FC Bayern: Philipp Lahm und Xabi Alonso mit gemeinsamem Abschied

München - Xabi Alonso hatte bereits Tränen in den Augen, da war sein letztes Spiel als Profi noch längst nicht angepfiffen.
Steven Gerrard, Legende des FC Liverpool und Alonso-Mitspieler beim Champions-League-Triumph 2005 – nach 0:3-Rückstand gegen Carlo Ancelottis AC Mailand – wandte sich in einer Video-Botschaft an den Spanier. "Xabi, ich möchte dir anlässlich deines Rücktritts gratulieren", sagt Gerrard. "Was für eine besondere Karriere! Für mich warst du vielleicht der angenehmste Partner, mit dem ich in meiner gesamten Karriere zusammen gespielt habe." Währenddessen sieht man Alonso, wie er glücklich lächelt, der 35-Jährige wirkt tief berührt, nur mit Mühe hält er die Tränen zurück. Gelingt ihm das am Samstag auch?
Es könnten Taschentücher gebraucht werden, wenn Alonso und Philipp Lahm gegen den SC Freiburg (15.30/Sky) ihren Abschied von der Fußballbühne geben. Schon am Freitag, beim letzten Training, waren Gefühle im Spiel. "Es war ein sehr emotionaler Tag", verriet Trainer Ancelotti: "Ich bin sehr stolz, dass ich diese Spieler trainieren durfte. Und ich bin traurig, dass wir sie nun verlieren." 2014 war Alonso von Real Madrid zu den Bayern gekommen, er gewann in jedem Jahr die Meisterschaft, 2016 das Double. Es geht "einer unserer besten Transfers der vergangenen Jahre, ein wahrer Glücksgriff, ein begnadeter Stratege, ein hochintelligenter Mann", schwärmte Karl-Heinz Rummenigge: "Es war die helle Freude, diesen Gentleman bei uns in München zu haben."
Alonso "einer wie Lahm"
Alonso, wie Lahm Weltmeister und Champions-League-Sieger (2005 mit Liverpool, 2014 mit Real Madrid), zudem Doppel-Europameister (2008 und 2012), blickt mit "Stolz auf meine Zeit hier" zurück. In der "SZ" sagte er, er sei 2014 nach München gewechselt, um "mir selbst zu beweisen, dass ich in einem Verein wie dem FC Bayern wichtig sein kann". Das ist ihm, dem Passkönig und Mittelfeld-Dirigenten, auf beeindruckende Art und Weise gelungen.
"Ich hätte ihn gern länger als zwei Jahre trainiert", sagte Ancelotti, der Alonso schon aus seiner Zeit bei Real kannte. "Er war immer professionell, seriös, fantastisch. Einer wie Lahm." Dem Kapitän wird zum Ende seiner Laufbahn eine große Ehre zuteil. Wie die Bayern mitteilten, nimmt der Klub Lahm in die "Hall of Fame" auf – als ersten Spieler seit Oliver Kahn im Jahr 2008. "Philipp Lahm ist einer der verdientesten Spieler in der neueren Geschichte des FC Bayern", sagte Rummenigge, der Lahm gleich neben "Kaiser" Franz Beckenbauer "einreihen möchte".
Nach 652 Pflichtspielen und 21 Titeln ist für den 33-Jährigen, der 1989 bei der FT Gern mit dem Fußballspielen begonnen hat und 1995 als Elfjähriger zu den Bayern gewechselt ist, Schluss. Ob bei Lahm die Tränen kullern werden? "Schau mer mal, was passiert", sagte er. "Es wird ein sehr, sehr schöner, aber auch schwieriger und aufregender Abschied." Ancelotti kündigte an, Lahm fünf Minuten vor Schluss auswechseln zu wollen, "damit ihn die Fans feiern können". Im Stadion wird es zwei große Lahm-Choreografien geben.
Carlo kann nicht weglaufen
Für Ancelotti gibt’s eine Premiere. Erstmals wird er eine Bierdusche über sich ergehen lassen müssen. Weglaufen? Unmöglich. "Ich habe ein Problem, mein Knie ist kaputt. Ich kann nicht mehr laufen", sagte Ancelotti. Leichte Beute also für die geübten Jäger im Bayern-Kader. Carlo, der Profi, packt sich bestimmt einen zweiten Anzug ein.
Nach den Feierlichkeiten, bei denen auch Co-Trainer Hermann Gerland (übernimmt das Nachwuchsleistungszentrum) und Ersatzkeeper Tom Starke (wird Torwartkoordinator im NLZ) verabschiedet werden, wird sich der Coach zurückziehen und von der Saison erholen. "Ich will eine Woche schlafen", sagte Ancelotti und lachte. Einen Monat wird er mit seiner kanadischen Frau Mariann in Vancouver verbringen, relaxen, etwas angeln. Doch zunächst will Ancelotti feiern. "Ich bin bereit", sagte der Mister und gab den Partybefehl: "Am Samstag ist alles erlaubt!" Beim Adios und Servus!