FC Bayern: Pfaff kritisiert Rensing
„Zu brav und zu verschlossen“. Die Ratschläge des Ex-Bayernstars Jean-Marie Pfaff an seinen Nach-Nachfolger Michael Rensing.
MÜNCHEN Die Augen von Jean-Marie Pfaff leuchten. Immer wenn der 55-Jährige in der Allianz Arena weilt, stellt er sich vor, wie gerne er dort aufgelaufen wäre. „Wäre ich 25 Jahre jünger, könnte ich noch mitspielen.“ Am Wochenende war der 61-malige belgische Nationaltorhüter mal wieder zu Gast in München – beim zweiten internationalen Torwart-Kongresses fungierte das ehemalige Torwartidol des FC Bayern München als gefragter Referent.
Neben vielen Anekdoten gab der im belgischen Brasschaat lebende Geschäftsmann auch eine Meinung zu den aktuellen Bayern-Torhütern preis. Und die hört sich gerade für Michael Rensing nicht gut an. „Der Junge ist zu brav und zu verschlossen“, kritisierte Pfaff. „Er muss mal eine breite Brust und Haare auf den Zähnen zeigen.“ Pfaff erinnerte an seine schwierige Anfangszeit 1982 an der Isar, „da habe ich mich durchgesetzt und Paul Breitner hat mir geholfen, dass alle auf mich hören.“ Deshalb sagt er zu Rensing auch: „Er hat nicht die Unterstützung, die ein Torwart braucht.“ Pfaff will jedoch grundsätzliche Fehler in der Trainingssteuerung bei den Münchner Torleuten beobachtet haben. „Rensing hat zu viel Krafttraining gemacht. Ihm fehlen Flexibilität, Schnellkraft und Geschmeidigkeit“, sagt er. Unverzichtbare Komponenten für einen modernen Keeper.
Pfaff rät den Bayern-Bossen nicht zwangsläufig zum Kauf eines neuen Torwarts, „jeder hat eine zweite Chance verdient“, meint er. Doch auch für Pfaff ist Schalkes Manuel Neuer das derzeit hoffnungsvollste Talent, „er hat die besten Anlagen, die stärkste Ausstrahlung.“ Generell sei Deutschland doch ein Land mit einer starken Torwart-Generation, „der lange und unnütze Streit zwischen Kahn und Lehmann hat viel kaputt gemacht“, so Pfaffs These.
Doch ausgerechnet Lehmann, bisher noch nie als besonders großer Freund des FC Bayern aufgefallen, stärkt Rensing den Rücken. „Wer ein großer Torwart sein will, muss in seiner Karriere auch mal durch ein tiefes Tal gegangen sein“, sagte Lehmann der „Bild“. Rensing sei genau dies passiert. Lehmann weiter: „Wenn Rensing aus dem Tief gestärkt rauskommt, ist er für die WM prädestiniert“, meinte der 39 Jahre alte Stuttgarter.
Frank Hellmann
