FC Bayern: „Rensing? Butt? Beide haben kein Champions-League-Format“
Wie die früheren Torwart-Helden Stein und Schumacher, Rivalen um die Nummer eins während der WM 1986 in Mexiko, die aktuellen Bayern-Keeper sehen - und was sie von Schalkes Neuer halten
MÜNCHEN Ein Torwart ist nicht nur ein Torwart. Bei Louis van Gaal ist ein Torwart der elfte Feldspieler. Was immer wieder trainiert wird. Am Montagvormittag übten Michael Rensing und Jörg Butt an der Säbener Straße wieder Flachpässe, kurze Pässe, lange Pässe. Wie es van Gaal gefällt.
Nicht Neues – und dennoch war alles anders am Tag eins nach den Worten des Trainers: „Ich habe gewählt. Ich gebe Michael Rensing mein Vertrauen.“ Eine Entscheidung, die van Gaal nun durchziehen will. Rensing ist die Nummer eins für die komplette Saison. Und ausgerechnet im ersten Spiel, quasi mit der Ernennungsurkunde unterm Arm, passierte ihm ein Missgeschick, er bekam eine Hereingabe nicht zu fassen, sah schlecht aus.
„Natürlich war das ein Torwartfehler“, sagte Ex-Nationalkeeper Toni Schumacher der AZ, „er wird sich nicht freuen, der Trainer wird nicht glücklich sein, aber es war ja nicht spielentscheidend. Also einfach weitermachen.“ Mit erhöhtem Risiko? Hätte Bayern nicht doch einen anderen Keeper verpflichten sollen?
„Keiner, weder Rensing noch Butt, ist wirklich der Stärkere, beide haben kein Champions-League-Format“, meint Ex-Torwart Uli Stein und erklärt: „Sie sind gut genug für die Bundesliga. Die Frage ist: Genügen sie den internationalen Ansprüchen des FC Bayern? Meiner Meinung nach müssen sie sich noch einen anderen Torhüter suchen.“
Was nicht passieren wird. Der Markt gibt vier Wochen vor Ende der Transferfrist nichts her, die Vereine stehen überall in Europa kurz vor Beginn der Saison oder sind schon mittendrin. Beim Werben um Manuel Neuer sind die Bayern schon im Juni bei den Schalkern abgeblitzt.
„Ich glaube, dass die Bayern da hartnäckig sind“, sagt Schumacher. „Wenn sie Neuer holen wollen, machen sie sicher keinen Fehler – aber auch Rene Adler (Leverkusen, d. Red.) oder Tim Wiese (Bremen, d. Red.) sind auf diesem Niveau.“ Stein meint: „Neuer wird der dominierende Torhüter der kommenden Jahre in Deutschland. Er wäre der Richtige, er ist mit seinen 23 Jahren schon wesentlich weiter, als es Kahn und Lehmann in diesem Alter waren. Er ist ein Juwel. Klar, dass die Schalker ihn nicht abgegeben haben.“
Und Rensing? Schumacher: „Die Frage bei ihm wird sein: Wie stark ist er jetzt mental? Damals, als er von Klinsmann rausgenommen wurde, dachte ich, es wäre besser für den Jungen, zu gehen und sich seine Sporen bei einem anderen Verein zu verdienen. Da war das Thema Rensing und Bayern eigentlich durch. Nun heißt es: Jetzt oder nie!“
Für van Gaal heißt es: Rensing – und keine Alternative. Schumacher: „Mit der Entscheidung für den jüngeren Keeper ist eine Sache nun auch klar: Van Gaal kann außer bei einer Verletzung oder Sperre Rensing nun nicht mehr rausnehmen und plötzlich wieder wechseln. Das geht nicht, das wäre ja dann Wahnsinn für Rensing.“
ps