im ersten Jahr den Unterschied ausgemacht, im zweiten nicht mehr.“ Mehr Teamarbeit hatte schon Mitspieler Philipp Lahm angemahnt, nun lästerte Beckenbauer: „Der Luca Toni bleibt stehen, der Ribéry bleibt stehen. Van Gaal wird mehr Wert legen auf Disziplin. Das wird jetzt anders, sie werden sich für das System van Gaal ändern müssen.“
Wenn sie bleiben. Die Hausnummer von 80 Millionen Euro Ablöse für Ribéry hält Beckenbauer für „Irrsinn“, er meinte: „Ich hätte ein schlechtes Gewissen. Aber irgendeinen Verrückten findet man immer, der mit Geld um sich wirft.“ Was sogar dem Vatikan missfällt. In der Zeitung „Osservatore Romano“ hieß es: „Es wäre gut, sich zu fragen, ob die Summen, die Reals Präsident Florentino Perez in Zeiten der wirtschaftlichen und finanziellen Krise bezahlt, ökonomisch noch zu rechtfertigen und marktwirtschaftlich überhaupt erklärbar sind.“ Madrid hat zuletzt 214 Millionen Euro ausgegeben.
Ob Ribéry bleibt, wurde schließlich van Gaal gefragt. „In der Welt des Fußballs kann ich das nicht sagen. Das hat man bei Cristiano Ronaldo gesehen.“ Trotz aller Dementis wechselte der Weltfußballer doch von ManU zu Real. Gibt van Gaal Ribéry auf?
P. Strasser