FC Bayern: Palhinha fehlt wochenlang – wer jetzt aushilft

Schöne Bescherung! Vor der kurzen Winterpause steht für den FC Bayern ein Sprint an. Palhinhas Ausfall kommt äußerst unpassend – wer aushilft.
von  Patrick Strasser
João Palhinha kommt beim FC Bayern im Moment nicht über die Rolle des Ersatzspielers hinaus. Max Eberl und Christoph Freund bekräftigen aber, dass der Portugiese noch wichtig werden wird.
João Palhinha kommt beim FC Bayern im Moment nicht über die Rolle des Ersatzspielers hinaus. Max Eberl und Christoph Freund bekräftigen aber, dass der Portugiese noch wichtig werden wird. © IMAGO/Marco Steinbrenner/DeFodi

Budapest/München - Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Und bei vielen Profis mit akuter Dauerbelastung samt Reisestress gibt es kaum ein Zwischendrin. Dienstagabend Länderspiel in Budapest, Mittwochfrüh Rückflug nach München, Freitagabend Heimspiel gegen den FC Augsburg – so der Plan für die Bayern-Nationalspieler Joshua Kimmich, Leroy Sané, Serge Gnabry und Jamal Musiala, der von Bundestrainer Julian Nagelsmann nur in der letzten halben Stunde auf den Rasen geschickt wurde.

Keine Kimmich-Schonung: "Ich habe mich gefreut, dass ich spielen durfte"

DFB-Kapitän Joshua Kimmich, der am Ende des 7:0 gegen Bosnien-Herzegowina einen Schlag abbekommen und eine leichte Sprunggelenksverletzung erlitten hatte, meldete sich selbst für das tabellarisch bedeutungslose Spiel der Nations-League-Gruppenphase einsatzbereit. Keine Lust, mal zu verzichten? Keine Schonung nötig, beziehungsweise erwünscht?

"Generell ist es die Entscheidung des Trainers, nicht meine", sagte der 29-Jährige und erklärte lapidar: "Ich habe mich gefreut, dass ich spielen durfte." Wenn auch nur 45 Minuten, dann nahm Nagelsmann den Rechtsverteidiger aus dem Spiel. Irgendwann muss ja auch mal gut sein.

Kimmich hat alle möglichen 22 Pflichtspiele bestritten

Denn mit dem bayerischen Derby am Freitag (20.30 Uhr/DAZN und im AZ-Liveticker) steht der letzte Block vor der kurzen Winterpause an. Mit acht Partien in 29 Tagen. Drei Wettbewerbe, maximale Belastung. Schöne Bescherung! "Wir hatten auch mit Bayern bisher viele Auswärtsspiele, dazu drei Länderspielpausen", rechnete der vierfache Familienvater vor, "da ist man sehr, sehr viel unterwegs, dazu kommt die Belastung im Spiel. Das kann schon anstrengend sein."

Jammern aber gilt nicht. Schon gar nicht für Kimmich, der bisher jedes der 22 Pflichtspiele (16 für Bayern, jeweils über die volle Distanz, und alle sechs im DFB-Trikot) bestritten hat. Dass er nun gegen Bosnien-Herzegowina und beim 1:1 in Ungarn mal etwas kürzertreten durfte (besser: musste!), wird seinen Klubcoach Vincent Kompany gefreut haben.

Kimmich als Bayerns Schlüsselspieler gefragt

Der Bayern-Trainer braucht Kimmich als Schlüsselspieler und Säule im zentralen Mittelfeld. Denn da darf nicht mehr viel passieren. Aleksandar Pavlovic (20) befindet sich nach seinem Schlüsselbeinbruch von Mitte Oktober aktuell in der Reha, darf aber noch keine Zweikämpfe bestreiten. Eine Rückkehr auf den Platz ist bei optimalem Heilungsverlauf für Anfang Dezember geplant. Pavlovic' Ersatz, João Palhinha, erlitt Anfang letzter Woche bei der portugiesischen Nationalmannschaft einen Muskelbündelriss im Adduktorenbereich. Der 29-Jährige wird bis zur Weihnachtspause ausfallen.

"Das ist extrem bitter für ihn, aber auch für uns als Mannschaft. Ich finde, er hat sich in den letzten Spielen extrem stabilisiert, hat seine Sache gut gemacht und war ein wichtiger Faktor, dass wir die Spiele erfolgreich gestalten konnten", sagte Kimmich in Budapest und fügte hinzu: "Wir müssen natürlich die Qualität im Kader haben, um so etwas aufzufangen. Trotzdem tut uns jeder Verletzte weh. Gerade, wenn man sieht, wie viele Spieler wir haben, die lange ausfallen, ist das schon extrem bitter."

Nach seiner Verletzung arbeitet Aleksandar Pavlovic (m) am Comeback.
Nach seiner Verletzung arbeitet Aleksandar Pavlovic (m) am Comeback. © Tom Weller/dpa

Er dachte an Pavlovic, Josip Stanisic (im individuellen Aufbautraining nach Außenbandriss im Knie), Sacha Boey (wieder im Teamtraining nach Meniskusriss im Knie) und Sommer-Zugang Hiroki Ito, der aufgrund seines Mittelfußbruchs im Juli und einer erneuten Operation im November noch kein Pflichtspiel für den FC Bayern bestreiten konnte.

Plötzlich muss Goretzka zum Bayern-Retter werden

Auf den beiden Sechser-Positionen im zentralen Mittelfeld kommt es nun auf Leon Goretzka (29) und Konrad Laimer (27) an. Vor allem für Goretzka, der nach bitteren Zeiten als Tribünengast oder Bankdrücker mit minimalen Einsatzzeiten vor zwölf Tagen beim 1:0 der Bayern auf St. Pauli sein Startelf-Comeback feiern durfte, dürfte nun gefragt und gefordert sein.

Was für eine 180-Grad-Kehrtwende. Vom Auslaufmodell, dem im Sommertransfer-Fenster von den Bossen nahegelegt wurde, den Verein zu verlassen, zum Retter in der Not. So schnell wendet sich das Blatt.

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